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Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)
Autoren: Renate Schley
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anders überlegte und kehrtmachte, um mit ihm zu reden.
    Dass sie vielleicht sogar ihre Hand auf seinen Arm legte und anfing, sich ihm zu offenbaren… Ein grässlicher Gedanke, der in ihm eine solche Abneigung weckte, dass ihm regelrecht übel wurde. Vorsichtig sah er der zum Ausgang strömenden Menschen hinterher und dann war er gar nicht mehr so sicher, Ilka Steffen – plötzlich erinnerte er sich auch an ihren Nachnamen! – gesehen zu haben. Möglich, dass er nach den wenigen Stunden Schlaf, die ihm erst gegen Morgen vergönnt gewesen waren, empfänglich war für düstere Fantasien und Ängste.
    „Julian? Julian!“ Das war Jessica, die auf ihn zu gerannt kam. Ihr Gesicht war hochrot vor Aufregung. „Hast du sie auch gesehen? Ich habe sie sofort erkannt, trotz der kurzen Haare… Sie ist doch ganz dicht an dir vorbei gegangen, hat sie irgendwas zu dir gesagt?“
    Ihr Redeschwall und das, was dabei in ihrem Blick lag, diese Gier, von ihm etwas ganz und gar Unglaubliches zu hören zu bekommen, die Sensationslust, die jedes einzelne Wort verriet, das über ihre Lippen kam, ekelten Julian an.
    Er, der nie besonders zimperlich gewesen war, fühlte sich auf einmal angewidert, und wenn in diesem Moment nicht seine Mutter quer durch die Halle auf ihn zu gekommen wäre, hätte er Jessica höchstwahrscheinlich wortlos stehengelassen, um sie endgültig abzuschütteln.
    „Julian? Hallo, Julian“, sagte Verena Debus irritiert, als sie nur noch ein paar Schritte von ihrem Sohn entfernt war. „Wie siehst du denn aus? Gilt dieser Gesichtsausdruck etwa mir? Hoffentlich nicht, denn dann müsste ich auf der Stelle umkehren.“
    Dann erst bemerkte sie Jessica, die etwas näher zu Julian heran gerückt war, um auf sich aufmerksam zu machen, und prompt sagte Verena ohne jede Begeisterung:
    „Mein Gott, Jessica! Du bist auch hier? Kinder, was wäre wirklich nicht nötig gewesen. Ich bin ja nicht die Königin von Saba. Hallo, Jess. Gut siehst du aus. Gar nicht wie eine gestresste Studentin. Erzählen uns die Medien nicht dauernd, was für ein schweres Leben ihr Studenten habt? Was studierst du noch? Ach, kommt, wir trinken erst mal etwas zusammen.“
    „Und dann?“ wollte Julian wissen, während seine Mutter ihn für einen flüchtigen Augenblick umarmte.
    „Dann“, antwortete sie, „fahren wir nach Hause.“
    „Nach Hause? Wo ist das? Wir haben kein Zuhause mehr, Mutter“, wurde ihr Sohn sarkastisch.
    Darauf hatte Verena keine Antwort parat. Der großen Schauspielerin war der Text entfallen, konstatierte Julian stumm und konnte eine gewisse Genugtuung angesichts Verenas jäher Sprachlosigkeit kaum verbergen.

4. Kapitel
    „ Du fehlst mir.“
    „Du fehlst mir auch.“
    „Ich liebe dich.“
    „Ich liebe dich auch.“
    „Ich wünschte, es wäre schon Wochenende.“
    „Das wünschte ich mir auch.“
    Sarah lehnte am Fenster, ihr Mobiltelefon am Ohr, den Blick in irgendeine Ferne gerichtet, die kein Ende zu haben schien und sich viel weiter erstreckte, als Sarahs Blick reichte.
    Seit einer halben Stunde telefonierte sie mit Robert. Es war fast zehn Uhr abends, eigentlich hatte Sarah gar nicht mehr mit seinem Anruf gerechnet, denn er liebte so späte Telefonate nicht. Umso mehr freute es sie, dass er es trotzdem tat.
    Sie schwiegen plötzlich beide, als gäbe es nichts mehr zu sagen. Dieses Schweigen dauerte immer länger, wurde schließlich fast unerträglich, wobei Sarahs Atem zusehends kürzer wurde, während sich in ihrem Kopf die Gedanken überschlugen.
    Doch es blieb bei unvollständigen Satzfetzen, etwas, das sie nur noch unruhiger machte.
    Es war ja viel zuviel, was sie an unsichtbarer Last mit sich herum trug, aber wieder einmal fand sie nicht den richtigen Anfang, sodass sie nach einer Stille, die ihr vorkam wie eine Ewigkeit, plötzlich kurz und nicht wirklich fröhlich auflachte, um Robert zu gestehen:
    „Stell dir vor, was passiert ist? Ich habe meine Meinung geändert. Ich werde meinen Geburtstag nun doch feiern.“
    Robert zögerte sekundenlang, dann meinte er anerkennend:
    „Bravo, Sarah! Wem oder was verdanken wir das?“
    „Ach, ich… na ja, ich habe mir gesagt, dass eigentlich jeder Geburtstag gefeiert werden sollte. Auch – oder vor allem – der Vierzigste. Schließlich haben wir nur dieses eine Leben.“
    Wieder schwieg er einen Augenblick. Als er ihr dann antwortete, klang seine Stimme so liebevoll, wie sie ihn schon sehr lange nicht mehr gehört hatte.
    „Wie tapfer du doch bist, Sarah. Und
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