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Lösegeld am Henkersberg

Lösegeld am Henkersberg

Titel: Lösegeld am Henkersberg
Autoren: Stefan Wolf
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herumhüpften.
    Tim blieb stehen und reckte den Kopf.
    Sie hatten sich dem Parkplatz von der
Rückseite genähert. Der gelbe Porsche war nur eine Reihe entfernt.
    Tim erkannte das Nummernschild und
gleichzeitig...
    „Was ist denn da passiert?“ meinte er. „Dort,
der gelbe Porsche! Erkennst du ihn, Gaby? Der Wagen des Werwolftyps. Jemand hat
die Außenspiegel abgebrochen und die Scheibenwischer.“
    „Blindwütige Zerstörungswut“, meinte
Klößchen. „Sicherlich aus Neid. Da ärgert sich einer, daß er nur ein Moped hat,
läßt seinen Frust raushängen und haut den Porsche zu Klump.“
    „Das ist eine Möglichkeit“, sagte Tim. „Aber
es kann auch ein ganz persönlicher Streit sein.“
    Die anderen wollten wissen, wer der
Werwolftyp sei. Tim berichtete. Dabei gingen sie weiter, sockten durch das
Seifensieder-Sträßchen und bogen ein in die Springflut-Gasse.
    Tim hatte Alice’ Zeichnung in der
Brusttasche. Das Blatt war zweimal gefaltet. Aber das schadete dem Porträt
nicht.
    Als sie sich dem ,Halben Ohr’ näherten,
nahm Tim seine Armbanduhr ab und schob sie in die Tasche. Vielleicht wurde er
gefragt, weshalb sie den Penner suchten. Als Grund wollte Tim angeben, der habe
bei dem Rauswurf seine Uhr verloren.
    „Zum halben Ohr“, sagte Alice, „ein
irrer Name.“
    „Das kann ich dir erklären“, meinte
Karl — und tat’s auch gleich.
    Tim blieb vor der Drehtür stehen.
Hinter der Wand aus violetten Glasbausteinen brannte Licht. Aber keine Bewegung
war auszumachen.
    Er ließ sein Rad von Karl halten und
drückte gegen die Drehtür. Nichts rührte sich. Verschlossen! Er klopfte an die
Scheibe.
    „Die haben immer noch Ruhetag“, meinte
Klößchen.
    Hinter der Sichtblende — der Innenwand aus
pinkfarbenen Glasbausteinen — kam ein Mann hervor.
    Au Backe! dachte Tim. Der Werwolf, der
Bärtige! Ist das nun der Wirt? Oder ein Gast, der seinen Kummer ersäuft wegen
des beschädigten Autos?
    Verblüfft wurde Tim gemustert.
    „Was wollt ihr?“ fragte eine affige
Stimme hinter der Drehtür, denn der Blick hatte inzwischen auch Tims Freunde
erfaßt.
    „Es geht um eine Auskunft“, rief der
TKKG-Häuptling. „Gehören Sie zu diesem Laden? Außerdem haben wir eine schlechte
Nachricht, falls Sie die noch nicht kennen.“
    Der Bärtige löste die Arretierung der
Drehtür und kam heraus. Seine Augen richteten sich auf die Mädchen. Für einen
Moment schien ihm der Atem zu stocken.
    Krieg dich mal wieder! dachte Tim. Ich
weiß, wie hübsch Gaby ist.
    Doch dann bemerkte er: Der Bärtige sah
nicht sie an, sondern Alice.
    Ruckartig schraubte er jetzt den Kopf
nach links, und wieder fühlte Tim sich erdolcht von diesem eishellen Blick.
    „Also, was ist?“
    Tim holte die Zeichnung hervor und
entfaltete sie.
    „Dieser Stadtstreicher war vorhin hier
— im ,Halben Ohr’. Wir kamen gerade vorbei, als er rausgeworfen wurde: von
einem blondierten Jüngling mit Schnurrbart. Kennen Sie den Penner?“
    „Weshalb wollt ihr das wissen?“
    Tim nahm seine Armbanduhr aus der
Tasche. „Bei der unsanften Behandlung verlor der arme Kerl seine Uhr. Willi hat
sie gefunden, aber erst, als der Penner schon weg war. Jetzt wollen wir ihm
dieses Wertstück zurückgeben.“
    Der Bärtige lächelte höhnisch. „Eins
weiß ich genau: Leo hat noch nie eine Uhr besessen.“
    „Also heißt er Leo. Sehr gut! Da Sie
ihn kennen, sind Sie vielleicht der Boss dieser Gaststätte?“
    „Ganz recht. Was soll der Unsinn mit
der Uhr? Woher habt ihr die Zeichnung?“
    „Das mit der Uhr ist kein Unsinn,
sondern Ticktack, nein, Taktik. Die Zeichnung wurde angefertigt von dieser jungen
Dame. Toll, was? Tja, Herr Döbbel — das sind Sie doch? — , bevor ich die
schlechte Nachricht übermittle, noch eine Frage: Wo findet man den Leo und wie
heißt er mit Nachnamen?“
    „Weiß ich nicht. Er gehörte zu dem
Abschaum, der hier früher verkehrte. Seit ich die Gaststätte übernommen habe,
ist das vorbei. Nur noch beste Leute gehen durch diese Tür.“
    „Das haben wir gesehen“, nickte Tim. „Zum
Beispiel der Blondierte, den ich ein bißchen stauchen mußte. Ist das Ihr
Rausschmeißer? Oder lernt er Kellner?“
    „Das war ein Gast. Ich kenne ihn nicht.
Was hast du noch zu sagen?“
    „Der gelbe Porsche, dessen Kennzeichen
auf... SS 33 endet, ist doch der Ihrige, nicht wahr?“
    Döbbel nickte. Seine Augen wurden
schmal. Sogar die Tränensäcke flachten sich ab.
    „Wir kamen eben an ihm vorbei“, sagte
Tim. „Jemand hat die Außenspiegel
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