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Liebeskuenste

Liebeskuenste

Titel: Liebeskuenste
Autoren: Cara Bach
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verwirren und in meine Gedanken einzudringen.
    Männer haben mich in der Vergangenheit kaum interessiert. Nachdem sich meine fünfjährige Beziehung mit Timo totgelaufen hatte, ist mir kein einziges interessantes Exemplar über den Weg gelaufen, für das ich mehr als freundschaftliches Interesse aufbringen konnte. Meine erotischen Erfahrungen, falls man sie überhaupt so nennen kann, beschränken sich auf den eher ungeschickten und wenig fantasievollen Beischlaf mit Timo, und seit nunmehr zwei Jahren lebe ich vollkommen enthaltsam.

    Während der nächsten Tage verfolgen mich Romans respektlose Blicke, seine Lippen auf meiner Haut und die verführerische Stimme bis in den Schlaf. Eines Morgens wache ich auf und spüre eine erregende Feuchte zwischen meinen Schenkeln. Vage erinnere ich mich an einen Traum, in dem Roman mich leidenschaftlich geküsst und mir mit heißen Händen die Kleider abgestreift hat.
    Beschämt verdränge ich die aufsteigenden Lustgefühle und nehme mir vor, von nun an in Roman Hagen lediglich den Klienten zu sehen. Meine jungmädchenhafte Schwärmerei für ihn werde ich ganz schnell vergessen.

    Es dauert nicht lange, bis Miriam Liebigs Vertragsunterlagen auf meinem Schreitisch liegen. Ich studiere sie sorgfältig, bevor ich unterschreibe. Dann bemerke ich, dass Roman Hagen anscheinend vergessen hat, seine Signatur unter den Vertrag zu setzen.
    Ich greife zum Telefon und rufe die Agentur an. Dort teilt man mir mit, dass Herr Hagen meinen Besuch wünscht, da offensichtlich noch einige Fragen mit mir persönlich zu klären sind. Nachdem der Termin abgesprochen ist, notiere ich mir seine Adresse, bedanke mich und lege auf. Ich lehne mich zurück, schließe die Augen und atme tief durch.
    Morgen Abend werde ich zu ihm nach Starnberg fahren.

    Mit klopfendem Herzen steige ich aus dem Auto und gehe, während ich den üppig wuchernden Garten bewundere, auf das Schlösschen zu, in dem der Maler wohnt.
    Der schwache Duft von Rosen hängt in der schwül-warmen Luft. Am Horizont ziehen die ersten schiefergrauen Gewitterwolken auf. Den Umschlag mit den Verträgen halte ich krampfhaft an meine Brust gedrückt, als ich die ausgetretenen Steinstufen hinaufsteige. Mit vor Nervosität feuchten Händen streiche ich mein Kleid glatt und wünsche nun insgeheim, ich hätte ein weniger provokantes Kleidungsstück gewählt.
    Vergebens halte ich nach einer Klingel Ausschau. Schließlich betätigte ich den altmodischen schmiedeeisernen Klopfer und zucke erschrocken zusammen, als dieser übermäßig laut auf die Eichenholztür kracht. Dann breitet sich Stille aus. Nichts regt sich auf der anderen Seite der Tür. Schon beuge ich mich vor, um noch einmal gegen die Tür zu hämmern, als diese unvermittelt aufgerissen wird.
    Der Schlossherr steht vor mir, muskulös, braungebrannt, das dunkle Haar jungenhaft zerzaust. Er ist barfüßig, trägt aber eine edle schwarze Kaschmirhose, darüber ein lässig geschnittenes weißen Hemd. Sekundenlang stehen wir uns stumm gegenüber, dann streckt er mir die Hand entgegen:
    »Herzlich willkommen in meiner Raubritterburg, Frau Theiß! Ich habe Sie bereits erwartet!«
    Ganz Gentleman tritt er beiseite, um mir den Vortritt zu lassen – aber vielleicht auch, um in Ruhe meine in fließende rote Seide gehüllte Rückseite betrachten zu können. Mir seines durchdringenden Blickes allzu sehr bewusst, stolpere ich vor Aufregung in den für mich ungewohnten High Heels und falle fast, doch er packt meinen Oberarm mit sicherem Griff.
    »Nicht so stürmisch! Oder haben Sie etwa vor, mir bereits im Flur zu Füßen zu fallen?« Er lächelt spitzbübisch.
    »Verzeihung«, murmele ich verlegen und werde über und über rot.
    Meinen Arm fest umklammert, führt er mich in einen Raum, dessen Fenster sich zum Garten und See hin öffnen. Dieser Raum wird eindeutig von einem Mann bewohnt; seine Ausstattung wirkt durch und durch maskulin, vom hohen Kamin an der Längsseite des Raumes bis hin zu den wuchtigen Ledersesseln und dem dazu passenden englischen Sofa, umgeben von Beistelltischen mit Intarsienarbeit. Auf der gegenüberliegenden Seite, vor einem deckenhohen Bücherregal, steht eine leere Staffelei. Diverse Arbeitsutensilien liegen unordentlich im Raum herum. In einer Ecke befindet sich eine Bar, großzügig bestückt mit Flaschen in allen Größen und Farben.
    Sobald wir uns gesetzt haben, reiche ich ihm den Umschlag. Der Maler öffnet ihn und entnimmt die Vertragsunterlagen. Er wirft nur einen
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