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Liebe um Mitternacht

Liebe um Mitternacht

Titel: Liebe um Mitternacht
Autoren: Amanda Quick
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wie gepunktete Hemden und gefältelte Hosen bevorzugte.
    Grove war von Kopf bis Fuß in Schattierungen von dunklem Grau gekleidet. Sein Hemd war die einzige Ausnahme. Es strahlte leuchtend weiß. Der Kragen war in dem neuen modischen Stil zurückgeschlagen, was wesentlich bequemer zu sein schien als die übliche Art des hochstehenden Kragens. Seine Krawatte hatte er in einem lockeren Knoten gebunden, bei dem die langen Enden gerade herunterhingen.
    Kein Wunder, dass sie so große Schwierigkeiten gehabt hatte bei der Frage, wie Edmund Drake gekleidet sein sollte. Sie hatte die Absicht gehabt, ihn in die Art von grell gestreiften Hosen und bunt gemusterten Hemden zu kleiden, die sie in letzter Zeit bei einigen der Gentlemen gesehen hatte. Solch eine leuchtend bunte Kleidung war jedoch für Edmund Drake vollkommen unangebracht. Er musste eine gewisse Bedrohung ausstrahlen, eine Aura resoluter Entschlossenheit. Punkte, Streifen und Falten passten gar nicht zu ihm.
    Sie schrieb:
dunkelgrauer Rock und Hose
, ohne einen Blick auf das Papier zu werfen.
    Grove setzte sich in den Ohrensessel vor dem Kamin. »Wie ich sehe, habe ich Ihre morgendliche Korrespondenz unterbrochen. Ich entschuldige mich noch einmal dafür.«
    »Ach, das ist gar nicht nötig.« Sie lächelte ihn aufmunternd an. »Ich mache mir nur ein paar Notizen von einigen Dingen, um die ich mich später noch kümmern muss.«
    »Verstehe.«
    Groves Haar war genau richtig für Edmund Drake, überlegte sie. Es hatte einen Schimmer, der beinahe schwarz aussah, mit leisen Anzeichen von Silber an den Schläfen. Es war kurz geschnitten und eng an den Kopf gekämmt. Er hatte sich nicht der letzten Mode unterworfen, die einen Schnurrbart und einen kurzen Bart bevorzugte, doch konnte sie den Anflug eines dunklen Schattens auf den kantigen Linien seines Gesichts erkennen. Sie ahnte, dass er sich an diesem Morgen noch nicht rasiert hatte. Wie eigenartig.
    Edmund Drakes Kleidung und Frisur waren nicht die einzigen Dinge, die sie würde ändern müssen, um ihm einen geheimnisvolleren Charakter zu geben. Sie begriff sofort, dass sie sich geirrt hatte, als sie versucht hatte, ihn als gut aussehend zu beschreiben. Jetzt hatte sie begriffen, dass sein Gesicht die gleichen unheimlich asketischen Züge haben musste, die sie in Adam Graves Gesicht bemerkt hatte. In der Tat musste Drake zu einem Mann werden, der durch die heißen, reinigenden Feuer einer harten und trüben Vergangenheit geprägt worden war.
    Schnell notierte sie:
wilde Gesichtszüge.
    Von der Stelle, an der Adam Grove saß, konnte er ganz unmöglich über den kunstvoll geschnitzten Rücken ihres Rokoko-Schreibtisches erkennen, was sie geschrieben hatte, doch sie fühlte, dass er sie beobachtete. Sie hielt inne und sah mit einem strahlenden Lächeln auf.
    Und sofort erstarrte sie, als sie die Ungeduld und die kalte Intelligenz in seinem Blick erkannte, die seine Augen ganz dunkelgrün erscheinen ließen.
    Sehr sorgfältig und ohne auf das Papier zu blicken notierte sie:
Augen wie Smaragde. Glühen im Dunkeln ?
    »Noch mehr Notizen, Mrs. Fordyce?« Er verzog den Mund auf eine Art, die jeden Anflug von Höflichkeit vermissen ließ.
    »Ja. Ich entschuldige mich.« Schnell legte sie den Stift beiseite.
    Jetzt, wo er mehr im Licht saß, konnte sie die tiefen Linien der Erschöpfung um seinen Mund und seine Augen herum erkennen. Der Tag hatte gerade erst begonnen. Was konnte für diese unterschwellige Art der Erschöpfung verantwortlich sein?
    »Hätten Sie gern eine Tasse Tee?«, fragte sie leise.
    Er schien von ihrem Angebot überrascht zu sein. »Nein, danke. So lange werde ich nicht bleiben.«
    »Verstehe. Vielleicht sollten Sie mir genau sagen, weshalb Sie hierher gekommen sind, Sir.«
    »Sehr wohl.« Er hielt einen Augenblick inne und versicherte sich, dass er ihre vollkommene Aufmerksamkeit genoss. »Ich glaube, Sie kennen eine Frau mit dem Namen Elizabeth Delmont?«
    Einen Augenblick lang war ihr Kopf ganz leer. Doch dann weckte der Name eine Erinnerung.
    »Sie meinen das Medium in der Hamsey Street?«, fragte sie.
    »Jawohl.«
    Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Von allen Themen, die er hätte anschneiden können, hatte sie dieses am wenigsten erwartet. Und auch wenn es im Augenblick schien, als sei das ganze Land gefangen in einer ungeheuren Faszination aus Seancen, Medien und Untersuchungen über übersinnliche Kräfte, so konnte sie sich dennoch nicht vorstellen, warum ein Gentleman wie Adam Grove sich
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