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Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Titel: Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)
Autoren: Janine Wilk
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argwöhnischen Funkeln in den Augen verabschiedete sich Matt von ihr und wenige Minuten später fand sich Lilith im Haus der Middletons in einem vielstimmigen Chaos wieder. In allen Zimmern standen Familienangehörige und Mitglieder des Hexenzirkels herum, die meisten hatten Gläser und schon halb geleerte Teller in den Händen, andere bedienten sich noch am reichhaltigen Buffet, das auf schmalen Tischen im Flur aufgestellt worden war. Lilith kam meist nie mehr als zwei Schritte vorwärts, ehe sie wieder von jemandem begrüßt und in ein Gespräch verwickelt wurde. Jeder wollte wissen, ob sie wegen ihrer Ansprache bei der späteren Zeremonie schon aufgeregt war, und Melindas Bansheefesttagskleid wurde ebenso bewundert wie Liliths »bezauberndes Aussehen«. Endlich konnte sie sich davonstehlen, schnappte sich im Vorbeigehen ein paar Leckerbissen vom Buffet und machte sich auf die Suche nach Emma. Sie fand sie schließlich oben in ihrem Zimmer, wo sie allein auf ihrem Bett saß und nervös ihre Hände knetete. Wegen ihrer Verspätung rechnete Lilith mit einem Vorwurf, doch Emma brachte nur ein heiseres »Hallo« hervor. Ihre braunen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und im ersten Moment überraschte es Lilith, dass sie Jeans und T-Shirt trug und kein Hexengewand. Aber für die anstehende Prüfung war praktische Kleidung wahrscheinlich sinnvoller und Lilith glaubte sich zu erinnern, dass Hexen das traditionelle Gewand erst anziehen durften, wenn die Phase der Anwärterschaft abgeschlossen war. Verstohlen steckte sie sich die letzten Stücke Madenpopcorn in den Mund, setzte sich neben Emma und nahm ihre Hand. »Hey, du schaffst das heute Nacht, da bin ich mir ganz sicher. Freu dich lieber, dass diese doofe Prüfungszeit bald vorbei ist!«
    »Tu ich ja auch«, hauchte Emma halbherzig. Die Sonne hatte auf ihre Nase winzige Sommersprossen gemalt, doch selbst die schienen heute fast so bleich wie der Rest ihres Gesichts zu sein. »Wenn es nur endlich losgehen würde. Du musst mich unbedingt ablenken, sonst drehe ich noch durch!«
    Lilith sah sie ratlos an. »Wie denn?«
    »Erzähl mir irgendetwas!«
    Sie musste nicht lange überlegen, immerhin war an diesem Abend tatsächlich etwas Ungewöhnliches vorgefallen. Lilith erzählte von dem seltsamen Anruf und gab sich Mühe, ihren Bericht extra mysteriös und unheimlich klingen zu lassen. »Die letzten Worte der Geisterstimme waren ›Lilith, komm, hilf uns!‹, dabei ist mir ein eiskalter Schauer über den Rücken gelaufen.«
    Emma winkte jedoch gelangweilt ab. »Das war sicher nur ein Jux-Anruf, jemand wollte sich einen Spaß mit dir erlauben.«
    »Aber es hat überhaupt nicht gespielt gewirkt«, widersprach Lilith. »Dieser Hilferuf hatte etwas Flehentliches.«
    »Hey, du lebst in Bonesdale – wenn du Spinner mit einem abgedrehten Sinn für Humor suchst, bist du hier genau richtig. Um mich von der Prüfung abzulenken, solltest du schon eine bessere Story parat haben«, beschwerte sie sich. Mit einem Mal nahm ihre Miene einen verträumten Ausdruck an und in ihre Augen stahl sich ein Funkeln. »Weißt du, wer vorher vorbeigekommen ist, um mir viel Glück zu wünschen?«
    »Matt.«
    Enttäuscht, dass Lilith ihre bombastische Neuigkeit sofort erraten hatte, stülpte sie ihre Unterlippe vor. Emma war in Matt verliebt, seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, und anscheinend wurde es seither mit jeder Begegnung schlimmer.
    »Das war sooo süß von ihm, findest du nicht?«
    »Ja«, gab Lilith wortkarg zurück. Emmas Gefühle für Matt gehörten nicht gerade zu ihren Lieblingsgesprächsthemen. Als ihre Freundin sie immer noch erwartungsvoll anblickte, fügte sie pflichtschuldig hinzu: »Sehr süß, wirklich.«
    »Heute wäre es fast so weit gewesen«, hauchte Emma.
    Lilith warf ihr einen irritierten Seitenblick zu, völlig ahnungslos, was sie gemeint haben könnte. »Was denn?«
    »Heute hätte er sich beinahe ein Herz gefasst und mich geküsst!«
    »Echt?« Lilith hatte plötzlich einen bitteren Kloß im Hals. »Wie kommst du darauf? Hat er denn versucht, dich zu küssen?«
    »Nein, das nicht gerade«, räumte Emma unwillig ein.
    Lilith zog skeptisch eine Augenbraue hoch und versuchte, das Gefühl der Erleichterung, das sich in ihrem Inneren ausbreitete, zu ignorieren. »Hat er irgendwelche Andeutungen in diese Richtung gemacht?«
    »Könntest du bitte aufhören, so verdammt rational zu sein«, rief Emma genervt. »Ich habe es einfach gespürt! Er war so bemüht
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