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Lindberg, Ich spiel mit Dir

Lindberg, Ich spiel mit Dir

Titel: Lindberg, Ich spiel mit Dir
Autoren: Lola Lindberg
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legen los. Sie singen von Masken, die sie tragen, und von den wahren Gefühlen, die sich dahinter verbergen. Der Song ist perfekt, ein Ohrwurm für den Sommer, und seine sanfte Melodie schwingt auch noch eine halbe Stunde später in meinem Ohr, als ich mich im Gewimmel bis an Luca herangekämpft habe, der inmitten einer Traube begeisterter Jung-Journalistinnen steht. Er schaut auf, als ich auf ihn zugehe, und lächelt. Vermutlich, weil er es entspannend findet, dass nach all den Ks nun eine echte Klassefrau auf ihn zukommt. Ich lächle zurück. Du Schnucki hast ja noch keine Ahnung, wer ich bin und was ich vorhabe , denke ich. Es läuft alles so verdammt gut!
    „Hallo Lola“, sagt er.
    Scheiße.

Vier
    Es läuft überhaupt nicht gut.
    Ich sitze an der Bar und lasse den doppelten Wodka im Glas kreisen, bevor ich ihn entschlossen kippe und spüre, wie er einen Teil meiner Frustration wegbrennt.
    Hallo Lola. Das hatte mich doch ziemlich irritiert. Seit wann kennt die Beute den Namen des Jägers? „Entschuldigt ihr uns einen Moment?“, hatte er dann seine Bewunderinnen gebeten, mich beim Arm genommen und, begleitet von ihren eifersüchtigen Blicken, in eine etwas ruhigere Ecke bugsiert – nur, um mir dort den Wind aus den Segeln zu nehmen.
    Um es kurz und schmerzlos zu machen: Er wusste über meinen Plan Bescheid. Er wusste, dass ich ihn hochgehen lassen wollte. „Netter Plan, wirklich“, sagte er mit einem irritierend freundlichen Lächeln. „Und ich bin dir noch nicht mal böse deswegen. Wenn ich in deiner Situation wäre – vielleicht hätte ich es auch versucht.“
    „Aber, woher …“
    „Kai“, sagte er. „Kai hat mich angerufen, nachdem du mit ihm gesprochen hast. Er meinte, er würde versuchen, dir die Sache auszureden, aber … na ja … ich kenne Kai. Und wenn du nur halb so dickköpfig bist wie er, dann kann man dir wahrscheinlich nichts ausreden.“ Er lächelte immer noch. Und ich fühle mich klein und schäbig.
    Mist!
    „Kai und du, ihr habt also immer noch Kontakt?“
    „Haben wir. Kai ist … oder eher, er war meine erste große Liebe.“
    „Aha.“ Erstaunlich, wie schlecht man sich innerhalb von Sekunden fühlen kann. Mein Gesicht brannte. Besonders meine Augen.
    „Er hat diese wunderbaren Augen. Die gleichen wie du … Und dieses Grübchen, wenn er lächelt. Hey, ich glaube, du hast es auch! Du bist wirklich genau so schön wie er, Lola. Schade, dass wir uns unter solch ungünstigen Umständen kennen lernen. Aber vielleicht kommen wir uns ja doch noch irgendwann näher.“ Er stand auf.
    „Und jetzt?“, fragte ich wie ein blödes Schaf. Also durchaus typgerecht.
    „Und jetzt?“ Luca lachte. „Nun, ich würde sagen: Genieß die Party. Und sortier deine Gedanken. Ich möchte wetten, dass es hinter dieser schönen Stirn“, er tippte sanft dagegen, „gerade ganz schön rund geht.“
    „Ich könnte immer noch eine Geschichte über dich schreiben. Auch ohne Kai.“
    Lahmer Versuch, Lola, lahmer Versuch.
    „Klar kannst du“, sagte Luca leichthin, „aber dann musst du dich ganz schön beeilen. Weißt du, ein Gutes hat dein Plan wirklich – ich habe mit dem Management gesprochen. Du hast uns alle ganz schön ins Schwitzen gebracht! Aber irgendwie scheint es gar keine so schlechte Idee zu sein, wenn ich mich oute. Im Moment sind wir eine Band nur für Mädchen. Ich kann noch eine ganz andere Zielgruppe ins Boot holen.“
    „Not what you expect“ , fiel es mir wie Schuppen von den Augen. „Du outest dich, und dann schießt die Single in die Charts.“
    Er nickte. „That’s showbusiness ! Es ist eigentlich ganz einfach, oder?“ Dann beugte er sich nach vorne und gab mir einen sehr sanften Kuss auf die Wange. „Kopf hoch, schöne Lola.“ Damit verschwand er in der Menge. Ich ging zur Bar.
    Und da sitze ich nun.
    „Kopf hoch, schöne Lola“, wiederhole ich, knalle das leere Glas auf den Tisch und winke den Barkeeper heran. „Noch mal das Gleiche, bitte.“
    Während ich auf den Wodka warte, betrachte ich mich in der verspiegelten Wand hinter der Bar zwischen den Flaschen hindurch. Tja, Lola – das war’s dann wohl. Wäre ich eine Cartoonfigur, würden nun große schwarze Wolken über meinem Kopf kreisen. Tatsächlich meine ich für einen Moment, sie wirklich zu sehen. Und plötzlich passiert es.
    Genau so dickköpfig. Ich lächle.
    Ganz schön ins Schwitzen gebracht. Ich grinse.
    Ich will nie wieder hungern! Ich grinse breiter.
    Schüttle den Kopf, schnaufe die Luft durch
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