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Love Train

Love Train

Titel: Love Train
Autoren: Katrin Lankers
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zwar etwas perplex, aber gar nicht so unglücklich aussah, als Juli ihre Lippen auf seine presste.
    Der Bahnhof war bereits angesagt worden, und ich hatte gerade begonnen, meine Sachen zusammenzupacken, als Tobias auf eine neue zündende Idee kam.
    Â»Letzte Aufgabe«, verkündete er. »Dieses Mal für alle. Wer schafft es, in Amsterdam guten Stoff für einen Joint zu besorgen?«
    Â»Tobi, du weißt genau, dass die Holländer nichts mehr an Ausländer verkaufen dürfen«, mischte Felix sich ein.
    Â»Darum geht es ja«, wimmelte Tobias ihn ab. »Sonst wäre es doch keine Herausforderung.«
    Ich betrachtete meine Schwester, die ihrerseits ihren neuen Schwarm mit rot glühenden Wangen anschaute. Juli würde mitmachen, das war mir sofort klar. Und wenn es nur darum ging, Tobias zu beeindrucken.
    Â»Kein Problem«, erklärte sie auch schon und Felix zuckte nur wieder mit den Schultern.
    Â»Dann ist das abgemacht«, stellte Tobias begeistert fest. »Wir treffen uns morgen Abend um acht auf dem Leidseplein, da soll einiges los sein. Wer das leckerste Gras mitbringt, gewinnt.«
    Â»Abgemacht«, stimmte Juli zu.
    Ich stopfte mein Buch in den Rucksack und schwieg. Welche vernünftigen Argumente sollte man gegen so viel geballten Blödsinn schon vorbringen? Trotzdem hatte ich ein ungutes Gefühl, als ich hinter meiner völlig überdrehten Schwester aus dem Zug kletterte.
    Bahnhof Amsterdam Centraal. Station eins unserer Reise. Dabei hatte ich nach den ersten drei Stunden Zugfahrt eigentlich schon genug davon, Urlaub mit meiner Schwester zu machen.

Ich dachte eigentlich, wir wollten eine Reise mit dem Zug machen – aber es scheint eher eine Achterbahnfahrt zu werden.
    aus Lenas Tagebuch
    Â»Was ist denn hier los?« Überrascht betrachtete ich die Menschenmassen, die sich vor dem Bahnhof drängten. Der nicht gerade kleine Platz war zum Bersten voll, wobei das noch die Untertreibung des Jahrhunderts sein dürfte. Er war voll, voll, voll, überall um uns herum waren Menschen. Und was mich am meisten daran wunderte, war, dass viele von ihnen in Kostümen herumliefen. In ziemlich engen Kostümen mit ziemlich wenig Stoff. Männer wie Frauen.
    Â»Sorry«, murmelte ich automatisch, als mich ein Typ anrempelte, der eine schwarze Lederweste und nichts darunter trug, außer einem sexy Sixpack, das vom Nabel bis zur Brust mit einem Tribal Tattoo verziert war.
    Â»Was ist hier los?«, wiederholte ich in Julis Richtung und sah, wie meine Schwester grinste.
    Â»Gay Pride«, erwiderte sie, als sei das Allgemeinwissen.
    Â»Wie bitte?«
    Â»Dieses Wochenende findet in Amsterdam die jährliche Schwulen- und Lesbenparty statt. Ist so was Ähnliches wie der Christopher Street Day in Köln. Hast du das bei deinen Internetrecherchen etwa nicht herausgefunden?« Sie grinste wieder und ich hätte sie erwürgen können. Nicht, dass ich was gegen eine solche Party hätte, aber ich hätte es gern vorher gewusst!
    Â»Nein«, gab ich bissig zurück. »Ich habe uns ein Zimmer organisiert.« Jetzt kapierte ich wenigstens, warum das so kompliziert gewesen war.
    Â»Na, dann wollen wir mal schauen, ob wir es bis zu diesem Zimmer schaffen«, erklärte meine Schwester fröhlich und fing an, sich durch die Menschenmassen zu schieben. Ich warf einen wehmütigen Blick zurück auf die rote Backsteinfassade des schnörkeligen Bahnhofsgebäudes, dann beeilte ich mich, Juli zu folgen. Nicht auszudenken, wenn ich sie in dem Gedränge verlieren würde.
    Von der Webseite der Jugendherberge hatte ich mir die Wegbeschreibung abgeschrieben und noch im Zug rausgekramt. Vom Bahnhof die Tram Nummer 1, 2 oder 5 nehmen, sechs Stationen fahren, aussteigen an der Prinsengracht . Das hatte einfach geklungen, jedoch überfielen mich angesichts der aktuellen Situation Zweifel, ob es tatsächlich so leicht werden würde. Nachdem wir uns durch eine Gruppe Frauen in Matrosenanzügen gequetscht, einen Schwarm männlicher Bienen hinter uns gelassen hatten und einer trommelnden und tanzenden Sambaformation nur knapp entkommen waren, erreichten wir schließlich die Tramstation, an der in just diesem Moment eine blau-weiße Straßenbahn der Linie zwei hielt. So weit alles super, nur leider wollten noch ein paar andere Leute hier einsteigen.
    Ich fasse mich kurz: Irgendwie passten wir noch in diese Tram, auch wenn ich während der
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