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Liebe Unerwuenscht

Liebe Unerwuenscht

Titel: Liebe Unerwuenscht
Autoren: Julia Arden
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Schublade nehmen mussten.« Grothe gab sich gelassen. »Ich bin optimistisch. Wir werden das Kind schon schaukeln.«
    Jennifer nickte. »Ja, wir können diese Schiene fahren. Wir werden uns sicher gegen den Widerstand in der Belegschaft durchsetzen. Schließlich sitzen wir am längeren Hebel. Aber . . .« Jennifer machte eine Pause.
    Aber auf diese Art verliere ich Caroline , konnte sie natürlich nicht sagen. Sie konnte es ja kaum denken . Denn es wäre fatal, wenn das der Grund war, warum sie hier mit Grothe saß und dieses Gespräch führte.
    ». . . vielleicht gibt es ja einen weniger radikalen Weg.«
    Grothe schwieg, verhielt sich abwartend.
    »Sie sind ein erfahrener Mitarbeiter«, fuhr Jennifer fort. »Sie wissen, dass es nicht unbedeutend ist, auch ein akzeptables Image zu haben. Welches wiederum von unseren Entscheidungen abhängig ist. Es nützt nichts, die Bedürfnisse der Belegschaft zu ignorieren und sie so zu demotivieren. Der damit verbundene Leistungsverlust wirkt sich negativ auf das ganze Projekt aus.«
    Jennifer wartete, ob Grothe eine Bemerkung machen würde, doch der wartete immer noch, worauf seine Chefin hinauswollte.
    »Wir sind ja wie gesagt noch in der Anfangsphase, die Weichen sind noch nicht endgültig gestellt.« Jennifer holte tief Luft. »Deshalb prüfen Sie bitte folgende Konstellation: Erhalt Schlafzentrum und Innere Abteilung in ihrer jetzigen Form in Verbindung mit einem Neubau für die plastische Chirurgie.«
    »Frau Feiler!« Damit hatte Grothe nicht gerechnet. Sein Gesicht drückte größte Überraschung aus. »Eine solche Variante bedeutet eine erhebliche finanzielle Mehrbelastung.«
    Das wusste Jennifer natürlich auch. Sie wusste, wenn sie dem Konsortium einen solchen Vorschlag präsentierte, dann ging das nur, wenn die Feiler AG das finanzielle Risiko tragen würde. Aber selbst dann würde es schwierig werden, den Vorschlag durchzuboxen.
    »Bedenken Sie, dass wir durch die ungewöhnlich große Anzahl neuer Projekte in letzter Zeit nicht viele Reserven haben«, argumentierte Grothe ganz richtig. »Wenn wir sie in einen Neubau investieren, und es kommt an anderer Stelle zu unerwarteten Problemen . . .«
    Jennifer unterbrach ihn. »Es ist ja vorläufig nur eine Kalkulation. Aber ich brauche sie so schnell wie möglich.«
    »Wie Sie wünschen.« Grothe stand auf und ging. Auf eine ernsthafte Diskussion mit seiner Chefin würde er sich nie einlassen. Schon gar nicht, weil die in letzter Zeit so schlecht gelaunt war.
    Jennifer, jetzt allein im Raum, stand langsam auf und raffte ihre Notizen zusammen.
    So weit ist es mit dir gekommen, dachte sie seufzend .
    Sie verletzte gleich mehrere Regeln: Lasse dich niemals bei geschäftlichen Entscheidungen von Gefühlen leiten. Vermische niemals Privates mit Arbeit. Greife Reserven nur im äußersten Notfall an.
    All das ließ sie außer acht, weil . . . sie Carolines Achtung nicht verlieren wollte.
    Jennifer wusste, sie war dabei einen Fehler zu machen. Denn statt bei einem Geschäft den einfachen, sicheren Weg zu gehen, einen anderen, risikoreichen zu suchen – das war in jedem Fall ein Fehler. Dennoch fühlte sie sich jetzt irgendwie besser. Wie passte das zusammen?

22.
    J ennifer legte einen Umschlag auf Carolines Schreibtisch.
    »Was ist das?« fragte Caroline, von Jennifers plötzlichem Aufkreuzen so überrascht, dass sie vergaß, sich als beschäftigt auszugeben.
    »Lies es«, sagte Jennifer kurzangebunden.
    Caroline griff zögernd zum Umschlag, öffnete ihn und nahm die darin befindliche Mappe heraus. Sie las, was auf dem Deckblatt stand: Vergleichskalkulation hm, hm, hm Substitution hm, hm, hm Erhalt der bestehenden Struktur sowie Neubau . . .
    Caroline sah überrascht auf. »Was ist das?« wiederholte sie ihre Frage.
    »Lies es und sag mir anschließend, was ich machen soll«, sagte Jennifer. Damit drehte sie sich um und verließ Carolines Büro so plötzlich, wie sie gekommen war.
    Auf dem Weg zu ihrem Wagen fühlte Jennifer sich so ratlos wie selten. Die Kalkulation, mit der sie Grothe beauftragt hatte, lieferte keine besonders optimistisch stimmenden Zahlen. Die Verluste bei der neuen Variante wären immens. Es gab keinen vernünftigen Grund, diesen Weg einzuschlagen.
    Jennifer hatte sich entschlossen, Caroline die Zahlen zu zeigen.
    Und was erhoffst du dir davon?
    Dass Caroline einsah, wie unmöglich dieser Weg war? Dass Caroline ihr dafür dankte, dass sie es wenigstens in Erwägung gezogen hatte? Das würde
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