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Liebe und Marillenknödel

Liebe und Marillenknödel

Titel: Liebe und Marillenknödel
Autoren: Emma Sternberg
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weißer Plörre, wie immer?«, fragt Beatrice und biegt ab in die Kaffeeküche.
    Uääh. Ich hatte vergessen, dass ich in einem deutschen Büro bin, nicht in einem italienischen Wirtshaus. Die Maschine im Verlag hatte die famose Eigenschaft, den Kaffee so durchlaufen zu lassen, dass er kalt in die Kanne tropfte und erst nach ein paar Stunden auf der Warmhalteplatte langsam erhitzt wurde. Und die H-Milch, die meistens schon seit mehreren Tagen offen neben der Maschine stand, machte den Kaffee nur heller, nicht weniger bitter.
    » Hier ändert sich wohl gar nichts«, sage ich und verziehe das Gesicht.
    » Nee, immer noch der alte Wahnsinn«, sagt Beatrice und grinst. » Wobei …« Sie stellt zwei Tassen auf die Arbeitsfläche neben der Spüle und verschränkt die Arme vor der Brust. » Gut, dass du da bist. Es gibt Neuigkeiten!«
    » Jan ist jetzt euer Chef«, sage ich und tue betont gelangweilt.
    » Das auch«, sagt sie.
    » Und meine Nachfolgerin ist weg.«
    Beatrice hebt eine Augenbraue.
    » Du bist ja gut informiert.«
    Ich lächle vieldeutig, dabei hatte ich nur geraten. Aber das, was Jan mir gestern zusammen mit dem Jobangebot auf die Mailbox gesprochen hatte, klang ganz danach.
    » Aber weißt du auch, warum sie weg ist?«
    Ich hebe die Schultern. » Zu langhaarig? Zu klug? Zu kritisch?«
    » Besser«, sagt Beatrice. » Also. Kaum, dass Jan bei uns angefangen hat, da …«
    » Wann war das eigentlich?«
    » Vor vier Wochen ungefähr.«
    » Und warum hat er beim Siegel Verlag aufgehört?«
    » Keine Ahnung. Irgendwas mit seiner Chefin, munkelt man.«
    Oralverkehr mit der Chefin. Und wer weiß, was sonst noch.
    » Also, er fängt bei uns an, und natürlich ist das Erste, worum er sich kümmert, weder die nächste Programmvorschau noch ein Marketingkonzept für die Berufsstrategie noch sonst irgendwas, nein, das Erste, was er tut: Er baggert Marlene an.«
    » Ist das die Blonde?«
    » Genau. Also. Wann immer er nicht in irgendwelchen Sitzungen ist, stiefelt er ihr hinterher, auf allen drei Beinen …«
    Ich kichere. » Gut gesagt.«
    » … und fängt an, ihr Avancen zu machen, die sie natürlich abgelehnt hat – allerdings vermutlich nicht so deutlich, wie man das einem Jan Andersen gegenüber tun sollte, wenn man will, dass eine Nachricht bei ihm ankommt.«
    » Tritt ins Schießpulversäckchen ist da, glaube ich, die einzige Sprache.«
    » Oh? Hast du damit Erfahrungen gemacht?«
    Ich schüttle den Kopf. » Hätte ich aber besser.«
    » Verstehe«, sagt Beatrice. » Marlene spricht zwar angeblich sechs Sprachen, aber diese hat sie offensichtlich nicht im Repertoire. Irgendwann hat Jan sie zu später Stunde im Lift abgefangen und versucht, sie davon zu überzeugen, ihm noch ein bisschen Gesellschaft zu leisten.«
    » Und?«
    » Na ja, er hat es eben auf seine Weise gemacht.« Sie nimmt die Hände hoch und krabbelt mit den Fingern.
    Dieses Schwein. Ich gucke angewidert.
    » So hat er auch öfter versucht, mit mir zu diskutieren, vor allem gegen Ende unserer Beziehung.«
    » Das Ende der Beziehung war das bei den beiden auch. Marlene ist nämlich straight zum Betriebsrat gelaufen und hat dort eine Beschwerde eingereicht.«
    » Bei der Mieringer? Gut so. Was kam dabei raus?«
    » Tja«, sagt Beatrice und lehnt sich zurück. » Und hier wird es interessant. Die Mieringer hat sich daraufhin noch mal Marlenes Akte geschnappt, keine Ahnung, wieso. Auf alle Fälle hat sie bei der Beschäftigung mit der Sache zufällig Marlenes Zeugnis aus Oxford in die Hand genommen, und das sah wohl irgendwie sonderbar aus – weißt ja, die Mieringer war da auch mal.«
    » Und sie hat nie aufgehört, das vor sich herzutragen, ja«, sage ich und verdrehe die Augen. Insa Mieringer ist eine der größten Wichtigtuerinnen im Verlag, gleichzeitig aber jemand, der versucht, jede Form von seriöser Arbeit zu vermeiden – womit sie absolut prädestiniert war für den Vorsitz des Betriebsrats.
    » Na, diesmal war es zu etwas gut. Sie hat es mit ihrem eigenen Zeugnis verglichen, und rate was: Das Wappen, das vorne drauf war, war gar nicht das von Oxford. Daraufhin hat die Mieringer bei irgendeinem Alumni-Beauftragten angerufen und herausgefunden, dass Marlene nicht einen Tag lang in Oxford studiert hat.«
    Trara!
    Ich muss zugeben, dass mich diese Nachricht ein klein wenig fröhlich macht. Wenn jetzt ein Karnevalsumzug vorbeikäme, ich würde glatt vorne mitlaufen.
    » Aber es kommt noch besser.«
    » Ja?« Ich kann es kaum glauben.
    » Die
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