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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten
Autoren: Ellis Peters
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wollte. Als er bereit war, sah er sehr jung, sauber und feierlich aus und verständlicherweise verängstigt. Er hielt sich etwas verkrümmt, um die gebrochene Rippe zu entlasten, die ihm den Atem nahm. Melicent stand dicht an seiner Seite, jedoch ohne ihn zu berühren.
    »Ich habe Eliud an meiner Stelle nach Wales zurückgeschickt«, sagte Elis, ebenso sehr vor Entschlossenheit wie vor Furcht stocksteif. »Denn ich schulde ihm mein Leben.
    Aber hier bin ich, ich stehe Euch nach Eurem Belieben zur Verfügung, damit ihr mit mir verfahren könnt, wie Ihr es für angemessen haltet. Erlegt mir auf, was immer Ihr für ihn für richtig haltet.«
    »Um Himmels willen, so setzt Euch doch«, sagte Hugh knapp und fassungslos. »Ich verabscheue es, der Grund Eures selbstauferlegten Leidens zu sein. Es soll mir reichen, wenn Ihr mir Euren Hals anbietet; Eure augenblicklichen Schmerzen brauche ich nicht. Setzt Euch und beruhigt Euch. Ich habe kein Interesse an Helden.«
    Elis errötete, zuckte zusammen und setzte sich gehorsam, doch er ließ Hughs grimmiges Gesicht keinen Augenblick aus den Augen. »Wer hat Euch geholfen?« fragte Hugh kalt und ruhig.
    »Niemand. Ich entwarf diesen Plan allein. Owains Männer taten, was ich ihnen befahl.« Dies konnte er kühn behaupten, da sie schon lange in ihrem eigenen Land waren.
    »Wir entwarfen den Plan«, sagte Melicent fest.
    Hugh ignorierte sie, oder jedenfalls tat er so. »Wer hat Euch geholfen?« wiederholte er etwas lauter.
    »Niemand. Melicent wußte es, aber sie war nicht beteiligt.
    Die ganze Schuld trifft mich. Befaßt Euch mit mir!«
    »Dann habt Ihr also ganz allein Euren Vetter in das andere Bett gelegt! Das allein ist schon ein Wunder, da Ihr verletzt seid und nicht gehen könnt, ganz zu schweigen davon, daß es Euch unmöglich ist, einen anderen Mann zu heben. Wie ich hörte, trug ein gewisser Müller aus dieser Gegend Eliud ap Griffiths Bahre.«
    »Es war dunkel in der Kammer, und auch draußen war kaum Licht«, erwiderte Elis gleichmütig, »und ich...«
    »Wir«, unterbrach Melicent.
    »... ich hatte Eliud gut eingewickelt, es war so gut wie nichts von ihm zu sehen. John tat nichts weiter, als seine starken Arme zur Verfügung zu stellen, um mir zu Gefallen zu sein.«
    »War Eliud an diesem Austausch beteiligt?«
    »Nein!« sagten sie gleichzeitig laut und entschieden.
    »Nein!« wiederholte Elis so heftig, daß seine Stimme zitterte. »Er wußte nichts. Ich gab ihm in seinen letzten Trank einen großen Schuß von dem Mohnsirup, den Bruder Cadfael am ersten Tag benutzte, um den Schmerz zu lindern. Er bringt tiefen Schlaf. Eliud schlief die ganze Zeit. Er wußte nichts davon! Er wäre nie einverstanden gewesen.«
    »Und wie seid Ihr, ans Bett gefesselt, wie Ihr wart, an den Sirup gekommen?«
    »Ich habe die Flasche von Schwester Magdalena gestohlen«, sagte Melicent. »Fragt sie! Sie wird Euch sagen, wieviel aus der Flasche fehlt.« Und das würde sie, mit allem Ernst und aller Sorge. Hugh zweifelte nicht daran, und er wollte ihr die Notwendigkeit des Antwortens ersparen. Auch Cadfael zweifelte nicht daran. Beide hatten sich umsichtig von dieser Verhandlung entfernt und überließen es Richter und Angeklagtem, die Angelegenheit zu klären.
    Es folgte ein kurzes, drückendes Schweigen, das schwer auf Elis lastete, während Hugh die beiden mit zusammengezogenen Augenbrauen betrachtete. Schließlich wandte er sich stirnrunzelnd an Melicent.
    »Von allen Menschen«, sagte Hugh, »hattet Ihr das größte Recht, von Eliud eine Wiedergutmachung zu verlangen.
    Habt Ihr ihm so schnell vergeben?«
    »Ich bin nicht einmal sicher«, sagte Melicent langsam, »daß ich weiß, was Vergebung ist. Es scheint mir nur eine traurige Verschwendung, daß alle guten Taten eines Mannes nicht die eine böse Tat, wie schlimm sie auch ist, aufwiegen sollen. Das ist ein Makel dieser Welt. Und ich wollte nicht, daß noch jemand stirbt. Ein Toter war Kummer genug, und der zweite würde nichts heilen.«
    Wieder gab es ein Schweigen, länger als das erste. In Elis war alles in Aufruhr, er erschauerte, er wollte seine Strafe hören, wie immer sie ausfiel, und Gewißheit haben. Zittern überfiel ihn, als Hugh sich abrupt erhob.
    »Elis ap Cynan, ich habe von Rechts wegen keine Anklage gegen Euch vorzubringen. Ich will keine Wiedergutmachung von Euch. Ihr sollt Euch eine Weile hier ausruhen; Euer Pferd steht noch in den Ställen der Abtei. Wenn Ihr bereit seid zu reiten, dann mögt Ihr Eurem Ziehbruder nach
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