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Love Train

Love Train

Titel: Love Train
Autoren: Katrin Lankers
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mich zu sagen. Erst als der Rastatyp lauthals lachte, wurde mir mein entsetzter Gesichtsausdruck bewusst. Schnell schloss ich mich meiner Schwester an, die bereits zum Verkaufstresen vorgerückt war. Mit heftigem Wimperngeklimper gab sie gerade ihre Bestellung bei einem jungen Mann mit Schiebermütze auf. Ob Juli wirklich glaubte, dass sie ihr Ziel mit ein bisschen Flirten erreichen würde?
    Â»Your ID card, please«, ließ der Angeflirtete sich jedoch nicht so leicht erweichen. Ich atmete auf, hoffentlich brach Juli das ganze Unterfangen ab, wenn es kompliziert wurde. Aber sie kramte bereits ihren Perso aus dem Portemonnaie und legte ihn auf den Tresen.
    Der Schiebermützentyp runzelte die Stirn, dann reichte er Juli den Ausweis zurück. »Okay.« Moment. Hatte ich mich gerade verhört?
    Â»But I thought foreigners were not allowed to buy that«, sagte ich verwundert und kramte vergeblich in meinem Schulenglisch-Wortschatz nach der Übersetzung für Haschisch. Juli warf mir einen bösen Blick zu, aber der Typ lachte.
    Â»Am einen Tag ist es so, am anderen anders«, erklärte er lapidar in fehlerfreiem Deutsch – mein Akzent hatte offenbar verraten, woher wir kamen. »Und in Amsterdam gelten ohnehin andere Gesetze als im Rest der Niederlande.« Er knallte ein kleines Plastiktütchen vor Juli auf den Tresen, auf dessen Vorderseite das Bild einer Hanfpflanze prangte und in dem sich eine krümelige, grünliche Substanz befand. Juli reichte ihm einen Zehneuroschein über die Theke und kassierte strahlend ihr Wechselgeld. So einfach war das also.
    Â»Task completed«, freute sich Juli, als wir aus dem Coffeeshop wieder an die frische Luft traten. Ich atmete erst mal tief durch und merkte, dass mir der Kopf brummte. Ob man allein vom Einatmen des Rauchs high werden konnte?
    Â»Das war ja total easy peasy«, versuchte ich, Julis Begeisterung zu dämpfen. Vergeblich.
    Â»Ist doch egal. Ich hab das Zeug und stehe morgen Abend nicht mit leeren Händen da.«
    Â»Willst du wirklich zu dem Treffen?« Wider besseres Wissen hoffte ich, dass meine Schwester bereits das Interesse an dem Surferboy und seinem Kumpel verloren haben könnte.
    Â»Klar«, machte Juli meine Hoffnung augenblicklich zunichte, um dann noch hinterherzuschieben: »Sei doch nicht so eine Spaßbremse.«
    Ich wollte aber gern eine Spaßbremse sein. Zumindest wenn man Julis Definition von Spaß zugrunde legte.
    Â»Die Spaßbremse geht jetzt schlafen«, sagte ich und ignorierte Julis provozierenden Blick auf ihre Armbanduhr, die gerade mal kurz nach sechs zeigte. Immerhin verkniff sie sich eine weitere bissige Bemerkung.
    Â»Ich gehe feiern«, entgegnete sie stattdessen. Und so trennten sich unsere Wege.
    Sorry, Mama, dachte ich, als ich mich auf den Rückweg ins Hostel machte, deine Erstgeborene ist manchmal wirklich nicht zu ertragen. Ich konnte nur hoffen, dass Juli ohne mich keinen totalen Mist bauen würde.
    Während mein Rücken nur noch eins wollte – sich lang ausstrecken –, hatte mein Magen seine eigenen Vorstellungen, die er mittlerweile ziemlich laut äußerte: Essen! Ich beschloss also, mir auf dem Weg irgendeine Pommesbude zu suchen, denn die Pommes in Holland sind ja legendär. Eine Snackbar war nicht schwieriger zu finden als ein Coffeeshop, denn diese Frittenbuden gab es quasi an jeder Ecke von Amsterdam. Ich ging einfach in die erstbeste hinein und steuerte auf die Theke zu, hinter der eine junge Verkäuferin stand, die mit ihren dicken blonden Zöpfen und dem breiten Lächeln ungelogen genau aussah wie Frau Antje aus Holland (die aus der Käsewerbung).
    Es dauerte ewig, bis ich die Menükarte, die über den dampfenden Fritteusen hing, studiert hatte. Einfach unfassbar, wie viele verschiedene Soßen man zu einer simplen Pommes bekommen konnte. Schließlich entschied ich mich für Friet speciaal mit Frikandel und brach mir beim Bestellen fast die Zunge im hinteren Rachenraum.
    Frau Antje lachte und erklärte mir etwas, wovon ich kein Wort verstand. »Frikandel« wiederholte sie und deutete einmal quer durch den kleinen Raum mit den Resopaltischen. Mein Blick folgte dem Zeigefinger, und ich entdeckte einen Automaten mit mehreren Reihen kleiner Klappfächer, über denen zu lesen war: Eet smakelijk , was vermutlich »lecker essen« bedeutete.
    Dann reichte Frau Antje mir meine Pommes mit Ketchup, Mayo und –
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