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Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Titel: Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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um ihn, demonstrierte ihre Liebe auf Umwegen, und ich sagte, Joni kommt zurecht, ich bleibe bei dir, aber sie sagte, nein, nein, und ich hörte in ihrer Stimme den schweren bedrückenden Zweifel, ich muß allein damit fertig werden, und ich sagte mit einer ganz kleinen Stimme, es gibt noch Aussichten, daß er zurückkommt, und sie sagte, du weißt doch, daß das nicht stimmt.
    Auf dem Rückweg dachte ich, ich werde immer lügen, und niemand außer mir wird es wissen, und wenn ich lange genug lüge, wird sich die Wahrheit aus dem Staub machen, sich vor der Lüge zurückziehen, und ich werde selbst schon nicht mehr wissen, was passiert ist, und ich dachte an die Angst, die mich auf den glitschigen Stufen gepackt hatte, und wie die Angst manchmal ihrer eigenen Begründung vorauseilte, und ich versuchte herauszufinden, was eigentlich so bedrohlich an diesem Gesicht gewesen war, doch ich erinnerte mich nicht mehr an das Gesicht, nur noch an die Angst, und wie immer in solchen Momenten dachte ich erleichtert an den lieben süßen Joni, gleich fangen wir den Abend neu an, dachte ich, ich werde alles essen, was er gekocht hat, ich werde nichts auf dem Teller zurücklassen, aber schon von draußen sah ich, daß die Wohnung dunkel war, sogar der Fernseher war aus, nur das Telefon war wach und läutete hartnäckig, und ich nahm den Hörer ab und hatte Angst, daß Schira wieder dran wäre, aber es war meine Mutter.
    Er ist noch da, flüsterte sie, ich sage dir, Papa macht das mit Absicht, da bin ich sicher, er will sehen, wer zuerst zusammenbricht, ich sterbe vor Hunger und ich bin hier eingesperrt, wegen ihm, und ich sagte, dann geh doch in die Küche, wo liegt das Problem, und sie sagte, aber ich will ihn nicht sehen. Dann geh einfach mit geschlossenen Augen, da siehst du ihn nicht, schlug ich vor, und sie schrie, aber er wird mich sehen, verstehst du das nicht? Ich will nicht, daß er mich sieht, und ich sagte, mach dir keine Sorgen, Mama, er wird nicht ewig bei euch bleiben, und ging ins dunkle Schlafzimmer. Joni lag dort, ruhig atmend und mit geschlossenen Augen, und ich legte ihm die Hand auf die Stirn und flüsterte, gute Nacht, Biber.

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    2
    Wo hatte ich diese Buchstaben schon gesehen, verziert wie in alten Bibeln und noch dazu in Gold, Gold auf Schwarz, sie füllten mir die Augen, als ich in das Schaufenster sah, der Autobus hielt, riß sein Maul auf, und ich starrte das riesige Schild an, bis sich die Buchstaben zusammenfügten. Das linke Ufer, schrien sie mir zu, Pariser Mode, und ich stand schnell auf, versuchte, mich zum Ausgang zu drängen, als hätte ich dort etwas besonders Wertvolles vergessen, etwas, was nicht warten konnte.
    Aus der Nähe konnte man die Schrift auf dem Schild kaum lesen, so groß und hoch war es, nur das Gold strahlte verheißungsvoll, wie die herbstliche Sonne, und ich wärmte mich an seinem Licht, näherte mich dem großen, neuen Schaufenster, noch vor einem Monat hatte man hier Baumaterial verkauft und jetzt diese Kleider, die geheimnisvoll und verlockend aus seiner Tüte zwischen den spitzen Schuhen hervorgelugt hatten, nun lagen sie offen da, stellten sich stolz zur Schau. Vor allem dieses weinrote Kleid, kurz und eng, mit langen Ärmeln, auf der Schaufensterpuppe sah es toll aus, betonte die vollen Plastikbrüste mit den aufgerichteten Brustwarzen, so wie es sein sollte, und die schmal geformten Beine, und ich stand davor und zählte traurig die Unterschiede zwischen uns auf, und durch ihre weit auseinanderstehenden Beine sah ich den schmalen Hintern, gut verpackt in eine schwarze Kordhose, die er vor dem Spiegel anprobierte, er trat ein paar Schritte zurück und wieder nach vorn, vor und zurück, sein Gesicht konnte ich kaum sehen, es verbarg sich hinter dem dünnen Rücken der Puppe, aber ich konnte mir vorstellen, welche Selbstzufriedenheit es jetzt zeigte. Was treibt er die ganze Zeit dort, fragte ich mich verwundert, was denkt er jetzt, während er vor dem Spiegel herumstolziert wie ein alterndes Model, und dann öffnete sich ein leerer Raum zwischen den Beinen der Puppe, und eine Frau sagte von der Ladentür aus, Sie können ruhig hereinkommen und das Kleid anprobieren, wir haben es in allen Farben, und ich stotterte, ich will genau diese Farbe, und die Verkäuferin sagte mit dunkler Stimme, es ist schade, es einfach so von der Puppe zu nehmen, schauen Sie sich erst den Schnitt an, und ich beharrte darauf, nur diese Farbe anprobieren zu wollen, ich mußte die Puppe unbedingt

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