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Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Susanne Mischke
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Seehafers Dienstwagen dem vergrauten Gemäuer der Polizeidirektion. Mathilde spürte ein Flattern im Magen.
    »Wird noch jemand dabeisein?«
    »Selbstverständlich«, knurrte Seehafer. Er führte sie durch die Gänge, und Mathilde hatte Mühe, Schritt zu halten. Vor einer Tür standen zwei Uniformierte.
    »Sind Sie bereit?« fragte Seehafer.
    Mathilde nickte. Als sie hinter dem Kommissar das Vernehmungszimmer betrat, mußte sie trotz ihrer Nervosität beinahe lächeln. Hauptkommissar Kreuder trug dasselbe Hemd wie gestern und hatte sich offensichtlich seither nicht rasiert. Er und Lukas, in tarnfarbenen Outdoor-Klamotten und mit einem Fünftagebart, sahen aus wie zwei Bergsteiger, die gerade den K 2 bezwungen hatten. So roch es auch. Der einzig Gepflegte in dem kleinen Raum war ein blasser junger Mann.
    »Guten Morgen, Mathilde.«
    Mathilde schwieg. Lukas’Aufmerksamkeit galt ohnehin hauptsächlich Lars Seehafer. Die beiden Männer hatten kein Wort füreinander übrig und versuchten, sich mit Blicken zu erdolchen.
    Kreuder wies den beiden Stühle an. Mathilde setzte sich Lukas schräg gegenüber auf die Stuhlkante.
    Lukas lächelte Mathilde zu, die finster zurückblickte. Seehafer preßte die Kiefer aufeinander.
    »Ihre Frau ist hier, was haben Sie uns zu sagen?« fuhr ihn Kreuder an.
    Lukas wandte sich an Mathilde. »Du hättest es sehen sollen, Mathilde. Sechs SEK-Leute in voller Montur und Bewaffnung haben die Hütte gestürmt, in der ich seelenruhig geschlafen habe. Es war eine dermaßen lächerliche Vorstellung …«
    »Herr Feller, keine Spielchen jetzt. Entweder Sie sagen uns, wo Leona Kittelmann ist, oder wir beenden diese Farce auf der Stelle, und Sie gehen zurück in Ihre Zelle«, knurrte Kreuder.
    Zum erstenmal erlebte Mathilde, wie Lukas ohne Respekt als der behandelt wurde, der er in den Augen der anwesenden Polizisten war: ein potentieller Verbrecher. Auch sie konnte in ihm auf einmal nichts anderes mehr sehen. Dieses Halbseidene an ihm – warum hatte sie das früher nie bemerkt? Der Blick, mit dem sie ihn noch immer ansah, hatte sich verändert. Er war nicht mehr wütend, nur noch voller Verachtung.
    »Leona«, sagte Lukas aufreizend gedehnt. »Die ist am Bodensee. In einer Klinik bei Meersburg. Sie läßt sich dort liften.«
    Mathilde spürte, wie erst Erleichterung, dann Wut von ihr Besitz ergriffen.
    Seehafer starrte scheinbar teilnahmslos aus dem Fenster.
    »Die Adresse«, schnauzte Kreuder.
    »Kenne ich nicht. Die Klinik heißt ›Seeblick‹.«
    Kreuder sah seinen jungen Kollegen an und wies mit einer Kopfbewegung zur Tür. Der blasse Junge verließ den Raum, um die Adresse zu überprüfen.
    »Sie wird vermutlich morgen entlassen. Daß sie dir das nicht erzählt hat, Mathilde! Ich denke, ihr seid Freundinnen?«
    Mathilde setzte zu einer Antwort an, aber Seehafer neben ihr schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie schwieg.
    Nun richtete Lars Seehafer zum erstenmal das Wort an Lukas: »Herr Feller, Ihnen ist sicher klar, daß die Vortäuschung einer Straftat ebenfalls strafbar ist. Und es bleibt immer noch der Tatbestand der versuchten Erpressung.« Aus seiner Stimme war jede Wärme gewichen.
    »Wovon reden Sie?«
    »Von der Tatsache, daß Sie eine Entführung fingiert haben, um Geld von Ihrer Frau zu erpressen.«
    »Bedaure, Herr Hauptkommissar«, säuselte Lukas hämisch. »Ich weiß, wie gern Sie mich hinter Gittern sehen würden. Aber ich habe nie ein Wort von einer Entführung gesagt, oder, Mathilde? Hast du den Anruf vielleicht zufällig aufgezeichnet?«
    Mathilde antwortete nicht. Wie stand sie jetzt da? Wie eine Hysterikerin.
    Lukas wandte sich an Kreuder. »Sie müssen wissen, meine Frau trinkt manchmal ein Glas zuviel. Erst neulich mußte ich einen Arzt kommen lassen, der eine Alkoholvergiftung diagnostiziert hat. Offenbar hat ihr Realitätsverlust schon stärkere Ausmaße angenommen, als mir bewußt war.«
    »Du unverschämter Mistkerl!«
    Lukas schleuderte ihr ein süffisantes Grinsen entgegen, bevor er zu Kreuder sagte:
    »Dann kann ich ja wohl gehen.«
    »Nein. Erst einmal prüfen wir Ihre Angaben, Herr Feller. Ein bißchen Geduld müssen Sie schon noch aufbringen«, sagte Kreuder zuckersüß. Er stand auf und holte die zwei Uniformierten vor der Tür herein. »Bringt ihn in die Zelle.«
    Die zwei legten Lukas Handschellen an und führten ihn ab. Seine grauen Augen begegneten denen von Mathilde. Sie waren stumpf wie Kiesel.
    »Glaub ja nicht, daß es damit vorbei ist,
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