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Londons Albtraum-Nächte

Londons Albtraum-Nächte

Titel: Londons Albtraum-Nächte
Autoren: Jason Dark
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lachen. »Albträume können schlimm sein. Man kann sogar an ihnen zerbrechen.«
    »Möglich.«
    »Und ich möchte, dass du daran zerbrichst, Sinclair. Ich will dich verlieren und leiden sehen. Soho wird wieder andere Zeiten erleben. Die alten, verstehst du? Wie damals im vorletzten Jahrhundert, als der Ripper durch die Gassen schlich.«
    »Ich habe begriffen. Nur schade für dich, dass es die vielen Gassen nicht mehr gibt. Soho hat sein Gesicht verändert. Das sollte doch auch dir bekannt sein.«
    »Das Grauen bleibt bestehen. Blut wird immer fließen«, flüsterte er scharf. »Verlass dich darauf. Ich werde alles tun, um das Grauen wieder auferstehen zu lassen.«
    »Als Mensch und Killer?«
    »Ja.«
    »Kein Dämon?«
    Von meiner Frage war er überrascht worden. Zunächst hörte ich nichts, danach wieder das leicht schrille Kichern. »Dämon ist gut, Sinclair. Sogar sehr gut. Es kann sein, dass ich beides bin. Ein Mensch und auch ein Dämon.«
    »Das kann es geben.«
    »Und einer, der das Blut fließen sehen will. In dieser Nacht noch, Sinclair, in dieser Nacht. Ich freue mich darauf, und ich freue mich auch, dass du dann vor Unruhe nicht schlafen kannst. Du wirst dich in deinem Bett herumwälzen und verrückt werden, das weiß ich alles.« Er lachte wieder auf.
    »Wir könnten ein agreement schließen«, sagte ich. Auch ich hatte Mühe, die Ruhe zu bewahren. Ich schaffte es.
    »Was meinst du?«
    »Wir treffen uns.«
    In der nächsten Sekunde hielt ich den Hörer vom Ohr weg, so laut schrillte sein Lachen. Er war wie von Sinnen, und er kriegte sich nicht ein. Er schrie sich fast die Lunge aus dem Leib. Ich kam nicht zu einer Erwiderung. Erst nach einigen Sekunden wurde mir klar, dass er nicht mehr redete. Das Freizeichen erreichte meine Ohren, und ich stellte den Apparat wieder zurück in die Station.
    Meine Gänsehaut hatte sich wieder zurückgezogen. Sehr nachdenklich schaute ich zu Boden und begann dann, im Zimmer hin- und herzuwandern. Auf meiner Stirn lag ein Muster aus Falten. Ich ließ mir das Gespräch noch mal durch den Kopf gehen und war davon überzeugt, keinen Bluff erlebt zu haben. Der meinte es ernst. Das war verrückt und verflucht gefährlich.
    Ich war davon überzeugt, dass er darangehen würde, sein Versprechen in die Tat umzusetzen. In der Nacht, heute noch. Oder nach Mitternacht? Ich warf einen Blick auf die Uhr. Suko und ich waren nicht zu lange beim Chinesen gewesen. Wenn man es genau nahm, stand die Nacht erst am Anfang. Es lagen noch zwei Stunden bis zur Tageswende vor mir. Geschehen sollte die Tat in London und speziell in Soho. Ich wohnte am Rande dieses geschichtsträchtigen Stadtteils, und jetzt fingen meine Gedanken an, sich zu überschlagen.
    Was konnte ich tun?
    Nachdenken, nur nachdenken. Ich fing mit meiner Wanderung durch das Zimmer an. Das Gespräch hatte ich automatisch aufgezeichnet, hörte es allerdings nicht mehr ab, sondern versuchte, es aus der Erinnerung zu holen.
    Er würde töten.
    Der Killer holte sich das erste Opfer. In Soho. Er war einer, der sich der Ripper nannte. Ich kannte den Killer natürlich. Jeder in London kannte ihn. Er war allen ein Begriff, und die Menschen wussten auch, wen er sich als Opfer geholt hatte.
    Frauen, nur Frauen. Junge Frauen. Prostituierte waren in seine Fänge geraten. Er hatte sie brutal aufgeschlitzt. Er war nicht zu stoppen gewesen. Ein Tier im Menschen.
    »Nein, schlimmer noch. Ein Tier tat so etwas nicht. Mit dem Begriff Bestie kam ich besser zurecht. Und dieser Schrecken sollte sich wiederholen?
    Eine fürchterliche Verstellung. In der Vergangenheit hatte ich schon einmal eine Rückkehr des Rippers erlebt. Aber das hatte mit dem neuen Fall nichts zu tun. Ich wusste auch nicht, ob ich es mit einem irren Menschen oder mit einem Dämon zu tun hatte. Es konnte auch eine Person sein, die von einer dämonischen Kraft beeinflusst worden war. Da gab es verschiedene Varianten.
    Ich musste mich von dem theoretischen Gedanken befreien und etwas Praktisches unternehmen. Er hatte sich auf den Stadtteil Soho konzentriert und ihn immer wieder erwähnt. Soho hatte sein Gesicht verändert. Es war moderner geworden. Neu- und Umbauten hatten dafür gesorgt, aber es gab das alte Soho trotzdem noch. Das konnte und durfte nicht verschwinden, weil in der Erinnerung der Menschen noch immer das echte Stück London feststeckte, und das hatte auch etwas mit dem Ripper zu tun. Soho, das bedeutete für die meisten von ihnen Gänsehaut, aber für mich bedeutete es
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