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Lohse, Eckart

Lohse, Eckart

Titel: Lohse, Eckart
Autoren: Guttenberg Biographie
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ihn der
Mittelständler Hasso von Blücher auf einer Veranstaltung in Erkrath mit einer
launigen Rede. »Im Spiel der medialen Fiktionen können Sie mit einigen sehr
realen Versatzstücken operieren: einem Schloss, einem Forst, einem Pferd, einem
Hund, einigen Jagdgewehren, einer schönen Frau und dazu noch mit einem
juristischen Doktortitel der Universität Bayreuth«, sagt Blücher in seinem
kurzen Entree. Zu Beginn des bundespolitischen Wirkens Guttenbergs ist
Stephanie eben nur »die schöne Frau« an der Seite des Ministers, groß, blond,
Anfang 30, modisch
gekleidet, bestens geeignet für gemeinsame Fotos und Interviews in der bunten
Presse - in den kommenden Monaten werden beide immer mehr deren Titelseiten
zieren. Bald vertritt sie den verhinderten Ehemann aber vor einem
Millionenpublikum bei der Bambi-Verleihung und wird allgemein für ihren
Auftritt bewundert.
    Binnen eines Jahres wird Stephanie
zu Guttenberg von der Ministergattin zur Top-Prominenten. Alle kennen sie, ihre
Wirkung ist ähnlich groß und breit wie die ihres Mannes. Mit ihrem Buch über
sexuellen Kindesmissbrauch und mit ihrem Auftritt in der umstrittenen Serie
»Tatort Internet« bei RTL II hat sie wochenlang die Feuilletons der deutschen
Zeitungen beschäftigt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist klar: Die Marke
Guttenberg gibt es zweimal. Eine sich verstärkende Doppelprominenz, die beide
gewinnbringend einsetzen. Ein solches Glamour-Paar hat es in der deutschen
Politik noch nicht gegeben. Ob in Bayreuth oder in Salzburg, auf dem Münchner
Oktoberfest oder auf den roten Teppichen der Hauptstadt - die Guttenbergs
glänzen, wo immer sie auftauchen. Es scheint, Deutschland hat zum ersten Mal
eine Antwort auf Barack und Michelle Obama gefunden und zugleich auf Nicolas Sarkozy
und Carla Bruni.
    Beide Guttenbergs beziehen ihren
Glanz aus der gleichen Quelle: eine adlige Familie mit weitreichenden
Verbindungen. Bei ihm ist es ein uradliges fränkisches Reichsrittergeschlecht,
bei ihr steht ein Superpromi der deutschen Geschichte, der Eiserne Kanzler und
Ururopa Otto von Bismarck, an der Wiege. Vom Adel geht auch heute noch eine
Faszination aus, auch wenn es ihn im juristischen Sinne nicht mehr gibt. Herkunft
und Familie sind für den Adel das A und O. Werte, Normen und Gepflogenheiten
verbinden. Religiosität, soziales und karitatives Engagement, Pflege des
kulturellen Erbes und ein ausgeprägtes Geschichtsbewusstsein gehören dazu.
Immer noch sind adlige Kreise gut vernetzt, auch wenn der Adel als Gruppe wohl
zu klein ist, um politisches Gewicht zu gewinnen.
    Karl-Theodor zu Guttenberg
besticht nicht zuletzt durch sein hohes Maß an Selbstbewusstsein. Es gründet in
seiner Herkunft und seiner Erziehung. Ihre Grundlage ist die Überzeugung, dass
man zur Elite gehört. Sein Großvater, der CSU-Politiker, hat diese Überzeugung
geteilt und verkörpert, sein Vater, der Dirigent, tut es ebenso. Beide haben
versucht, in ihrem Leben ein Höchstmaß an Unabhängigkeit zu erreichen, beide
haben sich gegen Widerstände durchgesetzt. Der Vater hat Guttenberg mit Strenge
beigebracht, was man tut, was sich gehört, was Pflicht und Verantwortung sind.
So hatte er es von seinem eigenen Vater erfahren, so war es über Generationen
weitergegeben worden. Für Guttenberg ist das Elitebewusstsein mit dem Anspruch
verbunden, etwas Besonderes zu werden. Dem Vater, dem Musiker und Dirigenten,
wollte er beruflich nicht nacheifern. Dem Großvater, dem Politiker, konnte er
hingegen folgen; auf der Karriereleiter ist er längst weiter oben angekommen.
    Wie seine Vorfahren pocht
Guttenberg auf seine Unabhängigkeit, ja er thematisiert sie ständig. Er will
nur für sich stehen. Fast schon rituell besteht er darauf, dass er auf die
Politik nicht angewiesen sei, spricht offen und verdeckt Rücktrittsdrohungen
aus. Das alles ist ein Teil seiner Souveränitäts-Show. Das Gefühl, dass da
einer besonders unabhängig agiert, überträgt sich auf seine Außenwelt. Manch
ein Regierungsmitglied hat sich, nachdem Guttenberg anderthalb Jahre im Kabinett
war, gewundert, dass er nicht schon viel länger dabei sei. Souveränität
bedeutet auch, so aufzutreten, als gehörte man ganz selbstverständlich schon
immer dazu.
    Nicht nur das Bewusstsein einer
Familie, die sich seit Jahrhunderten als Elite versteht, ist Quelle dieser
Souveränität, sondern sie hat auch einen realen, finanziellen Hintergrund.
Guttenberg könnte wirklich sofort etwas ganz Anderes machen. Das Wissen um
seine
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