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Lilienzucht (German Edition)

Lilienzucht (German Edition)

Titel: Lilienzucht (German Edition)
Autoren: Sabine Röbke
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Ehepaar Elliot in Lebensgefahr befindet.
    Aufgeregt versucht sie, die Ereignisse der letzten Stunden zusammenzufassen, was ihr jedoch erst nach einigen Anläufen und viel gutem Zureden gelingt.
    Während sie nun endlich der Reihe nach erzählt, befreit der Earl sie von allen Stricken und so kann sie endlich auch die klammen, durchgeschwitzten Fetzen von ihrem Körper entfernen, die noch vor nicht allzu langer Zeit ein recht kleidsames Nachmittagsensemble darstellten; lediglich ihr transparenter Slip ist heil geblieben. Zitternd schlägt sie die Arme um ihren Oberkörper und fragt sich kopfschüttelnd, wieso sie sich früher am Tag so über die Hitze beschwert hat.
    „Machen Sie sich keine Gedanken wegen der Elliots“, meint Lord Croydon, nachdem sie geendet hat und reicht ihr galant sein schwarzes Jackett. „ich habe sie, kurz bevor ich herkam, noch in Gesellschaft etlicher sehr zuverlässiger Leute im Salon gesehen, wo sie sich prächtig unterhalten haben. – Lassen Sie uns lieber sehen, dass wir von hier verschwinden, bevor der Baron oder einer seiner Komplizen hier auftaucht.“
    Als wäre das ein geheimes Stichwort gewesen, hört man auf der Holztreppe plötzlich schwere Schritte und auch wenn es glücklicherweise nur die Schritte einer einzigen Person zu sein scheinen, zuckt Josie zutiefst erschrocken zusammen.
    Lord Croydon lächelt ihr aufmunternd zu und schiebt sie erstaunlich sanft in eine Lücke zwischen den abgedeckten Möbeln und deutet ihr an, sich hinzuhocken.
    „Dort wird er sie nicht gleich sehen können.“, erklärt er leise und fügt dann mit einem geradezu spitzbübischen Lächeln hinzu: „Lassen Sie mich den Rest erledigen.“
    „In Ordnung.“, flüstert Josie zurück und wundert sich unversehens, warum sie seine Schritte vorhin nicht gehört hat...

3 Rettung mit kleinen Ungereimtheiten
     
    Victor Croydon begibt sich beinahe lautlos zur Tür, positioniert sich dahinter und zwinkert Josie kurz lächelnd zu. Diese lächelt zurück und kann nicht umhin, mit einer Spur Bewunderung zu bemerken, dass der Mann in seinem schwarzen Maßanzug, den er freilich jetzt ohne Jackett trägt und auf dem sich seltsamerweise nicht ein Staubkorn zu befinden scheint, nicht nur den vollkommenen Kontrast zur trüben, schmutzigen Umgebung bietet, sondern sich auch noch beinahe so geschmeidig wie eine Raubkatze bewegt. Dabei schätzt sie ihn nur ein paar Jahre jünger als ihren Bruder, der bereits 44 ist und der zwar durchaus noch ganz gut in Form ist, aber seinen kleinen Bauchansatz mittlerweile nicht mehr vertuschen kann.
    Die Schritte erreichen das Zimmer und Josie hält unwillkürlich die Luft an, während sie sich noch kleiner zusammenkauert.
    Knarrend senkt sich der Griff und als die Tür einen Spaltbreit offen ist, ergreift Lord Croydon entschlossen die Klinke, holt Schwung und knallt der Person davor die Tür mit voller Wucht an den Kopf.
    Es ist der Baron, der nun fluchend zurücktaumelt und sich die heftig blutende Nase hält. Trotz der Schmerzen ist er allerdings nicht gewillt aufzugeben und stürzt sich nach einer kurzen Atempause auf den wesentlich größeren und kräftigeren Angreifer. Es gibt ein unerwartet heftiges Gerangel, doch bereits nach kurzer Zeit, einigen gezielten Fausthieben und Schlägen liegt der untersetzte Baron geknebelt und ordentlich verschnürt auf dem staubigen Boden, wo er leise vor sich hinwimmert.
    Erschrocken hat sich Josie in die hinterste Ecke ihres Verstecks verkrochen und bekommt von alldem eigentlich nur den Lärm mit. Erst als Lord Croydon ihr eine Hand reicht, um ihr aus der Ecke zu helfen, sieht sie das beachtliche Häufchen Elend am Boden und macht ängstlich einen weiten Bogen um die Gestalt, die jedoch kaum noch bei Bewusstsein scheint.
    Victor Croydon sucht ihren Blick und lächelt sie freundlich an. „Lassen Sie uns gehen“, schlägt er vor und fügt mit einer abfälligen Geste in Lord Honeycutts Richtung hinzu: „Das da können andere entsorgen.“
    Josie nickt nur stumm; sie hat genug damit zu tun, ihre verkrampften Muskeln dazu zu bringen, einigermaßen reibungslos zu funktionieren und dabei nicht allzu große Schmerzen zu verursachen. Außerdem zittert sie immer noch vor Kälte und Anspannung.
    Der Earl bleibt stehen und betrachtet sie eine Weile forschend. „Können Sie allein laufen?“, fragt er dann besorgt.
    Josie zieht die Jacke ein wenig fester um sich und lächelt tapfer. „Ich denke schon.“, antwortet sie entschlossen.
    Einen Moment
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