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Liebeskuenste

Liebeskuenste

Titel: Liebeskuenste
Autoren: Cara Bach
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von selbstsicherer Blasiertheit; er ist durch und durch der Typ ›Latin Lover‹.
    Während mir die Dame die Hand reicht und sich als Miriam Liebig vorstellt, tasten die dunklen Augen des Mannes über mein Gesicht und meine Gestalt. Beinahe körperlich spüre ich seinen intensiven Blick auf meiner Haut, und meine Knie werden weich. Als hätte er es bemerkt, heben sich seine Mundwinkel um wenige Millimeter zu einem Beinahe-Lächeln. Ohne den Blick von mir abzuwenden und ohne mir die Hand zu geben, murmelt er: »Roman Hagen.« Seine Stimme passt zu seinem Aussehen, sie ist dunkel und sehr, sehr sexy.
    »Erfreut, Sie kennenzulernen.« Ich klinge wie ein Schulmädchen, die Stimme hoch und piepsig.
    Mir ist es fast ein wenig peinlich, die beiden in das winzige Büro zu bitten, das wenig luxuriös wirkt vor so viel Eleganz. In diesem Moment wünsche ich mir brennend, etwas anderes als Jeans und Bluse zu tragen, denn neben ihnen komme ich mir vor wie Aschenputtel. Frau Liebig scheint nichts zu bemerken, aber Roman Hagens Augen kleben förmlich an mir, und ich fühle mich in seiner Gegenwart gehemmt und unsicher.
    »Herr Hagen hat darauf bestanden, mich hierher zu begleiten. Wie Sie bestimmt wissen, war er ein Bekannter Ihres Onkels. Er wollte sich selbst davon überzeugen, dass die Galerie in gute Hände übergeben wurde.« Die Agentin lächelt, doch ihr Blick ist sachlich kühl und abschätzend. »Haben Sie sich schon vertraut gemacht mit dem Geschäft?«
    Ich versichere, dass ich mein Bestes gebe, gestehe aber ein, dass ich ein Neuling bin in diesem Geschäft.
    »Nun ja …« Sie zögert und wirft ihrem Klienten einen fragenden Blick zu. »Herr Hagen wäre bereit, Ihnen zwei seiner Porträts zum Verkauf zu überlassen. Sehen Sie sich dazu in der Lage, oder überfordert Sie ein derartiger Auftrag?«
    Mir stockt der Atem. Zwei Gemälde von Roman Hagen! Das wäre ein nahezu unglaublicher Einstieg in das Geschäft als Kunstgaleristin, fast wie ein Sechser im Lotto.
    Bisher hat der Künstler zu den Verhandlungen geschwiegen. Doch jetzt beugt er sich vor, und sein durchdringender Blick bohrt sich in meinen.
    Bevor ich antworten kann, erklärt er mit Nachdruck: »Natürlich ist sie dazu in der Lage, Miriam! Schließlich ist sie Harrys Nichte, und er hat mir immer erzählt, wie tüchtig sie ist. Lassen wir sie ihr Können unter Beweis stellen.« Seine Augen wandern über mein Gesicht nach unten und bleiben an meinem Dekolleté haften. »Ich bin sicher, Frau Theiß wird meine Erwartungen in keinster Weise enttäuschen.« Bei diesen Worten mustert er mich vielsagend, und mir wird heiß und kalt.
    »Gut«, sagt Miriam Liebig. »Dann bereite ich die Verträge vor und schicke Sie Ihnen zu! Alles Weitere können wir besprechen, sobald Sie die Unterlagen geprüft haben.«
    Die beiden erheben sich, und dieses Mal nimmt Roman Hagen meine Hand in seine. Sein Händedruck ist warm und fest, seine Finger umfassen meine, um sie nicht wieder loszulassen. Mit unbefangener Geste führt er sie an seine Lippen und haucht einen zarten Kuss darauf. »Bis bald«, sagt er, und ein letztes Mal streichelt mich sein Blick.
    Ich höre und sehe weder den Gruß seiner Agentin noch das Schließen der Tür. Gebannt starre ich den beiden hinterher, bis sie sich schließlich im Strom der Passanten verlieren.
    »Warum hast du uns denn nicht hereingerufen? Ich wollte doch Roman Hagen kennenlernen!« Karens nörgelnde Stimme reißt mich aus meiner Erstarrung. »Mist! Jetzt hab ich ihn verpasst …« Sie eilt ans Fenster. »Da sperrst du Frau Gubitz und mich in diesem miefigen Hinterzimmer ein, und dann vergisst du, uns dem Künstler vorzustellen. Verdammt, Gina, wenn du nicht meine beste Freundin wärst, würde ich dich jetzt auf der Stelle erwürgen!«
    »Keine Sorge, Karen.« Nur langsam finde ich ins Hier und Jetzt zurück. »Du wirst noch reichlich Gelegenheit haben, Herrn Hagen kennenzulernen. Seine Agentin bereitet den Vertrag vor; wir werden zwei seiner Bilder zum Verkauf anbieten!«
    »Du Teufelsweib!« Voller Begeisterung knufft mich meine Freundin in die Seite. »Ich glaub es nicht! Du hast diesem sogenannten Malergenie einen Vertrag abgeschwatzt?«
    Ohne zu antworten, trete ich ans Fenster, obwohl ich weiß, dass Roman Hagen schon längst aus meinem Blick verschwunden ist.
    Roman Hagen! Allein der Klang seines Namens bringt meinen Herzschlag aus dem Rhythmus. Einem Mann wie ihm bin ich noch nie begegnet, noch nie hat es einer geschafft, mich derart zu
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