Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life
Autoren: Keith Richards
Vom Netzwerk:
meinten, dass ich sechs Monate nicht arbeiten könnte. Ich sagte: »Sechs Wochen.« Nach sechs Wochen stand ich wieder auf der Bühne. Es war genau das, was ich brauchte. Ich war startklar. Entweder wirst du zum Hypochonder und hörst auf andere Leute, oder du triffst deine eigene Entscheidung. Wenn ich das Gefühl gehabt hätte, dass ich es nicht schaffe, hätte ich das als Erster zugegeben. Sie fragen: »Woher wollen Sie das wissen? Sie sind kein Arzt.« - »Ich weiß, dass ich fit bin.«
    Als Charlie wie durch ein Wunder nur ein paar Monate nach seiner Krebstherapie wieder zu uns stieß, adretter aussah als je zuvor, sich hinter sein Schlagzeug klemmte und sagte: »Also Jungs, so geht das«, stieß jeder im Raum einen gewaltigen Stoßseufzer der Erleichterung aus. Auch bei mir hatten sie alle den Atem angehalten, bis ich in Mailand das erste Mal wieder auf die Bühne ging. Ich weiß das, weil sie alle meine Freunde sind. Sie denken: Möglich, dass er wieder auf dem Damm ist, aber kann er es noch? Zuschauer schwenkten aufblasbare Gummipalmen. Was für ein wundervolles Publikum. Ein bisschen Gefeixe und ein Insiderwitz. Ich falle vom Baum, und sie bringen mir einen mit.
    Ich musste ein Medikament namens Dilantin einnehmen, das das Blut verdickt. Deshalb habe ich seitdem die Finger von Koks gelassen, weil es das Blut verdünnt, und habe auch kein Aspirin mehr genommen. Das hatte mir Andrew schon in Neuseeland gesagt.
Was auch passiert, kein Koks mehr - und ich sagte: »Okay.« Ich habe mir in meinem Leben so viel Koks reingezogen, dass ich es kein bisschen vermisse. Ich glaube, der Stoff hat mich abgeschrieben.
    Im Juli war ich wieder auf Tour. Und im September gab ich mein Leinwanddebüt in einer Cameorolle als Captain Teague - Johnny Depps Vater - in Fluch der Karibik 3 . Dazu war es gekommen, nachdem Johnny mich gefragt hatte, ob er mich als Vorbild für seine Rolle im ersten Teil benutzen dürfe. Ich brachte ihm lediglich bei, wie man als Betrunkener um eine Hausecke geht: »Dein Rücken darf niemals den Kontakt zur Wand verlieren.« Alles andere stammt von ihm. Mit Johnny hatte ich nie das Gefühl, als müsste ich schauspielern. Wir vertrauten uns, wir schauten uns einfach in die Augen. In meiner ersten Szene halten zwei Typen an diesem riesigen Tisch eine Besprechung ab, einer sagt was, und dann komme ich durch die Tür und erschieße diesen Dreckskerl. Das ist meine Zeile: »Der Codex ist das Gesetz.« Sie nahmen mich freundlich auf. Ich habe mich köstlich amüsiert. Ich bekam den Spitznamen »Two-Takes-Richards.« Später im gleichen Jahr drehte Martin Scorsese den Dokumentarfilm Shine A Light rund um zwei Stones-Auftritte im Beacon Theatre in New York. Und wir waren gut in Form.
    Ich kann mich auf meinen Lorbeeren ausruhen. Ich habe in meiner Zeit genug Scheiße aufgewirbelt, ich werde jetzt damit leben und mir anschauen, wie die anderen damit klarkommen. Aber dieses Wort: »Ruhestand«. Ich kann mich erst zur Ruhe setzen, wenn ich den Löffel abgebe. Immer diese Nörgelei, dass wir alte Männer sind. Tatsache ist doch, und das habe ich immer gesagt: Wenn wir schwarz wären und Count Basie oder Duke Ellington hießen, würde uns jeder anfeuern, yeah, yeah, yeah. Für weiße Rock’n’Roller in unserem Alter ist so was anscheinend nicht vorgesehen. Aber ich
bin nicht nur auf der Welt, um Platten und Geld zu machen. Ich habe was zu sagen, und ich will andere Menschen berühren, manchmal mit einem Schrei der Verzweiflung: »Kennt ihr das Gefühl?«
     
    2007 schaffte es eine langwierige Krankheit, Doris langsam in die Knie zu zwingen. Bert war 2002 gestorben, aber die Erinnerung an ihn wurde wenige Wochen vor Doris’ Tod noch einmal lebendig. Ein Journalist schrieb in einer großen Geschichte, ich hätte behauptet, dass ich zusammen mit einer Linie Koks die Asche meines Vaters geschnupft hätte. Es gab Schlagzeilen und Leitartikel, Kommentare über Kannibalismus, und die Jungs aus der Fleet Street wärmten sogar etwas von der alten Empörung über die Stones auf. John Humphrys stellte zur besten Sendezeit im Radio die Frage: »Glauben Sie, dass Keith Richards diesmal zu weit gegangen ist?« Was sollte das heißen, diesmal ? Es erschienen auch Artikel, in denen behauptet wurde, seine Vorfahren als Nahrung zu sich zu nehmen sei das Normalste von der Welt, das reiche zurück bis tief in unsere Vergangenheit. Die Meinungen waren also geteilt. Alter Profi, der ich bin, sagte ich, meine Aussage sei aus dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher