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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung
Autoren: Deborah Hale
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hinwiederum nicht die unerfüllten Wünsche von mehr als einem Jahr in einer Nacht nachholen.“
    Als ihrer beider Lachen verklungen war, machte sich bei Julianna die Müdigkeit wieder bemerkbar, und sie schloss die Augen, um noch einmal in Gedanken das Glück der letzten Stunde an sich vorüberziehen zu lassen. Doch Edmund ließ ihr keine Zeit dafür.
    „Bevor du ins Traumland segelst, möchte ich dich noch bitten, mir einen Gefallen zu tun.“
    „Jeden“, murmelte Julianna schläfrig.
    Edmund erhob sich, zog Hemd und Hose an und reichte dann Julianna die Hand. „Komm!“
    „Komm wohin? Mitten in der Nacht!“
    Schwungvoll zog Edmund sie empor, hüllte sie in ihren Morgenmantel und gab ihr einen zärtlichen Nasenstüber. „So tue doch einem exzentrischen alten Mann seinen Willen.“
    „Gut, aber nur unter der Bedingung, dass du dich nicht mehr als alten Mann bezeichnest, bevor du nicht mindestens neunzig Jahre alt bist. Das ärgert mich nämlich genauso, wie wenn die Leute über meine Jugend die Nase rümpfen.“
    „Einverstanden.“ Edmund nahm etwas von seinem Nachttisch und steckte es in die Hosentasche. Dann entzündete er einen Wachsstock an der einzigen Kerzenflamme, die ihre Liebesnacht erhellt hatte, und sagte verschmitzt: „Es ist ohnehin die Frage, ob irgendeiner der jungen Burschen in der Lage wäre, die Dame ihres Herzens zweimal in einer Stunde zu beglücken.“
    „Nun, ich bezweifle, dass sie auch nur einmal in der Lage wären“, erwiderte Julianna strahlend, „die betreffende Dame so wunschlos glücklich zu machen.“
    Edmund schüttelte mit gespielter Entrüstung den Kopf und gab ihr einen liebevollen Klaps. „Unmoralisches Frauenzimmer! Und nun leise, damit wir nicht das ganze Haus aufwecken.“
    Arm in Arm schlichen sie barfuß durch das Haus, und die Vorfahren aus dem Geschlecht der Bayard blickten aus ihren vergoldeten Rahmen teils missbilligend und teils amüsiert auf sie herab, ja, einige schienen ihnen gar ihren Segen geben zu wollen.
    Schließlich erreichten die beiden die alte Kapelle. Hier herrschte tiefe Stille, und nur die Flamme des Wachsstocks in Edmunds Hand knisterte leise. Die kleinen bleigefassten Fensterscheiben warfen das Licht vielfarbig zurück in den Raum. Edmund entzündete mit dem Wachsstock die dicke Altarkerze und zog dann Julianna neben sich auf die Knie.
    „Ich will es, eingedenk deiner Wünsche, nicht die Laune eines alten Mannes nennen, sondern die eines Mannes, der tief und aufrichtig liebt“, sagte er leise. „Aber ich habe dich bis jetzt immer als Crispins Frau betrachtet. Ich wusste, dass dein Eheschwur ihm galt, und ich selbst legte ihn an seiner Statt ab. Nun lass uns diese Worte noch einmal füreinander wiederholen, damit ich endlich daran glauben kann, dass du wirklich und wahrhaftig meine Gemahlin bist.“
    Julianna lehnte die Wange sacht an die seine. „Die Freuden und die Sorgen, die wirmiteinander geteilt haben“, flüsterte sie, von der Weihe des Augenblicks ergriffen, „die Krankheit und die Genesung, die Sehnsucht und ihre Erfüllung haben mich mehr zu deiner Gemahlin gemacht, als alle Worte – selbst ein heiliger Eid – vermocht hätten. Doch ich widersetze mich dieser romantischen nächtlichen Zeremonie nicht.“
    Ein glückliches Lächeln umspielte Edmunds Lippen. „Eine allerletzte Bitte. Willst du nun auch einen anderen Trauring von mir entgegennehmen?“ Er zog einen breiten Goldreif mit einem einzigen makellosen Diamanten aus der Tasche. „Es ist der Ring meiner Großmutter, die eine sehr glückliche Ehe geführt hat mit einem al…, ich meine, mit einem reifen Manne, der ihre blühende Jugend abgöttisch liebte.“ Er hielt den Ring empor, sodass der Stein im Licht der Kerzen funkelte.
    „Ich, Edmund, nehme dich, Julianna, zu meiner rechtmäßig angetrauten Ehefrau …“ Der Sohn eines Geistlichen kannte die Worte seit seiner Kindheit. „Mit diesem Ring besiegele ich unsere Ehe …“ Er streifte ihn Julianna über den Finger. „Mit meinem Körper verehre ich dich …“
    Bei diesem Bekenntnis erschien auf den Lippen beider Eheleute gleichermaßen ein träumerisches Lächeln. Wussten sie doch seit Kurzem, auf welch herrliche Weise sich diese Verehrung ausdrückte. Zum Schluss nahm Edmund seine Gemahlin in den Arm und küsste sie auf eine Weise, die sie sich einst so ersehnt hatte – zart, fast ehrfürchtig.
    „So, und nun zurück ins Bett!“
    Gemeinsam bliesen sie die Altarkerze aus. In der Freude ihrer nun endlich
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