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Luc t'a pan - Teil 1 (German Edition)

Luc t'a pan - Teil 1 (German Edition)

Titel: Luc t'a pan - Teil 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Wand
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gerade eben wirklich mein eigener Gedanke?
  Er drehte den Feldstecher in seiner Hand und betrachtete ihn nachdenklich von allen Seiten. Doch er blieb ihm die Antwort schuldig. Zögernd legte er ihn erneut an, mahnte sich wiederholt zur Ruhe und Besonnenheit. Der Wissenschaftlicher in ihm kehrte zurück.
 Die Kreatur hatte sich aufgerichtet. Beide Arme, die in tellergroßen Händen mündeten, hingen seitlich schlaff an ihr herunter und reichten bis an die Knie. Sie hielt den Kopf weiterhin nach vorne gebeugt, diesmal leicht zur Seite geneigt. Sedlaczec suchte nach Öffnungen darauf, nach Hinweisen auf so etwas wie ein Ohr.
 Fehlanzeige.
 Auch eine Nase schien nicht zu existieren. Augen oder ein Mund aus diesem Winkel unmöglich auszumachen. Dafür entdeckte er unterhalb der rechten Schulter ein Loch, das er auf das Format einer doppelten Männerfaust schätzte. Gerade als er sich näher damit befassen wollte, verschwamm das Bild vor seinen Augen. Er blinzelte ein paar Mal, allerdings ohne Ergebnis. Sedlaczec runzelte verwundert die Stirn und rieb sich die Augen, doch die Unschärfe blieb.
  Seltsam.
  Er drehte am Rad des Fokussiertriebs, bis er alle Einstellmöglichkeiten durchprobiert hatte, und kehrte schließlich zu seiner ursprünglichen zurück.
 WAS ZUM TEUFEL ...?
 Sedlaczec presste das Fernglas brutal gegen sein Gesicht. Der sofort einsetzende Schmerz impfte ihm die Wahrheit ins Gehirn.
 Er täuschte sich nicht.

 Es begann.

4. Gegenwart

Marshall blickte starr auf die Flamme, die an den Papierresten emporzüngelte. Der beißende Qualm brannte in seinen Augen, reizte seine Schleimhäute. Er hustete. Kurz bevor die Hitze seine Finger zu verbrennen drohte, ließ er das Papier in die Edelstahlspüle seiner Küche segeln und wartete, bis nur noch Asche davon übrig war. Er drehte den Wasserhahn auf, unter dessen Strahl die Überbleibsel zwischen gebrauchten Weingläsern im Abguss verschwanden.
 Er wusste nicht mehr, wie viele Aufträge er bisher auf diese Art und Weise hatte verschwinden lassen. Bei zehn setzte seine Erinnerung aus.
  Eine Lüge.
  Seit seinem zehnten Auftrag zwang er diese Art von Erinnerungen in ein tiefes schwarzes Loch hinab, von dem er wusste, dass es ihn irgendwann ebenfalls verschlingen würde. An manchen Tagen überkam ihn sogar die Gewissheit, dass er sich schon längst in diesem Loch befand und es ihn nur immer dann wieder ausspuckte, wenn die Stimmen ihn riefen.
 Marshall betrachtete sein Spiegelbild, das sich im Glas der Fensterscheibe hinter der Spüle abzeichnete. Sein Gesicht wirkte ausgezehrter als sonst. Sicher, er besaß schon seit seiner Jugend die markanten Gesichtszüge seines Vaters, aber in den letzten Monaten nahm sein Ausdruck zusehends an Härte zu. Die Haut spannte sich über seine Wangenknochen, als versuchte sein Inneres, ein Vakuum zu erzeugen. Sogar an den Schläfen trat die Kontur seines Schädels derart hervor, als wäre er lediglich von Pergament überzogen.
  Du isst eindeutig zu wenig.
  Aber was sollte er tun? Es fehlte ihm ganz einfach der Appetit.
  Eine weitere Lüge.
  Marshall lächelte gequält. Er hatte genügend davon.
  Ganz im Gegenteil. Ich esse ausreichend. Aber kotze zu viel. Eine einfache Gleichung, die unmöglich aufgehen kann.
 Aber die Stimmen werden seit geraumer Zeit drängender. Lauter.
 FORDERNDER!
  Die Abstände verkürzten sich. Als steuerten sie mit aller Macht auf einen finalen Punkt zu. Lange hielt er diesem Druck nicht mehr stand.
  Wenn es doch nur eine andere Möglichkeit für mich geben könnte, sie zum Verstummen zu bringen! Sie endgültig aus meinem Kopf zu tilgen!
  Marshall massierte sich die Stirn und fuhr sich durch seine Haare, die ihm in Locken bis zur Schulter herabfielen. Vereinzelt durchzogen Silbersträhnen deren Schwärze.
  Früher, ja früher existierte eine Möglichkeit. Zumindest für eine kurze Zeit ..

  „... Lyn hat krumme Beine, die sind dick, wie bei nem Elefant , drum kommt sie nie gerannt.“
 Die Gruppe Kinder tanzte einen Reigen, wie beim jährlichen Maitanz. In deren Mitte stand Lyn mit ihren roten Haaren, die zu langen Zöpfen geflochten waren.
 „Lyn ist ne alte Hexe und spinnt. Lyn ist ne alte Hexe, aus deren Warze die Scheiße rinnt.“
 Sie nestelte am Saum ihres hellblauen Sommerkleides mit dem Blumenmuster und ihre hellgrünen Augen huschten ängstlich von einem Kind zum anderen. Sie zitterte am ganzen Leib.
 „Lyn hat nen fetten Arsch, der stinkt wie ein

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