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Lily und der Major

Lily und der Major

Titel: Lily und der Major
Autoren: Linda Lael Miller
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wolle, daß sie nicht verschwunden
war, steckte eine Feder ins Tintenfaß und nahm dann widerstrebend die nötige
Eintragung vor. »Sie brauchen dennoch einen Mann, wenn Sie sich dort
niederlassen wollen«, gab er zu bedenken. »Sie werden sich gegen Indianer
wehren müssen, gegen Banditen, und Klapperschlangen gibt es dort ebenfalls ...«
    »All das hatten wir in Nebraska
auch«, unterbrach Lily ihn höflich und schaute auf ihre Uhr. »Und ich habe es
überlebt. Wenn Sie sich jetzt bitte beeilen würden ...«
    Stirnrunzelnd schrieb Monroe eine
Quittung und eine vorläufige Besitzurkunde aus. »Die zweite Hälfte des
Grundstücks ist bereits vergeben«, warnte er. »Achten Sie darauf, Ihre Grenze
genau abzustecken!«
    Lily erwiderte seinen finsteren
Blick gelassen. »Ich habe sie schon persönlich abgeschritten«, erwiderte sie.
    Monroe wirkte keineswegs beruhigt.
Er schnappte sich den Fünfdollarschein und schob Lily die Quittung und die
Urkunde zu. »Viel Glück, Miss Chalmers. Sie werden es brauchen.«
    Wenn die Tinte schon trocken gewesen
wäre, hätte Lily die Urkunde vor Freude an die Brust gedrückt. Aber so lächelte
sie den besorgten Angestellten nur an und eilte hinaus.
    Der Wind zerrte an der Urkunde, als
Lily draußen stehenblieb, um das Dokument genauer zu betrachten. Zum ersten
Mal in ihrem Leben besaß sie etwas Solides und Reales. Wenn sie erst ihr Haus
errichtet und ihre erste Ernte eingebracht hatte, war sie endlich unabhängig;
dann würde sie nie wieder ein Eindringling sein, nie wieder eine unerwünschte
Last.
    Sie spitzte die Lippen und blies auf
das Dokument, wie ein Kind, das sich über einen Geburtstagskuchen beugt, und
als sie sicher sein konnte, daß die Tinte trocken war, rollte sie die Urkunde
sorgfältig zusammen und band ein Stückchen Schnur darum.
    Dann kehrte sie eilig ins Hotel
zurück, wo die Arbeit eines langen, harten Tages auf sie wartete.
    »Es sind heute eine Menge da«, rief
ihr Charlie Mayfield, der Koch, zu, als sie in die Küche kam. »Und sie sind
ausgesprochen lästig.«
    Lily band sich ihre karierte Schürze
um und nickte. »Das sind sie immer«, erwiderte sie ergeben. »Sie sind
Soldaten.«
    Das sagte ihrer Meinung nach alles.
Für Männer in Uniform hatte sie nichts übrig. Sie waren frech, dreist und
aufdringlich, und sie kannten keine Rücksichtnahme auf die Gefühle anderer.
    Lily ordnete rasch ihr Haar und
machte sich dann an die Arbeit.
    Es war einige Zeit später, als sie
sich mit einem schwerbeladenen Tablett in den Händen zwischen den Tischen
durchzwängte und einer der Soldaten plötzlich und heftig an ihren Schürzenbändern
zerrte. Er brachte Lily aus dem Gleichgewicht, so daß sie stolperte und das
Tablett ihr klappernd auf den Boden fiel.
    Aufgebracht wirbelte Lily zu dem
grinsenden jungen Infanteriesoldaten herum, schnappte sich den Krug
schäumenden Biers, der vor ihm stand, und schüttete ihm den Inhalt ins Gesicht.
Schadenfrohes Gelächter wurde laut, und die Kameraden des Soldaten klatschten
vor Vergnügen in die Hände.
    Lily spürte, wie ihr die Röte ins
Gesicht stieg. Soldaten besaßen kein Gefühl dafür, was sich gehörte und was
nicht, solange sie nur ihren Spaß hatten.
    Dann kniete sie sich hin und
sammelte die schmutzigen Teller, Tassen und Gläser ein, die sie hatte fallen
lassen. Sie arbeitete schnell und ohne sich weiter ablenken zu lassen, und sie
hielt erst inne, als ein Paar schwarze Stiefel vor ihr stehenblieben. Sofort
loderte ihr Zorn wieder auf.
    Diese Kerle hatten sie schon den
ganzen Morgen geärgert und schikaniert, und sie war nicht länger bereit, auch
noch die andere Wange hinzuhalten.
    Langsam stand sie auf und seufzte,
als die Nadeln, die ihr langes Haar zusammenhielten, sich lösten und ihr das
Haar frei auf die Schultern fiel. Amüsierte Rufe wurden laut, als sie die Hände
in die Hüften stemmte und angriffslustig das Kinn vorschob.
    Die Augen, die auf sie
herabschauten, waren von dem gleichen warmen Braun wie Ahornsirup, und als der
Soldat seinen Hut abnahm, sah sie, daß er goldbraunes Haar hatte.
    »Im Namen der Armee der Vereinigten
Staaten, Madam«, sagte er mit kaum verhohlener Belustigung, »möchte ich mich
für das Benehmen dieser Männer entschuldigen.«
    Lily ermahnte sich, daß die Soldaten
aus dem nahen Fort Deveraux die Haupteinnahmequelle des Hotels darstellten und
daß sie ohne sie keine Arbeit hätte. Dennoch war sie mit ihrer Geduld fast am
Ende.
    »Männer?« wiederholte sie scharf.
»Sie benehmen
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