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LIEBES LEBEN

LIEBES LEBEN

Titel: LIEBES LEBEN
Autoren: Kristin Billerbeck
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gehen.«
    »Ich habe verstanden, Mr. Frauer, aber ich fürchte, ich bin daran nicht interessiert. Ich habe nicht so viel Zeit für die Arbeit. Bis heute Abend haben Sie meine Kündigung.«
    Hans schüttelt den Kopf. »Dazu haben Sie zu zu vielen Informationen Zugang. Wenn Sie die Stelle nicht wollen, dann ist das Arbeitsverhältnis hiermit beendet.«
    Noch besser! Arbeitslos und eine Abfindung. Ich sehe seinen harten Gesichtsausdruck, aber ich weiß auch, dass er jetzt mehr Schwierigkeiten hat als ich. Es laufen zwei Gerichtsverfahren bezüglich wichtiger Patente, sechs Patente sind in der Mache, und er hat nicht einen einzigen Patentanwalt. Der Stolz ist eine Bestie.
    Hans hebt den Finger, und sogleich bin ich von Sicherheitspersonal umgeben, das mich aus dem Gebäude begleitet mit einem kurzen Zwischenstopp in meinem Büro, um die obligatorische Kiste zu packen, die sie jedes Mal untersuchen, wenn ich etwas hineinlege. Die Ironie an der Tatsache, dass man seine gesamte berufliche Laufbahn in einen Pappkarton packen kann, entgeht mir dabei nicht.
    »Harter Tag heute«, meint einer der Sicherheitsbeamten.
    »Es ist leichter, als Sie denken.«
    »Alle hier mögen Sie, Miss Stockingdale. Sie packen das schon.«
    »Erfolg lässt sich auf mehr als eine Art definieren«, entgegne ich. Schließlich habe ich mir all diese Rechtskenntnisse und das Verhandlungsgeschick nicht umsonst angeeignet. Ich werde schon noch eine nette Abfindung bekommen.
    Als ich aus meinem Büro gehe, kommt Dianna herausgerannt.
    »Du hast abgelehnt?« Mann, ist die schnell. Sie zieht den Klatsch an wie der Strand die Wellen.
    »War Purvi heute Morgen hier, Dianna?«
    Sie nickt. »Etwa um sieben. Da haben sie sie rausgeschmissen.« Die Tränenströme haben lauter Streifen in Diannas Make-up gezeichnet. »Sie haben mir gesagt, ich dürfe kein Wort sagen, sonst würden sie mich auch feuern.«
    »Wie hat sie es aufgenommen?«
    »Du kennst Purvi. Sie war gefasst.« Dianna ist immer noch in Tränen aufgelöst. »Sie war die beste Chefin, die ich je hatte. Hans hat sie wie Dreck behandelt, und sie hat uns alle vor ihm abgeschirmt.« Und dann spuckt Dianna es förmlich aus. »Schwein!«
    Ich nehme ihre Hand. »Ihr wird es gut gehen. Geh wieder rein und sieh zu, dass du dir meinetwegen keine Schwierigkeiten einhandelst.«
    »Warum nimmst du die Stelle nicht an, Ashley? Du wärst ein großartiger Chefsyndikus, und Purvi würde wollen, dass du den Job annimmst.«
    Mein Kopf nickt auf und ab. »Weil ich wusste, dass es falsch war, als sie mir die Stelle anboten. Gott hat einen anderen Plan mit mir. Ich weiß nicht, welchen, aber er hat mich noch nie verlassen.« Ich drehe mich um und will gehen, als Dianna noch etwas sagt.
    »Wenn ich dir verrate, dass ich den Flug nach Taiwan morgen früh für dich buchen sollte, wirst du dich besser fühlen.«
    Ich fange einfach an zu lachen. »Dann wird wohl jemand anderes meine halb rohen Meeresfrüchte essen. Und ich hoffe, derjenige hat einen deutschen Akzent.« Wir umarmen uns zum Abschied. »Wenn du etwas brauchst oder irgendwelche Fragen hast, dann ruf mich an.«
    »Vielleicht ist es gar keine so dumme Idee, den reichen Arzt zu heiraten.«
    »Vielleicht. Aber ich brauche keinen Mann, um glücklich zu sein«, antworte ich. »Und du auch nicht.« Ich winke ihr zu und gehe zu meinem Auto mit dem kleinen Pappkarton unterm Arm - ein Karton, der vier Jahre meines Lebens beinhaltet.
    Drei Tage sind vergangen, und ich komme erstaunlich gut über meinen Job hinweg. Ich hatte schon ein paar Fäden gezogen, und einer davon führt sogar nach Arizona, und obwohl ich ihn von Herzen gern verfolgen würde, streiche ich die Idee als verzweifelten Versuch zu flüchten, statt mein neues Leben zu gestalten. Die Hochzeit steht vor der Tür und damit auch der traurige Gedanke an den Valentinstag. Wer hat diesen sadistischen Feiertag erfunden? Normalerweise vergesse ich ihn einfach, aber dank Kays schaurigen griechischen Figuren im ganzen Haus begegnen mir diese lebhaften roten Sticheleien überall. Ich glaube schon, die Herzchen schlagen zu sehen, wie in Edgar Allan Poes »Das verräterische Herz«. Deshalb bin ich froh, nach Las Vegas flüchten zu können.
    Natürlich bin ich ohne Begleitung. Obwohl ich eine kostenlose Reise nach Las Vegas zu bieten habe, fällt mir niemand ein, den ich mitnehmen könnte! Wenn man sich einen Mann nicht einmal mehr kaufen kann, dann ist man kein heimlicher Verlierer mehr, sondern Ehrenbürger von
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