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Limit

Limit

Titel: Limit
Autoren: Frank Schätzing
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habe Loreena für ihren Scharfsinn bewundert«, sagte Palstein. Er lauschte dem Vortrag mit großem Interesse.
    »Sicher haben Sie das«, sagte der Detektiv. »Nur, dass sie Ruiz ausgräbt und eine Verbindung zu einem ganz bestimmten Treffen in Peking vor drei Jahren herstellt, damit hatten Sie in Ihren kühnsten Träumen nicht gerechnet. Denn jetzt wurde es eng, wirklich eng.«
    »Ich habe Loreena gewarnt«, seufzte Palstein. »Mehrfach. Sie werden es vielleicht nicht glauben, aber mir war sehr daran gelegen, ihr dieses Ende zu ersparen. Ich mochte sie.«
    »Und Lynn?«, sagte Julian mit leiser Schärfe. »Was ist mit Lynn? Hast du sie nicht gemocht?«
    »Ich war bereit, Opfer zu bringen.«
    »Meine Tochter.«
    Palstein ließ versonnen den Zeigefinger über den Rand seines Glases gleiten.
    »Sieben Menschen in Quyu«, resümierte Jericho. »Zehn Menschen in Vancouver, Vogelaar, Nyela. Auch Norrington dürfte sich die Zusammenarbeit mit Ihnen anders vorgestellt haben. – Rein interessehalber, wer hat sich eigentlich um Greenwatch gekümmert?«
    »Gudmundsson.« Palstein straffte sich. »Wir mussten verhindern, dass es zu einer Redaktionskonferenz kam. Ich wies ihn an, gleich im Anschluss an die Aktion unterzutauchen.«
    »Was wieder mal auf wunderbare Weise Ihren Opferstatus bestätigte. Gerald Palstein, von allen verraten. Darf ich bei der Gelegenheit auch fragen, was mit Alejandro Ruiz geschehen ist?«
    »Wir mussten uns von ihm trennen.«
    Sollte er ihnen erzählen, wie Xin und Gudmundsson den Spanier im nächtlichen Lima auf ein Boot gebracht und der verwertenden Gesellschaft marinen Lebens anvertraut hatten? Was Haie, Krebse und Bakterien von ihm übrig gelassen hatten, ruhte im verschwiegenen Dunkel des peruanischen Tiefseegrabens, zu viele Details. Auf diese Weise würden sie hier nie fertig werden.
    »Er war ein Schwächling«, sagte er. »So lange Feuer und Flamme, etwas gegen Helium-3 zu unternehmen, wie er dem Glauben anhing, wir würden uns damit begnügen, ein paar Fördermaschinen in die Luft zu sprengen. Als sich Hydra am Abend des 1. September in Songs Haus traf, erwies sich, dass ich ihn falsch eingeschätzt hatte. Im Gegensatz zu allen anderen übrigens. Ich habe die Köpfe der Hydra über Monate sehr genau ausgesucht. Sie mussten über Einfluss und die nötigen Vollmachten verfügen, größere Summen in Scheinprojekte fließen zu lassen, ohne dass jemand Fragen stellte, vor allem aber zum Äußersten bereit sein. Erwartungsgemäß waren alle begeistert, als Xin und ich die Operation Berge des ewigen Lichts vorstellten, nur Ruiz fiel aus allen Wolken. Er war vollkommen schockiert. Wurde aschfahl. Stürmte hinaus.«
    »Er hat gedroht, Hydra auffliegen zu lassen?«
    »Sein nächster Schritt war absehbar.«
    »Sein Schicksal damit auch.«
    Palstein fuhr sich über die Augen. Er war müde. Entsetzlich müde.
    »Und wie wollen Sie das jetzt alles beweisen?«, fragte er.
    »Es wurde schon bewiesen, Gerald. Joe Song hat gestanden. Wir kennen die Köpfe der Hydra, und alle erhalten in diesen Stunden Besuch von Vertretern der jeweiligen Landesbehörden. Man wird Schlangensymbole und Weißes Rauschen auf den Computern einiger der weltgrößten Ölkonzerne finden. Wahrhaft titanisch, Gerald. Grenz- und ideologieübergreifend. Sie waren der Initiator des Joint Ventures zwischen Sinopec, Repsol und EMCO, haben das Treffen in Peking zum Gipfel ausgeweitet, aber mit Hydra werden Sie in die Geschichte eingehen.« Jericho machte eine Pause. »Nur wird man Ihren Namen in wenig schmeichelhaften Zusammenhängen nennen. Bei der Gelegenheit, wie sind Sie eigentlich an Typen wie Xin geraten?«
    »Die Frage ist falsch gestellt, Owen.« Julian, der bis dahin mit übereinandergeschlagenen Beinen dagesessen hatte, beugte sich vor. »Sie muss lauten, wie Xin an Typen wie Gerald geraten konnte.«
    »In Afrika«, sagte Palstein ruhig. »In Äquatorialguinea, 2020, als Mayé für EMCO noch von Interesse war.«
    »Warum das alles, Gerald?« Julian schüttelte den Kopf. »Warum?«
    »Warum was?«
    »Warum bist du so weit gegangen?«
    »Das fragst du mich ernsthaft?« Palstein starrte ihn entgeistert an. »Um meine Interessen durchzusetzen. So wie du deine durchsetzt. Die Interessen meiner Branche.«
    »Mit Atombomben?«
    »Glaubst du im Ernst, ich hätte nicht alles unternommen, um die Probleme auf verträgliche Art zu lösen? Jeder weiß, wie sehr ich dafür gekämpft habe, den Dinosaurier in eine andere Richtung zu lenken als
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