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Loderne Glut

Titel: Loderne Glut
Autoren: Jude Deveraux
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Haus.«
    Sie streckte ihm ihre Hand hin, und er hätte sie fast nicht ergriffen. Was, zum Kuckuck, war nur los mit ihm? »Vielen Dank. Ich habe Ihren Vater und seinen Schwiegersohn bereits kennengelemt. Sie müssen eine verheiratete Schwester haben.« Er bemühte sich sehr, leichte Konversation zu machen; verlor sich aber immer wieder in ihren Augen. Nicht noch einmal, Montgomery, ermahnte er sich, als er sich daran erinnerte, was mit Blythe Woodley passiert war. Du darfst nicht einmal an so etwas denken.
    »Taylor ist mein Verlobter. Und wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen, Dr. Montgomery - ich komme sonst zu spät.«
    »Sie gehen aus?« fragte er und verfluchte sich dann, weil er das in einem Ton hervorbrachte, den ein kleiner Junge angeschlagen hätte, dessen Mutter ohne ihn ausgehen wollte.
    »Nein, ich werde mit Ihnen zusammen lunchen. Kann ich Ihnen beim Aufheben der Münzen helfen?«
    »Nein, das kann ich schon selbst«, versicherte er rasch, und sogleich krabbelte er auf allen vieren über den Boden und suchte unter einem Tisch nach einer Münze, wollte dann aber zu Amanda aufsehen und stieß sich den Kopf an einem Tischbein an. Sie trat rasch einen Schritt auf ihn zu, um eine Blumenvase zu retten, die vom Tisch zu fallen drohte.
    »Vielleicht sollte ich lieber ein Dienstmädchen rufen«, schlug sie vor.
    »Nein, ich komme schon allein damit zurecht«, beharrte er und stieß sich zum zweitenmal den Kopf an.
    Amanda sah ihn nur mit ausdruckslosem Gesicht an, öffnete dann die Tür zu dem Zimmer, das neben dem seinen lag, ging hinein und war dann seinem Blickfeld entschwunden.
    Hank setzte sich auf den Boden und verfluchte sich volle fünf Minuten lang. Aber es wollte ihm nicht gelingen, Amandas Bild aus seinem Gedächtnis zu verdrängen. Er sah sie wie eine Figur auf einem Gemälde von Fragonard: auf einer Schaukel, lachend, mit Seidenröcken, die sich im Wind bauschten und Spitzenunterröcke freilegten, ihre zierlichen Schuhe hatten juwelenbesetzte Spangen. Er sah sie durch goldene Weizenfelder laufen, während das lange Haar hinter ihr wehte. Er sah sie einen Tango tanzen in einem schimmernden, engsitzenden Kleid.
    Er sah sie in seinen Armen.
    Er stand auf, den Blick noch immer an die Tür von Amandas Zimmer geheftet, und ging, ohne zu bedenken, was er da tat, leise an ihre Tür und legte die Hand darauf.
    Im selben Moment öffnete Amanda ihre Zimmertür — und hätte fast Hanks Hand in ihrem Gesicht gehabt.
    Sie war zu erschrocken, um zu reagieren - starrte ihn nur mit geweiteten Augen an.
    »Ich ... äh, die Münzen; ich, äh . . .«, stammelte Hank und sah sie dann mit einem schwachen Lächeln an.
    »Es ist Zeit für den Lunch«, verkündete sie und drehte sich zur Seite, um an ihm vorbeizugehen. Sie blieb auf der Treppe stehen, legte die Hand auf ihre Brust und beschwor ihr Herz, nicht so laut zu hämmern. War dieser Mann verrückt oder nur sehr exzentrisch? Er sah nicht wie ein Hochschulprofessor aus. Tatsächlich benahm er sich, als hätte er überhaupt keinen Verstand. Sie hatte das Badezimmer verlassen, und da hatte er dagestanden und sie angestarrt, als hätte er noch nie in seinem Leben eine Frau gesehen. Amanda hatte an sich hinuntergeblickt, ob sie vielleicht ein wichtiges Kleidungsstück vergessen hatte. Dann hatte er Münzen auf den Boden geworfen, war auf Knien und Händen herumgekrochen und hätte fast einen Tisch umgestoßen bei dem Versuch, sie wieder aufzuklauben.
    Was er gerade tat, als sie ihre Tür öffnete und fast in seine Hand hineingelaufen war, darüber wollte sie gar nicht erst nachdenken. Sie setzte ihren Weg ins Untergeschoß fort.
    »Amanda, du hast dich verspätet«, tadelte Taylor streng.
    »Ich . . . ich habe Dr. Montgomery kennengelernt.«
    Taylor beobachtete sie. »Er ist jünger, als wir erwartet haben, und deshalb gefährlicher. Er muß beschäftigt werden. Hast du die Themen für unsere Tischgespräche durchgearbeitet?«
    »Ja«, bestätigte sie mit verlorener Stimme. Sie konnte ihre Beschwerden unmöglich Vorbringen. Sie konnte Taylor nicht sagen, daß sie Dr. Montgomery nicht mochte und daß sie sogar ein bißchen Angst vor ihm hatte. Taylor wollte, daß sie ihre Zeit mit Dr. Montgomery verbrachte, und das mußte sie tun — Taylor zuliebe.
    Fünf Minuten nach eins kam Dr. Montgomery zum Essen herunter. Wenigstens war er diesmal voll bekleidet. Obwohl Taylor nun schon seit acht Jahren mit Amanda unter dem gleichen Dach lebte und sie stets das gleiche
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