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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten
Autoren: Ellis Peters
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zum letztenmal. Eliud war vernünftiger. Er ist ernsthaft und vorsichtig, er denkt wie Owain. Es war das erste Mal, daß unsere Wege sich trennten.
    Ich wünschte jetzt, ich hätte auf ihn gehört. Soweit ich mich erinnere, hat er sich noch nie geirrt. Aber ich brannte darauf zu handeln, war störrisch wie ein Esel und ging allein los.«
    »Und hat Euch dann gefallen, was Euer Handeln mit sich brachte?« fragte Hugh trocken.
    Elis kaute nachdenklich an der Unterlippe. »Die Schlacht - das war ein guter Kampf, beide Seiten bis an die Zähne bewaffnet. Ihr wart dabei? Dann wißt Ihr ja selbst, daß wir Großes geleistet haben, als wir den überfluteten Fluß überquerten und uns in der gefrorenen Marsch aufbauten, wie wir waren, durchnäßt und schaudernd...« Diese prächtige Erinnerung weckte plötzlich eine andere Erinnerung, nämlich die an den zweiten Versuch, ein Gewässer zu überqueren und an das ganz und gar nicht heldenhafte Ende, das genaue Gegenteil eines Traumes vom Ruhm. Herausgefischt wie ein ertrunkenes Kätzchen, mit dem Gesicht im schlammigen Boden ins Leben zurückgeprügelt, das Wasser ausspuckend, das er geschluckt hatte, gehalten von den Händen eines stämmigen Wäldlers. Er bemerkte Hughs Blick, sah seine eigene Erinnerung in Hughs Augen reflektiert und besaß den Mut zu grinsen. »Nun, bei Überschwemmungen ist das Wasser auf niemandes Seite - es verschlingt Waliser genauso schnell wie Engländer. Aber es hat mir nicht leid getan, jedenfalls nicht das bei Lincoln; das war ein guter Kampf. Aber danach - nein. Was in der Stadt geschah, drehte mir den Magen um. Wenn ich es vorher gewußt hätte, wäre ich nicht dabei gewesen. Aber ich war dabei, und ich konnte es nicht ungeschehen machen.«
    »Euch wurde elend als Ihr saht, was in Lincoln geschah«, erwiderte Hugh verständig. »Und dennoch seid Ihr bei den Räubern geblieben, um auch noch Godric's Ford einzusacken.«
    »Was sollte ich tun? Mich allein gegen den ganzen Haufen stellen, gegen meine Freunde und Kameraden, und die Nase in die Luft recken und ihnen sagen, daß sie dabei wären, eine Sünde zu begehen? Ein so großer Held bin ich doch nicht!« entgegnete Elis schlicht und offen. »Trotzdem, Ihr müßt mir glauben, daß ich niemand etwas zuleide tat, denn ich wurde gefangengenommen, und wenn Ihr nun sagt, das geschieht mir recht, dann werde ich nicht beleidigt sein. Das Ende vom Liede ist jedenfalls, daß ich hier bin und Ihr über mich verfügen könnt.
    Gut, ich bin mit Owain verwandt, und wenn er erfährt, daß ich noch lebe, wird er mich ganz bestimmt zurückhaben wollen.«
    »Dann könnten wir zwei sehr leicht eine vernünftige Übereinkunft finden«, sagte Hugh, »denn ich halte es für möglich, daß mein Sheriff, den ich ebenso dringend zurückhaben will, in Wales gefangen ist, wie Ihr hier gefangen seid, und wenn dies wahr sein sollte, dann dürfte ein Austausch kein großes Problem sein. Ich habe nicht den Wunsch, Euch hinter Schloß und Riegel in einer Zelle zu halten, solange Ihr Euch anständig benehmt und den Ausgang der Geschichte ruhig abwartet. So kommt ihr am raschesten wieder nach Hause. Gebt mir Euer Wort, daß Ihr nicht zu fliehen versucht oder die Burg verlaßt, und Ihr habt innerhalb der Burg alle Freiheit.«
    »Von ganzem Herzen gern!« sagte Elis bereitwillig. »Ich gebe Euch mein Wort, nichts zu versuchen und keinen Fuß vor die Tore zu setzen, bis Ihr Eueren Mann zurückhabt und mich freilaßt.«
    Cadfael kam am nächsten Tag wieder, um sich zu vergewissern, daß sein Verband dem zackigen Kratzer des walisischen Jungen gutgetan und daß sich die Wunde nicht entzündet hatte; das gesunde junge Fleisch fand zusammen wie die Lippen von Liebenden, und der Riß würde fast ohne Narbe abheilen.
    Er war ein netter Junge, dieser Elis ap Cynan, man konnte in ihm lesen wie in einem Buch, er war offen wie ein Gänseblümchen in der Mittagssonne. Cadfael blieb lange bei ihm, um ihn auszuhorchen, was kein großes Problem war und eine reiche Ernte brachte. Da er nun nichts mehr zu verlieren hatte und nur ein mitfühlender älterer Mann seines eigenen Schlages zuhörte, entfaltete er seine Blätter in schwatzhafter Unschuld.
    »Ich überwarf mich mit Eliud wegen dieses Beutezuges«, erzählte er traurig. »Er meinte, das sei keine gute Politik für Wales, und die Beute, die wir zurückbrächten, würde den angerichteten Schaden bei weitem nicht aufwiegen. Ich hätte wissen sollen, daß er recht behalten würde - wie immer.
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