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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung
Autoren: Deborah Hale
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mir nicht seinen Namen nennen? Zumindest darauf hätte ich wohl ein Recht.“
    „Ja, das denke ich auch.“ Nur mit Mühe kamen die Worte über Juliannas Lippen. „Ich habe das alles nicht gewollt, glaube mir. Zuerst habe ich nur Freundschaft empfunden, weil er doch so einsam war. Nach und nach dann … Er selbst hat nichts dazu getan, zumindest nicht absichtlich. Er trägt also keine Schuld. Es ist allein mein Fehler.“
    „Ich verstehe kein Wort, Julianna. Würdest du mir bitte einfach nur seinen Namen nennen?“
    Stellte er sich etwa mit Vorsatz begriffsstutzig? Wollte er unbedingt, dass sie den Namen aussprach, anstatt von selbst darauf zu kommen?
    „Edmund“, flüsterte sie und hielt dann angstvoll den Atem an.
    „Also gut, wenn du es nicht sagen willst, kann ich dich wohl kaum dazu zwingen“, erwiderte Crispin ärgerlich. „Wahrscheinlich bist du nicht besonders stolz auf ihn, was den Schluss zulässt, dass du auch nicht so verliebt sein kannst, wie du glaubst. Sei doch vernünftig, Julianna! Wenn du mit mir in die Südsee kommst, werde ich alles tun, damit du ihn vergisst …“
    „Hast du mich nicht verstanden, Crispin? Ich kann nicht mit dir in die Südsee fahren, denn ich bin mit deinem Onkel verheiratet und möchte, dass es so bleibt.“
    „Ich bitte dich dringend, meinen Verstand nicht mit einer haarsträubenden Liebesgeschichte zwischen dir und meinem Onkel zu beleidigen. Von mir aus soll der Teufel die Annullierung holen. Wir beide wissen doch, dass ihr nie richtig verheiratet wart, und das ist schließlich die Hauptsache. Wenn wir zusammen fortlaufen, kann Onkel Edmund meinetwegen beim Parlament die Scheidung beantragen. Es würde zwar ein Riesenskandal sein, aber ich setze sowieso keinen Fuß wieder in dieses Land. Bitte, Julianna, wirf unser gemeinsames Leben nicht weg wegen einer vorübergehenden Vernarrtheit.“
    „Crispin!“ Ärger verdrängte Juliannas Gewissensbisse. „Höre mir doch endlich einmal zu. Es ist keine vorübergehende Vernarrtheit. Ich meine es sehr ernst, wenn ich dir sage, dass ich Edmund liebe.“
    „Ich verstehe schon, dass du den Burschen decken willst, und finde es ziemlich geschmacklos,dass du meinen Onkel als Vorwand dafür benutzt, nach allem, was er für dich getan hat. Es muss ein großes Opfer für ihn gewesen sein. Ich ahnte gar nicht, wie froh er sein würde, dich loszuwerden. Er ist jetzt völlig verändert, hält sich ständig in der Stadt auf, kümmert sich um seine Wohltätigkeitsangelegenheiten und spricht davon, sich um einen Sitz im Parlament zu bewerben.“
    Seine Worte trafen Julianna wie ein Schlag, denn sie hatte doch insgeheim immer noch auf eine Zukunft mit Edmund gehofft. War sie etwa im Begriff, für einen unerfüllbaren Traum ihre einzige Chance auf Liebe endgültig aus der Hand zu geben?
    „Alles gut und schön, Crispin, aber das ändert auch nichts an der Tatsache, dass ich dich nicht heiraten kann.“
    Jählings erhob sich Crispin und ging zur Tür. Dort wandte er sich noch einmal um. „In drei Wochen steche ich wieder in See und werde jahrelang nicht mehr zurückkommen. Falls du deine Meinung noch ändern solltest …“
    „Crispin, alter Bursche!“, ertönte in diesem Augenblick Laurences Stimme aus dem Flur. „Ich wollte gerade zu dir.“
    „Ah, Laurence, was gibt’s Neues?“ Crispin trat auf den Gang hinaus, und Julianna hörte, wie sich die beiden Männer entfernten und dann irgendwo eine Tür ins Schloss fiel. Erschöpft ließ sie sich auf das Sofa fallen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihr von diesem Gespräch ein solch quälendes Gefühl der Leere zurückbleiben würde, wenn sie auch zugleich eine grenzenlosen Erleichterung spürte. Es war, als habe sich ein drückender Panzer um ihre Brust gelöst und sie könne plötzlich wieder frei atmen.
    Mit einem immer noch etwas gezwungenen Lächeln und einer förmlichen Verbeugung bedankte sich Edmund für den freundlichen Applaus auf seine Wahlrede und wechselte anschließend noch einige verbindliche Worte mit Freunden und Bekannten und schüttelte viele Hände. Plötzlich stand Crispin vor ihm.
    „Mein lieber Junge! Was tust du denn hier auf dem Lande, da du doch deine Hochzeit vorbereiten und dein Schiff überholen lassen willst?“
    „Ich muss unbedingt mit dir reden, Onkel Edmund“, murmelte Crispin. „Aber nicht hier.“
    „Dann komme mit.“ Hastig verließ Edmund das große Gastzimmer des Wirtshauses „Zum Eberkopf“, geleitete den Neffen über einen
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