Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebeskuenste

Liebeskuenste

Titel: Liebeskuenste
Autoren: Cara Bach
Vom Netzwerk:
weiterleben kann, dass die Beziehung ein für alle Mal beendet ist, hat sie einen Selbstmordversuch unternommen. Als meine Hauswirtin sie fand, hatte sie das Bewusstsein bereits verloren. Die Nachricht habe ich während einer Vorlesung erhalten. Als ich im Krankenhaus ankam, wurde mir mitgeteilt, dass sie in letzter Sekunde gerettet werden konnte. Aber sie war zu diesem Zeitpunkt schwanger, wovon ich nichts wusste. Das Kind hat sie verloren.«
    Wir sind so in die Unterhaltung vertieft, dass wir uns, ohne es zu bemerken, weit von der Galerie entfernt haben. Vor uns glänzen die Wasser der Isar im Mondschein. Roman stützt sich auf das Brückengeländer; seine sonst so lässige Haltung hat er aufgegeben, seine Schultern sind angespannt, seine Gesten abweisend und steif.
    Er meidet meinen Blick und spricht mit abgewandtem Gesicht ins Leere: »Danach wurde es noch schlimmer. Ständig hat sie mir mit Selbstmord gedroht, und ich wusste, dass es nicht nur leere Drohungen waren. Damals saß sie mir für einige Studien Modell; ein Vorschlag von ihr. Zum Dank dafür, dass ich ihre Allüren und Launen ertrug, und um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen, unterstützte mich ihr Vater beruflich. Er kennt jeden, der in der Kunstszene einen Namen hat. Seine Verbindungen reichen bis nach Asien und Amerika. Ihm habe ich meine ersten Erfolge zu verdanken. Dafür sollte ich mich um seine neurotische Tochter kümmern, was ich auch lange genug getan habe. Aber irgendwann musste es ein Ende haben. Ich habe Affären mit anderen Frauen begonnen, habe versucht, mir eine funktionierende Beziehung aufzubauen, aber immer wieder hat Naomi mir dazwischengefunkt. Seit einem Jahr gehe ich ihr aus dem Weg, so gut ich es eben vermag. Sie hat sich in der Zwischenzeit immer wieder neue Liebhaber genommen, aber gelegentlich erinnert sie sich an mich. Dann bombardiert sie mich mit Anrufen und Besuchen, schneit nachts ungekündigt bei mir herein und versucht, sich erneut bei mir einzunisten.«
    »War sie es, mit der du im Flur gestritten hast, damals, bei unserem … bei unserem ersten Zusammensein in Starnberg?«, frage ich neugierig.
    »Ja, sie sah dein Auto auf dem Hof, hat geklingelt und wollte wissen, wer bei mir ist in dieser Nacht! Als du das Haus verlassen hattest, hat sie mir eine furchtbare Szene gemacht, getobt und um sich geschlagen. Dann hat sie geweint und gedroht, sich umzubringen. Das Übliche eben.« Resigniert zuckt er mit den Schultern.
    »Und als ich mit dir bei Silvano saß, rief mich meine Haushälterin an. Sie war in Panik, vollkommen aufgelöst. Naomi kam in mein Atelier gestürmt und hatte damit gedroht, meine Bilder zu zerstören, wenn ich nicht augenblicklich bereit wäre, mit ihr zu sprechen. Ich bin also in meine Werkstatt gerast, um das Schlimmste zu verhindern. Aber ihr Glanzstück hat sie an jenem Tag abgeliefert, als sie ihren ganz großen Auftritt in dem Lokal hatte. Sie war natürlich nicht schwanger, jedenfalls nicht von mir, das war mir vollkommen klar. Aber du konntest es nicht wissen und hast genau so reagiert, wie sie es geplant hatte. Sie hatte wieder einmal gesiegt, mir eine Beziehung zerstört und dich vertrieben. Nur das wollte sie, und sie hatte Erfolg mit ihrer Taktik.«
    Betretenes Schweigen lastet zwischen uns. Dann fährt er fort: »Als ich regelrecht über dich hergefallen bin und meine sexuellen Begierden dir absonderlich oder sogar befremdlich vorkamen, kann ich das verstehen. Aber ich stand dermaßen unter Druck: Auf der einen Seite wollte ich dich mehr, als ich mir eingestehen konnte, auf der anderen Seite musste ich Naomi loswerden. Außerdem warst du so aufreizend, so verführerisch in deiner Unschuld und Jugend. Ich wollte dich nicht verletzen, ich wollte nicht, dass Naomi dich mit ihren Verrücktheiten terrorisiert. Aber letztendlich konnte ich es nicht verhindern, und unsere sich langsam entwickelnde Verbindung ist daran zerbrochen.«
    Er dreht sich zu mir und sieht mich lange an.
    »Wenn ich nicht so ein Feigling wäre, würde ich dich jetzt bitten, es noch einmal und trotz allem mit mir zu versuchen. Aber jetzt, wo du die ganze bizarre Geschichte kennst, müsste du ziemlich irre sein, um auf einen solchen Vorschlag einzugehen …«
    »Vielleicht möchte ich genau das«, antworte ich leise.
    »Was möchtest du?«, fragt er irritiert.
    »Irre sein, etwas Verrücktes tun!« Ich strecke die Hand aus und streichele ihm über die Wange.
    »Roman, vielleicht möchte ich ja mit dir zusammen sein,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher