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Loderne Glut

Titel: Loderne Glut
Autoren: Jude Deveraux
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komme.«
    »Das hättest du auch verdient«, gab Amanda zurück und warf die Wagentür zu. »Du solltest dich nicht an wehrlosen Frauen vergreifen.«
    »Mit dem Professor im Rücken warst du ja nicht so ganz wehrlos. Er hätte mir fast einen Backenzahn ausgeschlagen. Er sitzt ganz locker.«
    Amanda lächelte ihn an. »Vielleicht denkst du beim nächsten Mal daran.«
    Sam verzog das Gesicht und brauste davon.
    »Amanda, mein Liebes«, sagte Grace, »wenn diese Geschichte vorbei ist, werden wir beide uns mal länger unterhalten müssen.«
    Amanda gab ihr keine Antwort, sondern ging zu Revas Haustür und klopfte an. Es war ein schmutziges kleines Haus mit einer zerbrochenen Schaukel im Vorgarten und einem Berg verrosteter Konservendosen neben dem Zaun, in dem etliche Latten fehlten. Herbstrosen, die um ihr Leben zu kämpfen schienen, wuchsen aus etwas heraus, das dem Kotflügel eines Lastwagens sehr ähnlich sah. Im Türfenster war eine Scheibe zerbrochen, die mit Zeitungspapier geflickt war.
    Nachdem Amanda zum zweiten Mal angeklopft hatte, hörte sie schlurfende Schritte hinter der Tür.
    »Was wollen Sie denn?« fragte eine Männerstimme.
    »Hier ist Amanda Caulden, Mr. Eiler. Ich möchte Reva sprechen«, rief Amanda. »Wenn sie hier ist«, setzte sie leise hinzu.
    »Sie schläft«, rief Mr. Eiler.
    »Mit wem?« murmelte Amanda. »Ich muß wirklich mit ihr sprechen«, brüllte sie vor der Tür.
    Eine Hand riß wütend das Zeitungspapier von der Scheibe weg. Der Rest des Fensters war so schmutzig, daß man gar nicht durchschauen konnte. Revas Gesicht erschien in dem nun freigelegten Ausschnitt. »Ich bin hier, Miß Alleswisserin Caulden«, sagte Reva, »und ich war allein im Bett, obwohl dich das nichts angeht. Was hat dich in diesen Teil der Stadt geführt? Brauchst du jemanden, der deine Toiletten saubermacht?«
    »Wo ist Hank?« fragte Amanda.
    »Nicht bei mir.«
    Amanda funkelte sie an. »Wann hat er dich denn verlassen? Hat sein Besuch dich so erschöpft, daß du dich schon so früh zu Bett begeben mußtest?«
    »Erstens ist es bereits zehn Uhr, und zweitens müssen einige von uns schon sehr früh aufstehen und zur Arbeit gehen. Nicht alle können ein solches Prinzessinnendasein führen wie . . .«
    »Einen Augenblick!« rief Grace und trat einen Schritt näher an die Tür. »Ehe ihr beiden jungen Damen—« sie betonte das Wort — »euch in die Haare geratet, denke ich, sollten wir erst einmal klarstellen, weshalb wir hergekommen sind. Reva, Dr. Montgomery scheint verschwunden zu sein, und man gab uns zu verstehen, daß er vielleicht bei einer anderen Frau sein könnte. Und wir gingen von der Annahme aus, die besagte Frau seist du.«
    »Er ist nicht hiergewesen. Er war den ganzen Tag draußen auf den Feldern. Ich habe ihn nur ein paar Minuten gesehen, und er war ziemlich aufgeregt. - Er sagte, es wäre grauenvoll dort draußen, und ich sollte lieber im Gewerkschaftshaus bleiben.«
    »Hast du eine Ahnung, wo er stecken könnte?« fragte Grace.
    »Vielleicht ist er in sein Hotel gefahren und schläft dort in seinem Zimmer. Oder er arbeitet noch im Gewerkschaftshaus. Oder er ist in den >Diner< zum Essen gegangen. Oder. . .«
    »Du mußt uns suchen helfen«, unterbrach Amanda sie. »Ich glaube, es ist ihm etwas zugestoßen.« Nun, da sie wußte, daß er sich nicht bei Reva aufhielt, wurde sie rasch vernünftiger. Whitey hatte sie belogen - aber warum? Hatte er sie nur täuschen wollen, weil sie eine Caulden war? Oder hatte er einen anderen Grund dafür gehabt?«
    »Hank ist bestimmt nichts passiert«, beruhigte sie Reva.
    »Hank kann sehr gut auf sich selbst aufpassen. Außerdem ist es schon spät, und ich brauche meinen Schlaf.«
    »Du kommst entweder freiwillig mit, oder ich werde dich an den Haaren aus dem Haus ziehen.«
    »Aber Amanda!« sagte Grace. »Ich bin sicher, Reva hat recht, und Dr. Montgomery geht es gut. Vielleicht sollten wir. . .«
    »Ich bekomme Taylor dafür«, forderte Reva, als wäre er eine Handelsware.
    »Geschenkt«, antwortete Amanda prompt im Ton eines Auktionators, der zu den Kauflustigen sagt: »Der Mann geht an die Frau in dem schmutzigen Nachthemd dort hinten!«
    »Gib mir fünf Minuten Zeit zum Anziehen.«
    »Wenn du auf den Lippenstift verzichtest, schaffst du es in drei«, sagte Amanda mit einem süßen Lächeln.
    Grace sah zur Seite, damit die beiden ihr Lächeln nicht sehen konnten.
    In vier Minuten war Reva angezogen und stand vor dem Haus. Amanda vergeudete nun keine Zeit mehr
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