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Liebesschloesser

Liebesschloesser

Titel: Liebesschloesser
Autoren: Karo Stein
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Fernbedienung und schalte den Fernseher ein. Um diese Zeit kommt mit Sicherheit nur noch Müll, also zappe ich durch die Sender, bekomme kaum mit, was ich sehe. Tiere, Abzockshows mit halbnackten Moderatorinnen, eine Polizeiserie mit Superbullen, die jeden Fall lösen, dabei dutzende Autos zu Schrott fahren und egal was sie machen, hinterher sind sie die Helden. Angewidert schaue ich eine Weile zu. Wie würden die Kollegen wohl reagieren, wenn der Supertyp sich outen würde? Wahrscheinlich wäre es im Fernsehen genauso unproblematisch wie die Sache mit den geschrotteten Autos. Ich habe neulich eine Beule in unser Dienstfahrzeug gefahren und der Papierkrieg, der auf mich wartete, hat mich fast einen ganzen Tag beansprucht.
    Ich schalte weiter, bleibe bei einem Film hängen. Geschminkte Kerle ... fuck! Eigentlich brauche ich nur auf den kleinen Knopf zu drücken, aber mein Finger bewegt sich nicht. Ich starre auf den Bildschirm. Der geschminkte Typ heult, weil er verliebt ist und der andere Kerl ihn nicht will.
    Die Flasche ist fast leer. Müdigkeit übermannt meinen Körper, und ich lasse mich zur Seite fallen. Der Kerl sieht genauso elend aus, wie ich mich fühle. Wieso musste ich mich ausgerechnet in einen Mann verlieben? Das war nicht vorgesehen … nicht eingeplant. Meine schönen Pläne, er hat sie mit einem Wimpernschlag weggewischt und jetzt … jetzt will er mich nicht mehr.  
    „Ich liebe dich!“, rufe ich in den Raum und sehe sein Gesicht vor mir. Seine Augen, die mich wütend und ungläubig mustern.
    „Ich liebe dich!“, flüstere ich nun.
    Nur noch verschwommen bekomme ich mit, wie dieser Kerl es mit einem anderen treibt. Der andere sieht aus wie ein echter Macho. Niemand, bei dem man vermuten könnte, dass er schwul ist. Schon gar nicht, dass er auf diese Art von Männern steht. Rinnen mir deswegen etwa Tränen aus den Augen? Wieso klappt das im Film immer? Ich will auch diesen einen besonderen Mann an meiner Seite.
    Aber mein Leben war doch perfekt, bevor ich ihm über den Weg gelaufen bin. Perfekt, absolut perfekt!
    Ich sehe Felix lächeln. Keine Ahnung, was er in dem Film zu suchen hat. Mein Felix ... Er kann so herrlich stöhnen, ist so empfindsam, so unbändig. Lachend dreht er uns im Kreis. Mir wird schwindelig, aber das ist mir egal. Alles dreht sich, verschwimmt ... Mir fallen die Augen zu, aber das Lachen verfolgt mich bis in den Schlaf.
    ***
     
    Ein furchtbares Geräusch reißt mich aus meinem Traum. Ich öffne die Augen, werde vom Sonnenlicht geblendet und schließe sie stöhnend wieder. Mein Kopf dröhnt, als würde jemand mit einem Vorschlaghammer meine Schädeldecke bearbeiten.Vielleicht habe ich mir das Geräusch auch nur eingebildet. Vorsichtig drehe ich mich zur anderen Seite, suche eine bequemere Position auf dem Sofa. Da fängt es wieder an …
    Es klingelt an meiner Tür.
    Mühsam rappele ich mich hoch. Mein Kopf droht zu zerspringen, während jemand versucht, meinen Klingelknopf kaputt zu machen. Es klingelt im wahrsten Sinne Sturm. Das Geräusch ist unerträglich und mir ganz flau im Magen.
    „Verdammt!“, brülle ich mit krächzender Stimme. Das Klingeln hört für einen Moment auf. Nicht lang genug, denn ehe ich im Flur bin, fängt es erneut an. Mein Rücken tut weh. Vorsichtig strecke ich mich und höre es leise in mir Knacken. Anscheinend haben sich meine Wirbel wieder in die richtige Position geschoben.  
    Es klingelt nicht mehr. Wer immer vor der Tür gestanden hat, hat anscheinend aufgegeben. Ich sollte demjenigen für die Störung dankbar sein, denn jetzt kann ich mich in mein sehr viel bequemeres Bett legen. Der Fernseher läuft noch, aber das ist mir im Moment egal. Ich will nur schlafen … vielleicht noch schnell ein Kopfschmerzmittel aus dem Bad holen.
    Kaum habe ich den Gedanken zu Ende gedacht, geht das Klingeln wieder los.
    „Was soll der Scheiß!“, brülle ich genervt in die Gegensprechanlage. Es ist mir egal, wer sich da am anderen Ende befindet. Ich will meine Ruhe.
    „Mach auf!“
    Ich kenne die Stimme. Sofort fängt mein Herz an, wie verrückt zu wummern. Ich kann gar nichts antworten, drücke einfach nur auf den Türöffner und lehne mich neben die Wohnungstür an die Wand. Ich bin wie gelähmt und nicht sicher, ob mir mein Gehirn gerade einen Streich spielt.  
    Gleich wird Felix oben sein. Ich habe keine Ahnung, was er will. Aber meine Brust fühlt sich wie zugeschnürt an. Ich kriege keine Luft. Mein Magen rumort.
    „Simon?“, erklingt seine
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