Lucy & Olivia - Das Vampirgeheimnis
Decke erstreckten – jedes auf seinem eigenen kleinen Vorsprung. Sie wurde von einem muffigen Geruch überwältigt und wich zurück.
Dann zeigte Lucy auf den rechten Durchgang. »Und hier bewahrt seine Familie einige ihrer wertvolleren Antiquitäten auf.« Olivia konnte schwach eine elegante Chaiselongue, einige glänzende Kandelaber und eine große alte Holztruhe ausmachen.
»Aber der da«, sagte Brendan und zeigte auf den mittleren Raum, »hat eine geniale Akustik.« Er schlüpfte hinein und begann, noch mehr Kerzen anzuzünden. Die drei Mädchen folgten ihm.
Der mittlere Raum wurde von einer Reihe lebensgroßer Bronzefiguren gesäumt, die mit dem Rücken an der Wand saßen.
»Sind da Tote drin?«, flüsterte Olivia.
Brendan schüttelte glucksend den Kopf.
Brendan, Lucy und Sophia setzten sich jeweils auf
den Schoß eines der Bildnisse, während Olivia mitten im Raum stehen blieb und sich erstaunt und fasziniert umsah. Der riesige Wandteppich, der hoch oben an einer der Mauern hing und die Silhouette eines enormen kahlen Baums zeigte, gefiel ihr unglaublich gut.
Schließlich setzte sich Olivia neben Sophia auf einen der kühlen Bronzeschöße. Sie lehnte sich zurück. Das ist ja direkt bequem, dachte sie.
Brendan machte seinen Rucksack auf und holte ein paar Plastikbecher heraus. Dann zog er eine dunkle Flasche hervor, entkorkte sie und goss eine Runde für sich, Sophia und Lucy ein.
»Ist das… ihr wisst schon …«, stammelte Olivia und versuchte verzweifelt, nicht spießig zu klingen, »Blut?«
»Nicht wirklich«, sagte Sophia.
»Sophia!«, rief Lucy aus und verdrehte die Augen.
»Stimmt doch!«, erwiderte Sophia. »Das Zeug strotzt nur so vor Konservierungsstoffen!«
Brendan hob seinen Becher. »Worauf trinken wir?«, lenkte er ab.
»Auf die Familie«, sagte Lucy und sah Olivia direkt an.
»Auf die Freunde«, fügte Sophia hinzu.
»Auf die Geheimnisse«, ergänzte Olivia grinsend.
Sie stieß mit ihrem Smoothie gegen die Becher ihrer Freunde und einen Augenblick später hallte ihr gemeinsames Gelächter durch die Gruft.
Vor der Grabstätte umarmte Lucy Sophia und Olivia zum Abschied. Brendan wollte noch länger bleiben und
mit seinem Aufsatz anfangen. Und Olivia und Sophia hatten beschlossen, zusammen nach Hause zu gehen, da sie beide den gleichen Weg hatten.
»Bist du sicher, Lucy?«, fragte Olivia. »Meine Eltern würden mich niemals allein im Dunkeln nach Hause gehen lassen.«
Lucy lächelte. »Ich bin ein Vampir, schon vergessen? Die Nacht ist meine liebste Tageszeit.« Mit einem kleinen Winken machte sie sich auf den Weg über den Friedhof.
Lucy hielt sich von den Hauptstraßen fern und genoss die Dunkelheit um sich herum. Sie musste erst in einer halben Stunde zu Hause sein, von daher hatte sie noch viel Zeit. Während sie so dahinschlenderte, dachte sie darüber nach, wie glücklich sie war. Das war komisch, denn in vielerlei Hinsicht war es ein fürchterlicher Tag gewesen: von heute Morgen an, als Serena Star versucht hatte, ihr im Fernsehen etwas anzuhängen, bis hin zu ihrem fehlgeschlagenen Besuch bei der Adoptionsagentur. Aber irgendwie spielte das alles keine Rolle. Brendan hatte recht: Es gab so viel zu feiern.
Er war noch nicht mal sauer, erinnerte sie sich zärtlich.
Ehe sie sich versah, ging Lucy die lange Auffahrt zu ihrem Haus hoch. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr: fünf vor halb neun, gerade rechtzeitig. Das Auto ihres Vaters war allerdings noch nicht zurück, deshalb suchte sie in ihrer Tasche nach dem Schlüssel. Nachdem sie eine Weile darin herumgekramt hatte, fiel ihr auf, dass Olivia ihn ihr gar nicht zurückgegeben hatte.
Kein Problem, dachte sie. Sie würde einfach durch ihr Zimmerfenster reinklettern. In aller Ruhe ging sie zur Rückseite des Hauses, wo sie entsetzt feststellte, dass ihr Fenster zu war. Ihr fiel wieder ein, dass sie es zugemacht hatte, damit ihr Dad sie nach Olivias Flucht nicht erwischte.
Lucy ließ den Blick über die Rückwand des Hauses schweifen und bemerkte, dass das Fenster des Arbeitszimmers ihres Vaters im zweiten Stock offen war. Sie lächelte vor sich hin. Ich muss zugeben, es ist ziemlich genial, ein Vampir zu sein. Immerhin …, dachte sie, während sie ein paar Schritte zurücktrat und sich umsah, um sicherzugehen, dass niemand sie beobachtete, … bedeutet das, dass ich hierzu in der Lage bin.
Mit einem riesengroßen Satz landete sie im Stand auf dem Fenstersims im zweiten Stock. Lucy schwang sich geschickt hinein
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