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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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Stunden zu Hause«, sagte er. »Sagen Sie ihr, daß ich sie liebe.«
    »Sie liebt sie auch«, sagte Fanny. • »Hat sie das gesagt?«
    »Nein, ich sage es«, erwiderte Fanny. »Es ist zwei Uhr morgens, Mister. Können wir jetzt alle wieder zu Bett gehen?«
    »Ich noch nicht«, sagte Carella.
     
    Hawes sprach mit einem Cop namens Annie Rawles von der Abteilung Gewaltverbrechen, die ausschließlich Notzuchtfälle bearbeitete. Annie lag - nicht ganz zufällig - in seinem Bett. Er erzählte ihr, daß er seit Dienstbeginn eine wunderschöne Frau mit südländischem Aussehen und auch eine wunderschöne Klavierspielerin mit langem blondem Haar kennengelernt hatte.
    »Aber die Klavierspielerin sieht nicht südländisch aus?« fragte Annie.
    Hawes lächelte.
    »Was hast du an?« fragte er.
    »Nur eine .38er in einem Schulterhalfter«, sagte Annie. »Ich bin sofort da«, sagte er. »Was du nicht sagst«, gähnte sie. Die Uhr fing wieder an zu ticken.
     
    In einer Leichenhalle sieht jede Tageszeit gleich aus. Das liegt daran, daß es keine Fenster gibt und das grelle Licht der Neonröhren bestenfalls neutral ist. Auch der Gestank bleibt tagein, tagaus gleich, nicht wahrnehmbar für die Mediziner, die die Leichen für die Autopsien aufschneiden, aber spürbar für jeden, der gerade aus der frischen Luft hereinmarschiert.
    Dr. Paul Blaney war ein ziemlich kleiner Mann mit einem zottigen schwarzen Schnurrbart und Augen, von denen alle meinten, sie seien violett, während er der Ansicht war, sie wiesen ein helles Blaugrau auf. Er trug einen blutbefleckten blauen Kittel und gelbe Gummihandschuhe und wog gerade eine Leber, als die Detectives hereinkamen. Er ließ das Organ sofort in eine Schale aus rostfreiem Stahl fallen, in der es dann lag wie das nächste Mittagessen der Familie Portnoy. Dann zerrte er einen Handschuh herunter, wahrscheinlich, um ihnen die Hände zu schütteln, doch ihm fiel gerade noch rechtzeitig ein, wo diese Hand sich vor kurzem noch befunden hatte, und er zog sie abrupt zurück. Er wußte, warum die Detectives hier waren, und kam direkt zur Sache.
    »Zwei ins Herz«, sagte er. »Beide mitten ins Herz. Das wäre wohl auch kein schlechter Filmtitel.«
    »Ich glaube, den gab’s schon mal«, sagte Hawes. »Mitten ins Herz?«
    » Nein, nein…«
    »Sie meinen wohl Mitten durchs Herz.«
    »Nein, Zwei ins Herz oder so ähnlich…«
    »Zwei auf dem Weg, meinen Sie bestimmt«, sagte Blaney.
    »Nein, das war ein Song«, sagte Hawes.
    »Das war Einer für unterwegs.«
    »Das war ein Film. Vielleicht Zwei Herzen im Dreivierteltakt.«
    »Denn Zwei auf dem Weg war ganz bestimmt ein Film.«
    Carella sah die beiden an.
    »Im Titel kam das Wort Herz vor«, sagte Hawes.
    Carella sah sie noch immer an. Überall um sie herum lagen auf Tischen und Arbeitsflächen Leichen oder Leichenteile. Überall um sie herum hing der Gestank des Todes in der Luft.
    »Herz, Herz«, dachte Blaney laut. »Herz der Finsternis? Denn daraus wurde ein Film gemacht, aber der hieß Apocalypse Now.«
    »Nein, aber ich glaube, Sie sind nahe dran.«
    »Coppola, nicht wahr?«
    »Carella«, sagte Carella und fragte sich, warum Blaney, den er seit mindestens fünfundzwanzig Jahren kannte, plötzlich seinen Namen vergessen hatte.
    Blaney ignorierte ihn. »Ein Film von Coppola?«
    »Keine Ahnung«, sagte Hawes. »Wer ist Coppola?«
    »Er hat die Paten-Filme gedreht.«
    Was Carella an die beiden Schläger in der Hotelbar erinnerte. Und seine Gedanken zurück zu Svetlanas Enkelin brachte. Und damit zu dem Grund, weshalb sie hier waren, womit sich der Kreis geschlossen hatte.
    »Die Autopsie«, rief er Blaney in Erinnerung zurück.
    »Zwei ins Herz«, sagte Blaney. »Beide Kugeln so dicht nebeneinander, daß sie durch ein Fünfzig-Cent-Stück gegangen wären. Wofür man kein Scharfschütze sein muß, denn der Mörder stand ganz dicht vor ihr.«
    »Wie dicht?«
    »Einen Meter, würde ich sagen, höchstens anderthalb. Der Bursche mußte nur zielen und abdrücken. Und das war’s.«
    »War sie betrunken?« fragte Carella.
    »Nein. Null Komma zwei Promille im Gehirn, was durchaus im normalen Bereich liegt. Die Promillezahlen im Urin und Blut sahen ganz ähnlich aus.«
    »Können Sie uns was zur Todeszeit sagen?«
    »Gegen elf, halb zwölf gestern abend. Eine Schätzung.«
    Die Todes- und damit Tatzeit ließ sich niemals ganz genau bestimmen. Das wußten sie alle. Aber Blaneys begründete Vermutung stimmte mit der Zeit überein, zu der der Mann ein paar Wohnungen

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