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Liebe sucht sich einen Weg

Liebe sucht sich einen Weg

Titel: Liebe sucht sich einen Weg
Autoren: Mara Trevek
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mir zu langweilig!“
    „Das ist überhaupt nicht langweilig!“, widersprach Julius. „Du kannst dabei Musik hören, fernsehen ...“
    Sie brauchte gar nichts zu sagen. Der vernichtende Blick, den sie ihm zuwarf, genügte. Er begriff: So kam er nicht weiter. „Außerdem haben wir Aerobic-Kurse“, setzte er hinzu. „Die werden sehr gut angenommen.“
    „Unter Tanzen stelle ich mir was anderes vor.“
    Für den Bruchteil eines Augenblicks tauchte ein Bild vor seinem geistigen Auge auf: Er und Anna, eng aneinandergeschmiegt, zu langsamer Musik tanzend ... Und schon war es wieder weg. „Du bist eigensinnig, halsstarrig und unbelehrbar“, stellte er kopfschüttelnd fest.
    „Das betrachte ich als Kompliment“, erwiderte sie. „Ich habe eben meinen eigenen Kopf, und das ist gut so.“
    „Kopf, sagst du? Einen Dickkopf hast du ...“
    Und so ging es weiter, hin und her, hauptsächlich , weil es Spaß machte. Aber sie hatten sich auch ernsthaft unterhalten. Anna erzählte ihm von Patienten, deren Schicksal sie berührte. Zum Beispiel von dem jungen Mann, der fest geglaubt hatte, seinen Lymphknotenkrebs besiegt zu haben, bis die Krankheit wieder ausbrach. Oder der alten Frau, die so hinfällig geworden war, dass sie ihre Wohnung verlassen musste, in der sie länger als ein halbes Jahrhundert gelebt hatte, um in ein Altenheim zu gehen.
    Anna nahm großen Anteil, und er bewunderte und bedauerte sie gleichermaßen dafür. Er war froh, dass er in seinem Beruf kaum mit Leid konfrontiert wurde. Eher mit Ärger. Mit Kunden, die trotz Vertrag ihren Monatsbeitrag nicht bezahlen wollten, weil sie wochenlang nicht zum Training gekommen waren. „Wofür wollen Sie Geld?“, hatte ihn ein Mann am Telefon angeschnauzt. „Ich habe Ihre Geräte doch gar nicht abgenutzt.“ Oder da war die dicke Kundin, die sich wahrscheinlich den ganzen Tag mit Schokolade vollstopfte und ihn dann mit Vorwürfen überhäufte, weil sie trotz des Trainings nichts abnahm.
    Anna lachte herzlich. „In einem Punkt hat die Frau allerdings Recht“, sagte sie. „Eine ideale Möglichkeit zum Abnehmen ist die Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio nicht. Da gibt es weitaus wirksamere Methoden. Wobei wir wieder beim Thema wären ...“
    So hatten sie sich gegenseitig aufgezogen, diskutiert und auch die eine oder andere Meinungsverschiedenheit gehabt. Nur eins hatten sie nie getan: geflirtet. Eigentlich merkwürdig, fand Julius jetzt. So abwegig wäre das gar nicht gewesen. Aber wozu noch länger darüber nachdenken? Seit kurzem war er mit Friederike liiert, die er im Fitnessstudio kennengelernt hatte. Wer weiß, ob Anna nicht auch jemanden hatte. Wahrscheinlich – immerhin sah sie alles andere als hässlich aus. Und jetzt, wo sie diesen unmöglichen kleinen Köter hatte, war sowieso alles zu spät. Kein Wort konnten sie mehr in Ruhe wechseln. Und wenn sie es doch taten, stritten sie sich.
    Er schaute auf die Uhr. Jetzt wurde es aber Zeit. Er hatte seinem Mitarbeiter versprochen, ihn um drei Uhr abzulösen. Er sprang auf. „Komm, Bero!“
    Etwas schwerfällig erhob sich der alte Hund und folgte ihm.
    ***
    Als Julius abends auf dem Heimweg war, ertappte er sich dabei, dass er nach Anna Ausschau hielt. Leider vergeblich. Seit dem Drama sahen sie sich nur noch selten.
    Die Probleme fingen an, als Anna sich den Hund anschaffte. Er erinnerte sich noch genau daran, wie sie über ihre Pläne sprach. Damals riet er ihr zu. „Ein Hund ist ein echter Gefährte“, sagte er. „Ich kann mir mein Leben ohne Bero nicht mehr vorstellen.“
    „Ich habe einen süßen Welpen auf der Internetseite der Mallorca-Tierhilfe entdeckt“, berichtete sie eines Tages. „Einen Mischling. Keine Ahnung, was alles drinsteckt.“
    „Klein? Ich hoffe, es ist ein richtiger Hund und keine Ratte auf vier Beinen?“, hatte er sich besorgt erkundigt. „Für mich muss ein richtiger Hund eine gewisse Größe haben.“
    „Keine Angst. Man sieht auf den ersten Blick, dass es ein Hund ist“, beruhigte sie ihn.
    Sie schaute sich den Hund bei der Pflegefamilie an und erzählte Julius später, dass sie sich Hals über Kopf in den Kleinen verliebt hatte. Und er sich offenbar auch in sie. Er war auf sie zugestürzt und hatte ihr sofort ausgiebig die Hand abgeschleckt. „Er hat die niedlichsten schwarzen Knopfaugen der Welt!“, schwärmte sie. Und als der Welpe dann auch noch auf ihren Schoß sprang und sich zu einem Nickerchen zurechtkuschelte, war es vollends um sie geschehen.
    In diesem
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