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Luciano

Luciano

Titel: Luciano
Autoren: Jack Higgins
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nicht sympa thischer als Ihnen, aber ich muß meinen
Auftrag erfüllen.«
      »Müssen wir schließlich alle«, sagte Carter.
    Er ließ die Karaffe im hohen Bogen auf den
Schädel des Deutschen sausen und griff gleichzeitig nach dem
Gelenk der Hand, die die Walther hielt, und suchte verzweifelt, es zu
ver drehen. Nochmals schwang er die Karaffe, daß sie in hundert
Scherben zerbrach, der Cognac über Schäfers Kopf und Ge sicht
floß und sich mit Blut mischte. Kaum zu glauben, aber
Schäfers linke Faust landete einen Schlag von solcher Wucht hoch
auf Carters rechte Wange, daß das Fleisch bis zum Kno chen
aufriß, ehe er ihn an der Kehle packte.

      Sie fielen auf den Tisch, rollten
über die Kante auf den Fuß boden, und Carter registrierte
einen Körpertreffer nach dem anderen und den Pistolenschuß,
der zwischen ihnen losging. Dann gelang es ihm, sich auf ein Knie
aufzurichten und das Handgelenk seines Gegners hochzureißen und
zu verdrehen, bis der Knochen krachte und die Walther durch die Luft
segelte und auf dem Kaminrost landete.
      Der Deutsche brüllte vor
Schmerz, sein Kopf fuhr zurück, und Carter stieß ihm die
gestreckten Finger in die ungeschützte Kehle. Schäfer rollte
aufs Gesicht und blieb regungslos liegen, und Carter rannte hinaus in
die Halle. Im Laufen hob er die Flinte auf und schlang sie sich
über die Schulter, dann hatte er die Vordertür erreicht.
      Alles spielte sich ab wie in einem
Traum. Es war, als beweg te er sich im Zeitlupentempo, er hatte keine
Kraft mehr in sich, so daß sogar das Öffnen der Tür
eine Anstrengung bedeutete. Als er an der Balustrade des Portals
lehnte, sah er, daß seine Jacke blutgetränkt war, nicht mit
dem Blut Schäfers, sondern mit seinem eigenen. Vorsichtig griff er
mit der Hand unter sein Hemd und fühlte die Ränder der Wunde
wie rohes Fleisch, dort, wo ihm eine Kugel in die linke
Körperseite gefahren war. Keine Zeit dazu, nicht jetzt, denn schon
hörte er Fahrzeuge auf der Straße näher kommen, sehr
schnell. Er sprang die Stufen hinab, riß das Fahrrad an sich und
rannte den Weg zurück, den er gekommen war, durch den Garten zur
rückwärtigen Tür.
      Er erreichte die schützenden
Pinien unterhalb der Villa, und als er sich umwandte, sah er gerade
noch einen Lastwagen und zwei Kubelwagen droben auf der
Hauptstraße auftauchen. Carter wartete nicht, um zu beobachten,
was nun geschehen würde, er hastete einfach weiter zwischen den
Bäumen, bis er zu dem Holzweg gelangte, der durch den ganzen Wald
bis hin unter nach Bellona führte. Es war gerade hell genug,
daß er mit einigem Glück hinfinden würde. Er schwang
sich auf den de fekten Ledersattel des alten Drahtesels und trat in die
Pedale.

    An diese Fahrt blieb ihm kaum eine Erinnerung.
Die Bäume, die dicht zu beiden Seiten des Weges standen und den
Abend noch dunkler machten, das Rauschen des heftigen Regens. Es war
fast, als hätte er eine monumentale Sauftour unternommen, von der
später nur gelegentlich die eine oder andere Einzelheit auftaucht.

      Er öffnete die Augen und stellte
fest, daß er in einem Graben am Dorfrand auf dem Rücken lag,
das Fahrrad neben sich, und daß der Regen über sein nach
oben gerichtetes Gesicht strömte. Die Schußwunde schmerzte
jetzt rasend, schlimmer, als er es für möglich gehalten
hätte. Seine Flinte war nirgends zu sehen. Er zwang sich zum
Aufstehen und stolperte in der schnell ein fallenden Dunkelheit den Weg
entlang.
      Holzrauch hing in der feuchten Luft,
und in der Ferne bellte dumpf ein Hund, aber sonst zeigte sich
keinerlei Lebenszei chen, außer da und dort ein erleuchtetes
Fenster. Und doch lauerten Menschen hinter diesen Fenstern,
spähten durch die geschlossenen Läden.
      Mühsam schaffte er es bis zur
Mitte des Dorfplatzes, wo ein Brunnen stand. Er hielt den Kopf unter
den kalten Wasser strahl, der aus Mund und Nasenlöchern einer
bronzenen Drya de schoß, setzte seinen Weg an der Kirche vorbei
fort und bog in eine enge Seitengasse ein. Ein paar Häuser weiter
war eine Hofeinfahrt, ein geschlossenes Eichentor mit einer blauen
Lampe darüber. Auf einem Schild an der Wand stand in schwungvoll
gemalten schwarzen Buchstaben V ito Barbera – Leichenbestatter.

      Neben der Einfahrt war eine kleine
Tür mit einem vergitter ten Guckloch. Carter lehnte sich dagegen
und zog an der Klin gelkette. Eine Weile blieb alles still, und er
klammerte sich mit einer Hand ans Gitter und starrte hinauf in den
Regen, der silb rig durch den
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