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Love me, angel (Junge LIebe ) (German Edition)

Love me, angel (Junge LIebe ) (German Edition)

Titel: Love me, angel (Junge LIebe ) (German Edition)
Autoren: Florian Höltgen
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Puffparty war und danach im Freien geschlafen habe. Aber warum eigentlich? Das Chaos ist doch schon ausgebrochen! Der Dornfels und alle können mir doch egal sein! Dieser Gedanke hallt mit Andys Stimme in meinem Kopf nach. Ich betrachte das Koks in meiner Hand. Die Welt sähe nicht so Scheiße aus, wenn ... Nein, ich bin nicht Andy und ich will auch nicht so werden. Oder?
    Es ist ein Kampf bis zur Schule. Und ich bin zu spät, was ja schon klar war. Aber noch kann ich zum Dornfels rein und zumindest einen Anfang machen, alles wieder geradezubiegen. Warum kann ich nicht so stark und so normal sein wie alle anderen auch?
    Ich bin froh, dass Unterricht ist, weil alle im Klassenzimmer sind und ich freie Bahn habe. Aber das allein wirkt schon wieder so unwirklich. Ich bin allein. Und die Wege, die ich gehen muss, sind gelb und lang und haben einen quietschenden Fußboden in grau.
    Dann klopfe ich an das Sprechzimmer, in dem mich der Dornfels erwartet. Ich hoffe, dass er vielleicht nicht mehr da ist und denke an das Päckchen in meiner Tasche. Alles ist so hoffnungslos. Ich hasse dieses Gefühl! Es ist, als würde es einen geradewegs auf die nächste Brücke ziehen und zuschreien, dass man springen soll.
    Ich klopfe noch mal und drücke die Türklinke runter. Abgeschlossen. Der Dornfels ist tatsächlich nicht da. Klasse. Selbst der hat mich aufgegeben. Ich schaue auf die Uhr. Dabei bin ich nur eine Viertelstunde zu spät und er hat doch eine Freistunde genau wie ich. Andys Leben besteht nur aus Freistunden. Das könnte ich auch haben. Aber ich will mit dem Dornfels sprechen. Ich muss das ganze Chaos irgendwie stoppen und in den Griff kriegen. Bestimmt ist er im Lehrerzimmer.
    Der gelbe Endlosgang verdaut mich langsam. Neben der Tür zum Lehrerzimmer geht es zur Lehrertoilette. Alles für Lehrer, Schüler verboten. Was im Leben nicht alles verboten ist!
    Ich öffne die falsche Tür und stehe plötzlich im Waschraum. Der Spiegel zeigt mir eine irritierende Mischung von einem gutaussehenden Jungen und einem abgewrackten Junkie. Das bin nicht ich. Aber da ist das Koks ...
    Ohne zu überlegen packe ich das Gramm aus und schütte es auf die Ablagefläche. Dann stülpe ich gierig meine Nase über den weißen Haufen und ziehe den Vorhang zu. Ich will dieses jämmerliche Bild von einer Welt nicht mehr sehen.
    Als ich wieder aufsehe, bin ich ganz weiß an Nase und Oberlippe und mir läuft bitterer Rotz den Rachen runter. Das ist gut, weil jetzt endlich was in Gang kommt.
    Plötzlich höre ich die Spülung aus einer der Kabinen. Erschrocken wische ich mir durchs Gesicht und puste den Rest Koks von der Ablage.
    „Stephen?", fragt der Dornfels, der gerade in den Waschraum kommt. „Was machst du denn hier drin?"
    „Ich hab nach Ihnen gesucht, Sie waren nicht mehr im Sprechraum." Sensationell, wie mir das einfällt. Ich schniefe.
    „Ich habe auf dich gewartet", entgegnet der Dornfels und schaut auf die Uhr. Dann guckt er wieder mich an. „Und was machst du hier auf dem Lehrerklo?"
    „Na, nach Ihnen suchen!" Ich bin plötzlich hellwach und finde es lächerlich, dass ein Lehrer wie der Dornfells nicht selbst die Zusammenhänge sieht. „Hab ich doch schon gesagt!"
    Der Dornfels sieht mich skeptisch an. „Ja, das hast du."
    Ich beobachte ihn dabei, wie er sich die Hände wäscht. Und wieder fällt mir auf, dass er von den Lehrern noch mit Abstand am besten aussieht. „Sind Sie schwul?", frage ich auch schon.
    Überrascht sieht mich der Dornfels an. „Du meinst, weil du es bist?"
    Eigentlich müsste ich jetzt überrascht sein, aber ich finde das nur logisch. Endlich ist der Kerl auf meinem Niveau und sieht, wie alles zusammenpasst.
    „Ja", sage ich voller Selbstvertrauen, „ich bin schwul."
    „Das habe ich mir schon gedacht", antwortet der Dornfels, sieht aber noch immer irgendwie skeptisch aus.
    „Was ist? Glauben Sie mir nicht, dass ich auf Kerle stehe?"
    „Doch, doch." Er räuspert sich. „Ich wundere mich nur über deine Direktheit. Du bist doch sonst eher verschlossen und - weiß das sonst überhaupt jemand?"
    „Alle wissen es!", sage ich voller Überzeugung. Wie könnten sie sich auch wagen, es nicht zu wissen?
    Jetzt runzelt der Dornfels die Stirn. „Alles in Ordnung mit dir, Stephen?"
    „Nennen Sie mich Steph!"
    „Steph", korrigiert er sich.
    „Mir geht's fabelhaft, einfach nur fabelhaft."
    „Ich hatte da eigentlich einen anderen Eindruck."
    Und dann gehen die Pferde mit mir durch und ich gehe auf den Dornfels
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