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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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ausgemachter Lebemann war. Lord Lithby interessierte vielmehr, dass Lord
Hargates jüngster Sohn ebenfalls der Philosophischen Gesellschaft angehörte und
einige höchst anregende Abhandlungen über das artspezifische Verhalten von Tieren
und recht bemerkenswerte Pamphlete über Viehhaltung verfasst hatte. Lord Lithby
besaß eine jede dieser Arbeiten. Insbesondere jene zur Schweinezucht hielt er
für bahnbrechend.
    Folglich
war er sehr erfreut, dass dieser brillante Bursche sich des heruntergekommenen
Besitzes annehmen würde, der sich an die westliche Gemarkung
seines eigenen Grund und Bodens anschloss.
    Seiner
Tochter hatte Lord Lithby soeben das Gerichtsverfahren erklärt, und wie
erstaunlich es sei, dass Lord Hargate den Fall nach nur zehn Jahren beigelegt
bekommen habe. Begeistert hatte er Mr. Carsingtons Studien zur Klauenseuche und
seine Überlegungen zu Salz im Tierfutter erörtert. Gleich heute wolle er seinem
neuen Nachbarn einen kurzen Besuch abstatten und ihn zum Abendessen einladen, ließ
er seine Tochter wissen.
    Ebenso gut
hätte Seine Lordschaft seine Worte an das Schwein richten können. Zwei Meilen
entfernt fand sich derweil Darius – der mit dem ton herzlich wenig am Hut hatte
und sich lieber mit einer rostigen Klinge erdolchen ließe als einen Fuß über
die Schwelle von Almack's zu setzen – in völliger Unwissenheit von Lord Lithbys
Begeisterung, seinen Plänen oder seiner Tochter.
    Lord
Hargates enervierender Sohn war am Tag zuvor spätabends eingetroffen und hatte
die Nacht im »Unicom Inn« verbracht, einem der Gasthöfe des keine drei
Meilen entfernt liegenden Städtchens Altrincham. Obwohl seine Mutter darauf
bestanden hatte, Dienstboten vorauszuschicken, um das Haus, wenn
schon nicht gemütlich, so doch zumindest bewohnbar zu machen, war Darius wenig
gewillt, dort zu nächtigen.
    Welchen
Sinn hätte es, das Haus wiederherzurichten? Das würde Geld kosten, aber keines
einbringen. Im Gasthof zu wohnen war einfacher und günstiger. Er brauchte nur
seine Rechnung zu begleichen, keine weiteren Dienstboten als seinen
Kammerdiener Goodbody anzustellen, nichts reparieren zu lassen. Sich um sein
leibliches Wohl zu kümmern, blieb dem Wirt überlassen. Außerdem befand sich das
Büro seines Landverwalters Quested in Altrincham.
    Die
Ländereien hatten Vorrang. Weshalb er gleich heute Morgen mit Quested das
Anwesen erkundet hatte.
    Dessen
Zustand stellte sich mehr oder minder wie erwartet dar. Da die Besitzansprüche
während der letzten zehn Jahre streitig gewesen waren, hatte alles zehn Jahre
lang brachgelegen.
    Vögel,
Insekten und diverses Kleingetier bevölkerten die Außengebäude, die sich in
unterschiedlichen Stadien des Zerfalls befanden. Die Gärten waren der Wildnis
anheimgefallen, die Pflanzungen ins Kraut geschossen. Flora und Fauna gediehen
prächtig, wenngleich das Ungeziefer nicht gar so zahlreich war wie befürchtet.
Die eigentliche Überraschung war Beechwood. Das Gutshaus war keineswegs die
verlassene Ruine, die Darius sich vorgestellt hatte. Jemand – vermutlich sein
Vater – musste die gerichtlichen Vorgaben umgangen und Leute eingestellt haben,
die das Gebäude in Schuss hielten.
    Dennoch
fand sich Quested, als er einige Stunden später aufbrach, im Besitz einer
langen Liste zu erledigender Dinge. Ganz oben stand das Anheuern von Arbeitern.
Um seinem Geist nach all dem Abwägen, Vermessen und Berechnen ein wenig Ruhe zu
gönnen, unternahm Darius einen Spaziergang durch die grüne Wildnis, die einst
der Park gewesen war, und gelangte entlang eines überwucherten Pfades zu einem trüben
Tümpel. Der Anblick zweier Libellen ließ ihn innehalten.
    Eines der
Mitglieder der Philosophischen Gesellschaft hatte einen
Aufsatz über das Paarungsverhalten von Libellen geschrieben, den Darius recht
possierlich gefunden hatte. Insekten, so sie keine Gefahr für das Nutzvieh
darstellten, interessierten ihn nicht sonderlich. Dennoch gönnte er den
liebestollen Libellen einen flüchtigen Blick. Und wie so oft ging plötzlich die
Neugierde mit ihm durch.
    Im nächsten
Moment schon lag er bäuchlings inmitten des Ufergrases, seinen wachen Forschergeist
auf die feenhaften Geschöpfe gerichtet, die über dem Wasser tänzelten. Ganz
darauf konzentriert, Männchen und Weibchen ohne Zuhilfenahme eines Fernglases
zu unterscheiden, war er taub, blind und unempfänglich für alles, was um ihn
her geschah.
    Eine Herde
wild gewordener Stiere hätte er vielleicht noch bemerkt, doch es hätte schon
eine
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