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Liebe sucht sich einen Weg

Liebe sucht sich einen Weg

Titel: Liebe sucht sich einen Weg
Autoren: Mara Trevek
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heraufkam. „Ich habe mit einer Kollegin getauscht!“, rief sie fröhlich und wie üblich mit viel zu lauter Stimme. „Wir haben das ganze Wochenende.“ Sie drängte sich an ihm vorbei in den Flur. Julius sah, dass sie ihre kleine Reisetasche mitgebracht hatte. Offensichtlich plante sie, zwei Tage bei ihm zu bleiben. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er nicht die geringste Lust hatte, so viel Zeit mit ihr zu verbringen. Aber wie konnte er sie loswerden, ohne sie zu verletzen?
    Bero, der mit ihm zur Tür gegangen war, trollte sich davon. Er mochte Friederike nicht besonders, und sie ihn auch nicht. „So ein Tier macht doch ziemlich viel Schmutz“, sagte sie oft. „Und diese ekligen Hundehaare überall! Pfui Teufel!“ Bero hatte schnell begriffen, dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollte. „Weg! Hau ab!“, hatte sie am Anfang geradezu hysterisch geschrien, wenn er sie begrüßte. „Widerlich, diese nasse Schnauze! Wehe, der leckt an mir!“ Ganz anders als Anna, die so sehr an ihrem Hund hing und vor dem Streit auch mit Bero immer liebevoll umgegangen war.
    „Warum machst du solch ein mürrisches Gesicht?“, erkundigte sich Friederike. „Bist du schlecht gelaunt?“
    „Nein“, behauptete Julius, „aber mir geht es nicht gut. Ich glaube, ich habe etwas in den Knochen. Eine Erkältung oder eine Grippe. Eigentlich wollte ich mich gerade ins Bett legen.“
    „Na, dann tu das doch! Ich pflege dich gesund. Und bestimmt finde ich eine Methode, die rasche Besserung bringt.“ Sie zwinkerte ihm zu.
    Nein, nur das nicht! Das wollte Julius auf keinen Fall! „Ich möchte lieber allein sein“, sagte er. Ihrem Gesicht sah er an, dass sie gekränkt war. „Schlafen hilft bekanntlich in solchen Fällen am allerbesten“, fügte er deshalb hastig hinzu.
    „Bitte sehr. Wie du willst.“ Ihr Tonfall verriet, dass sie beleidigt war. „Wenn ich das gewusst hätte“, fügte sie noch hinzu, „dann hätte ich auch arbeiten gehen können. Gute Besserung.“ Mit einem lauten Knall flog die Tür hinter ihr zu.
    Julius tat es zwar leid, dass er sie verärgert hatte, andererseits war er heilfroh, dass wieder Ruhe in seine Wohnung einkehrte. Er goss sich ein Glas Wein ein und setzte sich auf den Balkon. Es war eine Nacht wie in einem kitschigen Liebesfilm: mit einem lauen Wind, unzähligen Sternen am Himmel und einer hellgolden leuchtenden Mondsichel. Nur die Geliebte an seiner Seite fehlte: Anna ...
    Julius begriff nicht, wieso er nicht schon viel früher gemerkt hatte, dass er bis über beide Ohren in sie verlie bt war. Weil er sie regelmäßig getroffen hatte und es ihm deshalb nie in den Sinn gekommen war, dass er sie aus den Augen verlieren könnte? Weil nach ihrem Streit Zorn und Entrüstung seine wahren Gefühle übertüncht hatten?
    Und noch etwas wurde ihm klar, als er allein auf seinem Balkon saß und in die Dunkelheit starrte: Von Friederike musste er sich trennen.
    ***
    In dieser Nacht schlief Julius wenig, und am Samstagmorgen erledigte er zunächst das Unangenehme: Er fuhr zu Friederike.
    Sie war verwundert und auch erfreut, ihn zu sehen. „Wie schön, dass es dir besser geht!“, rief sie aufgekratzt und zog ihn in die Wohnung. „Komm mit in die Küche! Setz dich! Lass uns überlegen, was wir heute unternehmen können. Vielleicht zum Badesee fahren. Es ist so schönes Wetter. Aber ohne den Köter! Willst du einen Kaffee?“
    „Nein, danke.“ Julius schwirrte der Kopf. Er räusperte sich. „Hör zu, Friederike, ich muss mit dir reden.“
    Das Lächeln schwand aus ihrem Gesicht, ein misstrauischer Ausdruck trat in ihre Augen.
    Julius rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. „Ich habe nachgedacht“, begann er.
    Friederike schien wohl etwas zu ahnen und versuchte zu scherzen. „Na so was!“, rief sie, als hätte Julius soeben etwas Unerhörtes gesagt.
    „ Sicher bist du auch der Meinung, dass wir nicht besonders gut zusammenpassen“, fuhr er fort.
    Sie antwortete nicht, sondern nahm einen Schluck Kaffee und fixierte ihn mit starrem Blick über den Rand ihrer Tasse hinweg. Er kam sich vor wie ein Kaninchen, das gleich von einer Schlange verschlungen werden würde. Dennoch setzte er hinzu: „Wir hatten eine schöne Zeit miteinander, besonders am Anfang. Aber wir sind zu verschieden. Es wäre wirklich besser, wenn wir uns trennen würden, findest du nicht?“
    Mit einem lauten Klirren setzte Friederike ihre Kaffeetasse ab.
    „Es hätte für uns beide Vorteile“, ratterte Julius weiter.
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