Light Dragons
Zugehörigkeit auf dem Rücken.«
Oben auf seinem Schulterblatt war ein Zeichen, das aussah wie eine Hand mit einer Mondsichel auf der Handfläche.
»May hat auch eins, aber sie wollte es mir nicht zeigen«, klärte Brom mich auf und warf ihr einen verächtlichen Blick zu.
»Ich kann in der Öffentlichkeit nicht einfach meine Bluse ausziehen«, sagte sie zu ihm.
»Das ist mir alles egal«, sagte ich. »Du bekommst jedenfalls keins. Du bist kein Mitglied der silbernen Drachen.«
»Gabriel sagt, weil du einer von ihnen bist, bin ich es auch.«
»Ich bin gar keiner von ihnen.« Da kam mir ein Gedanke. »Und ich kann es beweisen. Ihr habt doch gesagt, dass alle silbernen Drachen dieses Zeichen haben – nun, ich habe keines.«
Sie blickten mich alle an, als erwarteten sie, dass ich jetzt mein T-Shirt ausziehen würde.
»Sie hat recht«, sagte Brom schließlich. »Ich habe so etwas noch nie auf ihrem Rücken gesehen.«
»Seht ihr?« Ich versuchte, den Triumph in meiner Stimme möglichst zu unterdrücken. »Ihr hättet dieses Emblem oder Tattoo, oder was immer es ist, besser schon vorher erwähnen sollen – dann hätten wir das von Anfang an klären können. Ich habe so etwas nicht an mir.«
»Na ja … bis auf das auf deiner Hüfte«, sagte Brom.
»Das ist eine Narbe, kein Stammeszeichen«, sagte ich zu ihm.
»Eine Narbe?«, fragte Gabriel und blickte auf meine Hüfte. »Was für eine Narbe?«
»Einfach das Überbleibsel einer alten Verletzung, sonst nichts«, sagte ich rasch.
»Es sieht etwa so aus«, erklärte mein Sohn. Er hielt die Hände mit gespreizten Fingern hoch, wobei sich die Daumen berührten.
»Oh, nein, das stimmt nicht. Es ist einfach nur eine Narbe.«
»Sieht es so ähnlich wie ein Vogel aus?«, fragte Gabriel ihn.
»Natürlich nicht! Und nein, bevor du fragst, ich werde nicht … Brom!«
Das Kind, das ich unter Schmerzen zur Welt gebracht hatte – auch wenn ich mich an das Ereignis nicht mehr erinnern konnte –, hatte den Saum meines engen Rocks gepackt und nach oben gezogen und blickte jetzt mit zusammengekniffenen Augen auf meine entblößte Hüfte. »Ich finde schon, es sieht irgendwie wie ein Vogel aus.«
»Du bekommst Ärger, mein Junge!«, sagte ich zu ihm und versuchte, mich aus seinem Griff zu winden.
Gabriel wollte hinter mich treten, blieb aber stehen, als May ihm einen scharfen Blick zuwarf. Sie lächelte mich an und sagte: »Entschuldige bitte, Yso … Tully.« Sie betrachtete das Mal auf meiner Hüfte. Ich hatte mir nie viel dabei gedacht und immer angenommen, es stamme von einem schmerzhaften Sturz irgendwann in der Vergangenheit.
Mir wurde mit einem Mal klar, dass Kaawa recht gehabt hatte – irgendetwas war der Auslöser dafür gewesen, dass ich mich nicht mehr an meine Vergangenheit erinnern konnte.
»Ich muss sagen, der Teil, den ich sehen kann, sieht aus wie ein … nun ja, wie ein Phönix«, sagte May und musterte die Narbe. »Das Zeichen verschwindet in deiner Unterwäsche, aber es sieht aus wie ausgebreitete Flügel.«
»Ich finde, jetzt hat jeder genug zu sehen bekommen«, sagte ich und warf Brom einen meiner strengsten Mutterblicke zu.
Er zuckte nicht einmal mit der Wimper, die kleine Ratte.
»Wir könnten es besser sehen, wenn du deine Unterwäsche ausziehen würdest«, erklärte er.
»Das ist nicht dein Ernst!«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Er blickte mich verwirrt an. »Doch. Siehst du, der Teil da unter deiner Unterwäsche …«
Ich schlug ihm auf die Hand, als er an meinem Höschen zerren wollte. »Das reicht jetzt!«
»Es tut mir leid, Tully«, sagte May und richtete sich auf. »Das ist keine Narbe. Es ist aber auch kein Brandzeichen. Ich kann gar nicht genau sagen, was es ist – es ist wie ein Anti-Tattoo.«
»Mayling«, mischte sich Gabriel ein. Offensichtlich wollte er ihre Erlaubnis einholen, sich die blöde Narbe anzuschauen.
Sie blickte ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Du brauchst fremden Frauen nicht auf die Hüften zu schauen.«
»Ich bin Heiler! Ich kenne Frauenkörper«, protestierte er.
»Ysolde ist nicht verletzt.«
»Du kannst ein Sippenemblem gar nicht so erkennen wie ich.«
»Ich glaube doch. Ich habe mittlerweile schon genug davon gesehen.«
»Aber du bist keine Expertin …«, setzte er an, aber mir reichte es jetzt.
»Das ist wirklich lächerlich.« Ich zerrte Brom den Rocksaum aus der Hand, drehte mich auf die Seite und zog mein Höschen ein bisschen herunter. »Ihr wollt es sehen?
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