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Luc t'a pan - Teil 1 (German Edition)

Luc t'a pan - Teil 1 (German Edition)

Titel: Luc t'a pan - Teil 1 (German Edition)
Autoren: Markus Wand
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die Einzelheiten genau ein und steckte den Ausdruck samt Kuvert in die Gesäßtasche seiner Jeans. Er verschloss den Aktenkoffer, schob ihn unter das Bett zurück. Gerade als er sich aufrichten wollte, spürte er, wie die Wunde an seiner Stirn wieder heftiger zu bluten begann. Es perlte auf den Parkettboden. Er fuhr mit dem Finger durch die Tropfen und zerrieb sie dazwischen.
  Mein Blut besänftigt Sie nicht. Fremdes Blut muss vergossen werden. Wie all die ganzen Jahre zuvor.
  Er richtete sich auf.
  Die Zeit der Frösche ist schon lange vorbei.

3. Vergangenheit

 Die Kreatur knapp dreißig Meter unter ihm war stehen geblieben. Scheinbar hatte sie ihn doch nicht bemerkt. Wie denn auch? Bei dem Schneegestöber, dazu mitten in der Nacht? Trotzdem blieb er wachsam. Schließlich schneite es jetzt nicht mehr.
 Viktor Sedlaczec zwang sich, weiter zu atmen. Er presste seinen durchfrorenen Körper noch dichter an die Felswand heran, als wollte er mit ihr verschmelzen. Erst jetzt, bei besserer Sicht, konnte er die Gestalt genauer erkennen. Hatte er seine bisherigen Beobachtungen seinen Schmerzen und seiner Unterkühlung zugeschrieben, so traf ihn die Realität nun mit ganzer Wucht.
 Ihm wurde noch kälter.
 Auf der Ebene unter ihm befand sich ein etwa drei Meter großes Geschöpf, dessen Körper gänzlich aus einer bläulich schimmernden, durchsichtigen Substanz zu bestehen schien, die im Aussehen einem Menschen ähnelte, jedoch kantigere Formen besaß.
 Wie ein Roboter aus blauem Glas, durchfuhr es Sedlaczec.
 Das Licht im Innern des Wesens, das bis vor kurzem noch darin pulsierte, schien erloschen. Es war fast gleichzeitig seit dem Ende des Schneesturms nicht mehr zu sehen gewesen. Was bedeutete dies? Oder bildete er sich das nur ein? Sedlaczec strengte sich an, eine Antwort auf seine Fragen zu finden. Aber konnte das Unmögliche erklärt werden? Sollte es überhaupt erklärt werden? Er ermahnte sich, nicht die Nerven zu verlieren, sondern seinen nüchternen Verstand einzusetzen und sondierte die Lage.
 Sein Fußknöchel war verletzt, womöglich gebrochen. Ein Weiterkommen ohne fremde Hilfe in der Nacht betrachtete Sedlaczec als sinnlos. Den Tod durch Erfrieren dagegen als reale Bedrohung. Weshalb also sollte er sich vor der Kreatur fürchten? Womöglich beinhaltete dieses Schauspiel vor ihm die alleinige Option auf Rettung.
 Barg das Unmögliche gar die einzige Möglichkeit, die ihm noch blieb?
 Sedlaczec zog sich unter Schmerzen wieder seinen Schuh an, schnallte den Rucksack ab und stellte ihn neben sich. Er schob ihn zwischen seine Beine an sich heran, öffnete eines der Seitenfächer.
  Bei dem Vollmond und der klaren Nacht könnte es von Nutzen sein, auch wenn es nicht so lichtstark ist.
  Er kramte das Fernglas aus dem Seitenfach. Mit klammen Fingern entfernte er die Schutzkappen von beiden Linsen – sie fielen ihm in den Schnee. Egal. Sedlaczec presste seine Hände um die Gummiummantelung des Fernglases, als handelte es sich um eine Tasse heißen Kaffees, der die Kraft besaß, die Kälte aus seinen Gliedmaßen zu zwingen.
  Lass es ja nicht fallen!
  Er brachte den Feldstecher vor sein Gesicht. Bedächtig stellte die Schärfe ein.
  Klasse, das Licht reicht aus.
  Die Gestalt regte sich nicht, hielt den Kopf samt Oberkörper nach vorne gebeugt. Falls sie ein Gesicht besaß, konnte Sedlaczec es nicht erkennen. Die Kreatur schien kein organisches Wesen zu sein; dort, wo Sedlaczec als ausgebildeter Biologe eine Haut vermutet hätte, befand sich nichts. Zumindest deutete die Struktur der Oberfläche, die er durch das Fernglas bei den bescheidenen Lichtverhältnissen beobachtete, auf keine herkömmliche Epidermis hin. Vielmehr bestätigte sich sein erster Eindruck, dass die Oberfläche absolut glatt und glänzend war. Er konnte das Licht des Mondes darauf erkennen. Es wurde vom Körper reflektiert.
 Das Wesen trug keinerlei Kleidung. Es stand bei Minustemperaturen schutzlos auf einem Plateau von der Größe eines Fußballfeldes, den Elementen ausgesetzt, ohne Anzeichen von Kälteempfinden zu zeigen.
 Ganz im Gegenteil.
 Etwas lag in der Luft. Etwas Besonderes, das Sedlaczec nicht zu fassen bekam. Ein Gefühl, das in einer ganz bestimmten Frequenz ausstrahlte und sein Unterbewusstsein zart berührte, aber nicht die Kraft besaß, die Membran seiner Wahrnehmung zu durchstoßen.
  Alles ist genauso, wie es sein sollte. Sedlaczec zuckte zusammen. Er nahm das Fernglas von seinem Gesicht.
  War das
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