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Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman
Autoren: Adriana Popescu
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Nicht nur über den richtig erratenen Grund, warum meine Eltern mich genannt haben, wie sie mich genannt haben, sondern vor allem darüber, dass Beccies unverschämter Flirtversuch und die geballte Ladung weibliche Argumente, die ihr sehr tief geschnittenes T-Shirt gibt, an ihm abzuprallen scheinen. Ich sollte seine Rippen zählen, um sicherzugehen, dass es sich um ein menschliches und männliches Wesen handelt.
    »Ja, ich bin Layla, wie in dem Clapton-Song.«
    Ich nehme seine Hand an.
    »Tristan.«
    Ich höre ihn durch das Flattern in meinen Ohren und lächle. Der Name ist mir noch nie außerhalb von Filmen oder Büchern begegnet. Jetzt bekommt er zum ersten Mal ein reales Gesicht für mich. Ein markantes und interessantes Gesicht. Sicherlich nicht perfekt, vor allem nicht mit dem zusammengekniffenen Auge und dem ganzen Blut, aber ich finde, es passt. Sehr gut sogar.
    Beccie hakt sich bei mir ein und zieht mich ein kleines Stückchen von ihm weg, was ich geschehen lasse und was mir zugleich missfällt.
    »Wir müssen weiter. Gibt noch mehr Events, bei denen wir erwartet werden. Mach es gut, Tristan.«
    Sie spricht für uns beide, was mir noch mehr missfällt. Tristan und ich schauen uns einen Moment lang unschlüssig an, dann werde ich aber auch schon weggezerrt. Beccie winkt ihm zum Abschied neckisch zu, und damit verschwinden wir in der Menge. Ich sage nichts, versuche keinen Blick zurückzuwerfen, weil es zu auffällig wäre und ich mir diese Blöße in Beccies Gegenwart nicht geben möchte.
    Am Ausgang gebe ich auf und wage es doch. Nur einen Blick.
    Aber er ist verschwunden.
    Mein MacBook ist die einzige Lichtquelle im Wohnzimmer. Es ist kurz nach vier Uhr in der Früh, und neben mir steht eine Tasse Kaffee. Nur so überstehe ich den Rest der Nacht. Ich komme meistens um diese Uhrzeit nach Hause und kann dann nicht schlafen. Ich bin zu aufgekratzt und will die frisch geschossenen Bilder am liebsten sofort bearbeiten. Hier und jetzt, nicht erst morgen im Büro. Da es sich aber wie heute oft um geschätzte vierhundert Fotos handelt, ist das unmöglich. Deshalb schaue ich sie mir zunächst nur an, treffe eine mentale Vorauswahl und gehe dann irgendwann im Morgengrauen ins Bett. Auf diese Weise läuft so ziemlich jeder Sonntagmorgen ab, und heute ist es nicht anders.
    Ich habe die Kopfhörer auf den Ohren und leise läuft etwas Musik im Hintergrund, während ich die Speicherkarte meiner Kamera auslesen lasse und einen Schluck trinke.
    Irgendwie muss ich langsam wieder zurück auf den Planeten Erde finden. So ein Abend voller Musik, Tanzen, Getränke, Locationwechsel und Beccie ist eine ziemlich extreme Mischung. Vor allem wenn meine beste Freundin nichts anderes zu tun hat, als mir von den vier Kerlen vorzuschwärmen, die sie heute hätte abschleppen können. Was in der Regel nicht einmal übertrieben ist. Beccie ist wunderbar, aber was Männer angeht, ist sie manchmal wie einer dieser kleinen Hunde. Sie hüpft und bellt, aber sie schnappt nicht zu. Dafür fehlt ihr der Mut. Sie sagt, dass sie mit einem Kerl erst nach Hause geht, wenn sie zwei Dates mit ihm verbracht hat und ihn dann noch immer nicht abstoßend findet. Jemandem, den sie in einem Club mal eben so kennengelernt hat, würde sie niemals in seine Wohnung folgen.
    »Wobei ich bei diesem Tristan eine Ausnahme gemacht hätte.«
    Ich wollte und will es noch immer nicht hören, aber in meinem Kopf spielt sich eine Endlosschleife ihrer Beschreibungen Tristans ab. Dabei hat sie gerade mal zwei Minuten mit ihm verbracht. Nicht mehr und nicht weniger. In ihrer Version könnte man meinen, sie wären den halben Abend und die gesamte Nacht zusammen gewesen. Wieso mich das so ärgert, weiß ich selber nicht. Gut, natürlich, ich habe eine Ahnung, versuche sie aber zu ignorieren. Mit mäßigem Erfolg. Irgendwann, als wir schon auf dem Weg nach Hause waren, habe ich mir einen patzigen Kommentar nicht mehr verkneifen können und dann einen irritierten Blick von Beccie dafür geerntet. Sie hat gemerkt, dass ich aufgewühlt war, und fand es nicht gut. Sie hatte wohl auch eine Ahnung, wie das so ist mit besten Freundinnen: Sie kennen einen zu gut. Schlimmer noch, sie haben meistens recht!
    »Erstens: Dieser Kerl ist doch nicht mal dein Typ. Nicht mal ein bisschen …«
    Ich muss ihr leider zustimmen. Tristan ist wirklich nicht mein Typ, und ich bin nicht stolz darauf, sagen zu müssen, dass ich sehr wohl einen Typ habe. Schon immer. Das alles hat schon sehr früh
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