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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase
Autoren: Ein skandalös perfekter Lord
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Lebensunterhalt auch nie selbst verdient – selbst
dann nicht, als es entweder arbeiten oder verhungern hieß. Bevor er Bathsheba
kennengelernt hatte, waren stets andere für seine Rechnungen aufgekommen,
hatten ihm leidige Pflichten abgenommen und ihm alle Schwierigkeiten aus dem
Weg geräumt. Für den Rest seines kurzen Lebens hatte dann sie diese Aufgabe übernommen.
    Doch davon
abgesehen, war er ihr in jeder Hinsicht alles gewesen, was sie sich von einem
Mann nur wünschen konnte, und er hatte sich zudem als wunderbarer Vater
erwiesen. Olivia hatte ihn vergöttert, und – was fast noch wichtiger war – sie
hatte auf ihn gehört.
    »Dein Vater
würde jetzt sehr bekümmert das Gesicht verziehen und «Also wirklich,
Olivia' sagen, wenn du ihm gegenüber von Schnöseln sprechen würdest«,
sagte sie. »Es ist ein Wort, das man in gepflegter Konversation nicht
verwendet.«
    Während sie
sich zum wiederholten Male wünschte, Jack hätte ihr den Trick verraten, wie man
sich bei ihrer renitenten Tochter Gehör verschaffte, fuhr Bathsheba fort,
Olivia zu erklären, wie gewisse Worte verstanden wurden. Dieses Wort nähme
Leute gegen einen ein, da es eine niedere Herkunft verriet. Sie erklärte – zum
hundertsten Male wie ihr schien –, dass derlei Wertungen ärgerlich wären, man
sich jedoch damit abfinden müsse, da die Missachtung solcher Regeln sehr
schmerzliche Konsequenzen haben könne.
    Sie schloss
ihre Lektion mit: »Bitte streiche es aus deinem Wortschatz.«
    »Aber diese
Gentlemen können tun, was ihnen gefällt und werden nicht dafür
ausgeschimpft!«, empörte sich Olivia. »Sogar die Frauen – die Damen. Sie
dürfen sich betrinken und das Geld ihrer Männer verspielen und mit Männern ins
Bett gehen, die nicht ihre Männer sind, und ...«
    »Olivia,
hast du etwa wieder die Skandalblätter gelesen?«
    »Ich habe
schon seit Wochen keins mehr gelesen – nicht, seit du mir gesagt hast, ich soll
damit aufhören«, erwiderte das Mädchen artig. »Aber Riggles, der
Pfandleiher hat mir von Lady Dorving erzählt. Sie musste schon wieder ihren
Schmuck verpfänden, um ihre Spielschulden begleichen zu können. Und es weiß
doch wirklich jeder, dass Lord John French der Vater von Lady Craiths beiden
jüngsten Kindern ist.«
    Bathsheba
wusste kaum, wo sie mit einer angemessenen Erwiderung beginnen sollte. Riggles
war keine wünschenswerte Bekanntschaft, ganz zu schweigen davon, dass er
indiskret war. Bedauerlicherweise hatte Olivia praktisch von Geburt an mit
solchen Leuten auf vertrautem Fuße gestanden. Es war Jack gewesen, der sich um
»Geschäftliches« gekümmert hatte, weil er im Umgang mit Pfandhändlern und
Geldverleihern erfahrener war. Und stets hatte er Olivia mitgenommen, da selbst
das härteste Herz sich von ihren großen, unschuldig dreinblickenden blauen
Augen erweichen ließ.
    Nachdem er
krank geworden war und Bathsheba genügend andere Sorgen gehabt hatte, hatte die
damals neunjährige Olivia die Feilscherei übernommen und das, was ihnen an
Schmuck und Silber, an Nippes und Kleidern geblieben war, zu den Pfandleihern
getragen. Sie erwies sich sogar als noch gewiefter als Jack, vereinten sich in
ihr doch nicht nur der Charme ihres Vaters und die Beharrlichkeit ihrer Mutter,
sondern leider auch das Talent der Ungeheuerlichen DeLuceys für Betrügereien
aller Art.
    Bathsheba
und Jack hatten den Kontinent verlassen und waren nach Irland gezogen, um
Olivia dem verderblichen Einfluss von Bathshebas Familie zu entziehen.
    Nur leider
fühlte Olivia sich dennoch zu allerlei zwielichtigen Gestalten, Gaunern und
Vagabunden hingezogen kurzum: zu
Leuten wie ihre Verwandten mütterlicherseits. Von ihrer Lehrerin und den
Schulfreundinnen abgesehen, waren die Pfandleiher noch die respektabelsten
ihrer Londoner Bekannten.
    Ihrer
Tochter das auszutreiben, was sie auf der Straße lernte, entwickelte sich für
Bathsheba zu einer recht zeitraubenden Beschäftigung. Sie würden unbedingt bald
in eine bessere Gegend ziehen müssen.
    Dazu
müssten sich ihre Einkünfte lediglich um ein paar Shilling pro Monat erhöhen.
Die Frage war nur, woher das Geld kommen sollte.
    Entweder
bräuchte Bathsheba mehr Aufträge oder mehr Zeichenschüler.
    Doch weder
Schüler noch Aufträge waren für eine Frau leicht zu bekommen. Näharbeit gab es
im Überfluss, aber die wurde vergleichsweise schlecht bezahlt, und die
Arbeitsbedingungen waren miserabel. Bathsheba wollte sich für ein derart
geringes Auskommen nicht Gesundheit und Augenlicht
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