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Lord Tedric 01 - Lord Tedric

Lord Tedric 01 - Lord Tedric

Titel: Lord Tedric 01 - Lord Tedric
Autoren: Edward E. Smith
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seinem Zimmer hinüber, holte sich eine Anzahl von Büchern und begann den langsamen, mühevollen Lese- und Lernprozeß, den er so sehr haßte.
    Er wußte, daß es ihm nicht lag. Studieren war eine mühevolle Aufgabe. Zu viel war zu lernen und in zu kurzer Zeit geistig zu verarbeiten. Geschichte, Mathematik, die Bionomie von Hunderten von Planeten, die Physik von Tausenden von Sternensystemen. Tedric hatte im Gegensatz zu den anderen Kadetten keine Vorschule besucht, sein Bildungsstand lag unter dem allgemeinen Niveau. Er konnte zwar die übliche galaktische Sprache lesen und schreiben, dafür hatten die Wissenden gesorgt, doch inmitten all dieser Bücher fühlte er sich wie ein Nackter in einer Menge bekleideter Menschen. Er war ein Mann der Tat, nicht des Wortes. Doch hier an der Akademie des Korps der Einhundert schienen Worte mindestens ebenso viel Bedeutung zu haben wie Taten.
    Es dauerte daher nie lange, bis die schwarzen Schnörkel auf dem weißen Papier, die die Worte darstellten, zu tanzen und flattern begannen, als wären sie lebendige, kleine Insekten. Tedric blinzelte, rieb sich die Augen und begann von neuem zu lesen. Natürlich hätte er sich all diese Mühe sparen können, denn es gab sprechende Maschinen, Tabletten, die das Erinnerungsvermögen stärkten, holografische Bänder, die den Lehrmeister frei Haus lieferten und ihn sogar spezifische Fragen beantworten ließen. Tedric hatte mehrmals diese Geräte ausprobiert, doch so viel Technik erweckte in ihm ein Gefühl des Unbehagens, und deshalb kehrte er zu der einen Methode zurück, die er allen anderen vorzog: er las Bücher, manchmal stundenlang, bis sein Kopf summte und seine Augen brannten. Diese Art des Lernens hatte sich nach längerer Zeit ausgezahlt. Jetzt, gegen Ende seines zweijährigen Studiums an der Akademie, hatte er einen Bildungsstand erreicht, der etwas über dem Durchschnitt seiner Klasse lag. Es war ein wahres Wunder, ein unerwarteter Sieg. Die Wissenden hatten ihm klargemacht, daß er eine gute Ausbildung brauchte, und das hatte den Ausschlag gegeben. Den Anweisungen der Wissenden hatte er bisher stets Folge geleistet. Sie hatten ihm das Leben gegeben, ihn hier hergebracht. Wie hätte er sich ihren Wünschen verschließen können?
    Ein beharrliches Klopfen an der Tür seines Zimmers riß Tedric aus seinen Gedanken. Verwundert, denn er empfing kaum Besuch, besonders nicht so spät am Abend, legte er sein Buch nieder und erhob sich. Das Zimmer, in dem er wohnte, war unpersönlich, die Einrichtung seit seinem Einzug unverändert. Die Einrichtung bestand aus einem Feldbett, einem Metalltisch und einem Sessel, einem defekten Bildcomputer, einem kleinen Teppich – und natürlich aus mehreren hundert Büchern. Tedric betrachtete diesen Raum nicht als sein Zuhause. Für ihn war es nur ein Übergang, ein Zimmer, das er für eine bestimmte Zeitperiode bewohnte. Irgendwann einmal – die schwache Erinnerung daran sickerte gelegentlich durch seine Träume – hatte auch er ein Zuhause besessen, doch diese Zeit lag lange zurück.
    Der Mann vor der Tür in der blaßblauen Uniform eines Seniorkadetten kam Tedric bekannt vor. Ein Klassenkamerad, Nolan. Phillip Nolan. Aus dem Unterricht über die Reichsgeschichte kannte Tedric die Bedeutung dieses Nachnamens. Er verbeugte sich steif: »Ich bin Tedric, zu Ihren Diensten.«
    »Ja ... ja, ich weiß.« Nolan schien sichtlich nervös, seine Blicke wanderten unruhig hin und her.
    »Sie wollten mich sprechen?«
    »Ich ... ja.« Vorsichtig schaute sich Nolan nach allen Seiten um, als befürchtete er, von jemandem beobachtet zu werden. »Darf ich hereinkommen? Ich verspreche Ihnen, Ihre Zeit nicht zu lange in Anspruch zu nehmen. Es ist wichtig.«
    Tedric trat beiseite. Er brauchte zwar die Zeit dringend für seine Studien, doch die Unterbrechung kam ihm nicht ungelegen. Hinter Nolan schloß er die Tür und schob aus einem unerklärlichen Impuls heraus den Riegel vor.
    Nolan schaute sich nach einer Sitzgelegenheit um und ließ sich schließlich auf der Bettkante nieder.
    »Sie und ich sind beinahe zwei Jahre lang Klassenkameraden gewesen, haben jedoch während dieser Zeit kaum ein Dutzend Worte miteinander gewechselt.«
    »Trotzdem weiß ich einiges von Ihnen«, bemerkte Tedric. »Sie waren es auch, der mir nach meinem Sieg über Bayne gratulierte.«
    »Das stimmt, und meine Worte waren ehrlich gemeint. Es war ein phantastischer Kampf.«
    Tedric zuckte mit den Achseln. »Ich habe gehört, daß Sie später
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