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Liebe sucht sich einen Weg

Liebe sucht sich einen Weg

Titel: Liebe sucht sich einen Weg
Autoren: Mara Trevek
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willst, beteilige ich mich an den Tierarztkosten ...“
    Ein verächtlicher Blick traf ihn. „Als ob es mir darum ginge! Bleib mir in Zukunft vom Hals mit deiner gefährlichen Bestie. Das ist alles, was ich von dir verlange.“
    Noch ein weiteres Wort von ihr, und er würde anfangen zu schreien! „Weißt du was? Du kannst mich mal!“, stieß er heiser vor Wut hervor.
    „Du mich auch!“
    In entgegengesetzten Richtungen eilten sie davon.
    Julius ärgerte sich maßlos über Anna, trotzdem glaubte er zu jenem Zeitpunkt noch an eine Versöhnung, irgendwann, wenn sich die Wogen wieder geglättet hatten.
    Aber bei ihrem bisher letzten Gespräch, fünf Tage später, ging Anna entschieden zu weit. Was sie da sagte, hätte er ihr nie zugetraut. Und das würde er ihr auch so schnell nicht vergessen.
    Spike war wieder ganz gesund und tollte um Anna herum. Als sie ihn und Bero erblickte, rief sie ihren Hund zu sich, und der gehorchte sofort.
    „Super!“, rief Julius. „Gehst du inzwischen zur Hundeschule?“
    „Ob du es glaubst oder nicht, ich schaffe es auch allein, meinem Hund Manieren beizubringen – ganz im Gegensatz zu dir.“
    Julius wollte protestieren, doch es passte gerade nicht, denn genau in diesem Moment benahm Bero sich ausgesprochen schlecht. Er zerrte an der Leine und stieg auf die Hinterbeine. Genauso wie Spike.
    „ Das Biest ist wirklich gemeingefährlich!“, schrie Anna.
    „ Du spinnst! Wer so wenig Ahnung hat von Hunden hat wie du, sollte sich keinen anschaffen.“
    „Und wer so ein bissiges Vieh hat wie du, sollte es schnellstens einschläfern lassen!“
    Es schien, als wäre Anna selbst erschrocken über das, was sie da gesagt hatte. Zumindest riss sie die Augen auf und klappte den Mund zu.
    „Du ... du bist ja ein Unmensch“, stieß er fassungslos hervor.
    Anna presste die Lippen aufeinander und blickte ihn trotzig von unten an. Kurz war es ganz still zwischen ihnen. Sogar die Hunde hörten auf zu kläffen. Und dann, ohne weiteres Wort, drehte er sich um und ließ sie stehen.
    ***
    Seitdem waren sie sich aus dem Weg gegangen, hatten ihre Hunde zu unterschiedlichen Zeiten und an verschiedenen Orten ausgeführt.
    Nur selten erhaschte Julius von Weitem einen Blick auf Anna und Spike.
    Und dann kam der Tag, an dem ihm etwas auffiel: Sie war schon länger nicht mehr aufgetaucht. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er sie zuletzt gesehen hatte. Fast gegen seinen Willen begann er, sich Gedanken zu machen. War sie umgezogen? Oder womöglich ernsthaft krank?
    Es war ein angenehm warmer Tag Anfang Mai, als Julius abends auf dem Weg nach Hause beschloss, mit Bero einen längeren Spaziergang durch die Kleingärten zu machen. „Komm, Alter“, sagte er zu dem Schäferhund. „Ein bisschen Bewegung an der frischen Luft wird auch dir guttun.“
    Bero schien nicht begeistert, als sein Herrchen ins Gartengelände abbog, statt weiter geradeaus in Richtung Heimat zu gehen. Er war müde geworden in der letzten Zeit; die zwölf Jahre, die er auf dem Buckel hatte, begannen sich bemerkbar zu machen. „Lange wird er nicht mehr bei mir sein“, schoss es Julius durch den Kopf, doch er verdrängte diesen herzzerreißenden Gedanken schnell wieder. Es war Frühling, überall um ihn herum erwachte die Natur zu neuem Leben – wirklich kein Tag, um ans Sterben zu denken!
    Während er noch gegen die Melancholie ankämpfte, die von ihm Besitz zu ergreifen drohte, sah er sie. Leichtfüßig kam sie ihm entgegen, mit ihrem Hund, der kreuz und quer über die Rasenflächen beiderseits des Weges jagte – ein Ausbund an Energie und Lebensfreude. Bero stellte die Ohren auf und lief ein bisschen schneller. Julius fasste ihn am Halsband.
    Jetzt hatte Anna ihn auch entdeckt, rief Spike zu sich und nahm ihn an die Leine.
    „Hi, Anna“, sagte Julius, als ob nichts wäre.
    Sie antwortete nicht. Vielleicht hatte sie seinen Gruß nicht gehört , weil sie zu sehr damit beschäftigt war, Spike im Zaum zu halten.
    Er wollte fragen, wie es ihr ging und wo sie so lange gewesen war. Keine Cha nce, die Hunde bellten wie wild. Bero schien für einen Augenblick wieder der Alte.
    „Bero!“, schimpfte er.
    „Spike!“, schimpfte Anna im gleichen Atemzug.
    Sie warfen sich einen Blick zu und liefen weiter. Dennoch hatte die Zeit für Julius gereicht, um festzustellen, dass Anna noch hübscher war, als er sie in Erinnerung hatte. Ihr Haar schimmerte wie Kupfer in der Abendsonne, ihre Augen ließen ihn unwillkürlich an die Adria denken.
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