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Lucy's Song

Lucy's Song

Titel: Lucy's Song
Autoren: Bjorn Ingvaldsen
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zu erfahren. Anschließend suchte ich Flüge heraus. Auch das war nicht so einfach. Von wo sollten wir abfliegen? Und auf welchem Flugplatz landen? Es gab in Paris gleich mehrere Flugplätze.
    Ich ging ins Wohnzimmer und fragte die Tante.
    »Wenn du mit deinen Freundinnen in den Süden fährst, wie macht ihr das? Mit Flugticket, Hotel und so?«
    »Willst du in den Süden?«, fragte der Onkel.
    »Nein, ich wollte es nur mal wissen.«
    »Wir buchen alles bei einer Reisegesellschaft«, sagte die Tante. »Das ist so praktisch. Die regeln alles mit Flug und Hotel. Und dann werden wir mit dem Bus abgeholt und wieder zum Flughafen gebracht.«
    Sie nannte mir die Namen verschiedener Reisegesellschaften.
    Das sah prima aus. Man konnte sich aussuchen, ob man eine ganze Woche verreisen oder nur von Donnerstag bis Sonntag wegbleiben wollte. Und dann konnte man entscheiden, in welchem Hotel man wohnen wollte, nach einer Liste, die sie da hatten. Einige waren richtige Luxushotels, während andere ziemlich langweilig aussahen. Ich versuchte herauszufinden, was das wohl kosten würde.
    Zuerst dachte ich, nur Mama und ich sollten reisen. Aber sie würde sicher nicht ohne Lucy fahren wollen. Und wenn Lucymitkam, dann musste auch die Tante dabei sein. Der Onkel wollte sicher nicht. Also waren wir vier Personen.
    Ich schaute mir noch einmal die Hotels an. Nicht alle hatten einen Fahrstuhl, und bei einigen sah es so aus, als ob der Fahrstuhl nicht groß genug für einen Rollstuhl war. Da konnten wir nicht wohnen. Ich fand heraus, welches Symbol anzeigte, dass das Hotel auch für Gehbehinderte geeignet war. So eines suchte ich aus. Dann klickte ich auf einen Termin gleich nachdem die Schulferien angefangen hatten. Eine Reise von Donnerstag bis Sonntag.
    Das machte fast sechstausend Kronen für jeden. Vierundzwanzigtausend zusammen. Dazu würden wir noch etwas extra brauchen. Fürs Essen und so. Und das Auto. Wir mussten ja ein Cabrio mieten. Das war sicher nicht billig. Ich schrieb mir den Betrag auf. Dreißigtausend Kronen. Viel Geld. Sehr viel Geld. Aber wenn das nötig war, damit Mama wieder ihren Lebenswillen fand, dann war es billig. Das Problem war nur, dass ich das Geld besorgen musste.
    Auf meinem Konto waren nicht einmal tausend Kronen. Lucy hatte sicher viel Geld auf der Bank, aber darüber verfügten andere. Und die würden so einem Vorschlag nie zustimmen. Vielleicht gab es ja jemanden, der Geld für einen guten Zweck spendete? Das Rote Kreuz oder die Heilsarmee? Ich versuchte das herauszufinden, aber es gelang mir nicht.
    Was machen Leute, wenn sie Geld brauchen? Nicht einfach nur so, sondern für einen guten Zweck? Der Spielmannszug und der Sportverein, die veranstalten Lotterien oder Flohmärkte. Vielleicht wäre das eine Lösung. Oder sollte ich mir einen Job bei den Nachbarn suchen? Vielleicht konnte ich so Geld verdienen.Fenster putzen oder streichen. Ich dachte darüber nach, kam aber zu dem Schluss, dass das viel zu lange dauern würde.
    Da kam mir eine Idee. Die Zeitung! Es kommt immer mal wieder vor, dass die Zeitung über jemanden schreibt, der etwas für einen guten Zweck braucht. Vor ein paar Tagen stand etwas über eine Pfadfindergruppe drin, die einen Herd für ihre Hütte brauchte. Den haben sie dann von einem Laden bekommen, dessen Besitzer fand, dass es eine gute Sache sei, die Pfadfinder zu unterstützen. Und einmal haben sie Geld gesammelt, um ein Rettungsboot für die Küste zu kaufen. Die konnten doch bestimmt auch für Mama Geld sammeln!
    Ich suchte die E-Mail-Adresse der Zeitung heraus und schrieb ihnen eine lange Mail. Zuerst erzählte ich von Mama und ihrer Krankheit. Dann erzählte ich von Lucy und mir selbst. »Mama träumt davon, noch einmal nach Paris zu kommen und in einem roten Cabrio durch die Stadt zu fahren. Das wird ihr den Lebensmut wiederbringen. Könnten Sie in Ihrer Zeitung zu einer Sammelaktion aufrufen, um das Geld für so eine Reise zusammenzubringen? Ich denke, wir brauchen 30 000 Kronen. Das mit dem Cabrio habe ich noch nicht recherchiert, aber ich denke, das wird reichen. Es wäre sehr nett, wenn Sie das machen könnten.«
    Ich las das, was ich geschrieben hatte, mindestens zehnmal durch, bevor ich es abschickte.
    Lucy stand im Flur, als ich aus meinem Zimmer kam. Sie kämpfte darum, vom Wohnzimmer in ihr Zimmer zu gehen. Die Tante war direkt hinter ihr, bereit, sofort zuzupacken, wenn sie fallen sollte.
    »Was machst du eigentlich?«, fragte die Tante.
    »Nichts Besonderes«,
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