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Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Titel: Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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so lange um Mrs. Walsh kümmern? Sprich sie einfach auf ihre Zwillingstöchter an. Und die Kundin, die um halb zwölf kommt, ist kleinwüchsig, also was immer du auch tust, vermeide das Wort Liliputaner. Und versuch, darauf zu achten, dass die Jungs sie nicht wieder mit dem Handy fotografieren wie beim letzten Mal. Kannst du außerdem den Eigentümer von der Shirland Road anrufen und dich erkundigen, wie hoch seine Preisvorstellung ist? Ich werde versuchen, von Bob direkt ein Angebot einzuholen.«
    Wendy ist in ihrem leistungsfähigen Office-Manager-Modus und nickt kurz, während ich von meinem Schreibtisch aufstehe.
    »Gute Arbeit.« Es ist John Posh Boy Dingsbums. Geht es noch herablassender? »Grace? Das ist doch Ihr Name?«
    »Ja.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    Ich nicke.
    »Obwohl … Sind wir uns nicht schon einmal begegnet?«
    Ich zucke mit den Achseln. Von mir erfährt er nichts.
    »Grace ist ein reizender Name.«
    »Danke«, sage ich.
    »Meine Mutter heißt auch so.«
    Ich erwidere nichts und mache mich auf den Weg zur Tür, wobei ich aber an meiner Schreibtischecke hängen bleibe.
    »Au, verdammt!«, fluche ich laut.
    Posh Boy lacht. Der Name Grace verfolgt mich seit meiner Kindheit. Trotzdem gelingt es mir, aus dem Büro zu stolzieren. Maklerin des Jahres, denke ich, während ich meinen geprellten Oberschenkel reibe, das klingt gut. Er wird mir das nicht auch noch wegschnappen.

6
    Zu Beginn meiner Karriere als Immobilienmaklerin hat Schleimi mir einen alten Karteikasten in die Hand gedrückt mit der Anweisung, mich durchzufressen. Auf jeder Karte standen ein Name und eine Telefonnummer. Manchmal war auch eine Bemerkung danebengekritzelt, die wertvolle Informationen enthielt wie zum Beispiel »max. 500.000« oder »Kunde ist ein Wichser«. Gleich am ersten Tag habe ich alle Nummern aus dem Karteikasten durchtelefoniert, um herauszufinden, ob das jeweilige Immobiliengesuch noch aktuell war. Die meisten Karteileichen waren Jahre zuvor fündig geworden oder gingen nicht ran. Von insgesamt zweihundert blieben am Schluss nur zwei übrig, die meine Hilfe brauchten.
    Allerdings gab es eine Karte, die mich faszinierte. Darauf stand in Großbuchstaben der Name »Robin Duster«, darunter Handynummer und Adresse. Das Faszinierende daran war, dass jemand mit Kugelschreiber einen Rand aus Sternchen auf die Karte gemalt hatte. Gut, die Kritzelei konnte darauf zurückzuführen sein, dass Robin Duster meinen Vorgänger zu Tode gelangweilt hat, aber mal im Ernst, wenn langweilige Telefonate Immobilienmakler zu Kritzeleien veranlassen würden, wäre das ganze Büro voller Graffiti. Die Miss Marple in mir kam zu dem Schluss, dass Robin Duster sich seine Sterne verdient hatte, also machte ich mich daran, ihn aufzuspüren.
    Drei Wochen lang versuchte ich dreimal täglich, ihn unter seiner Handynummer zu erreichen, aber er ging nie ran, man konnte auch nicht auf die Mailbox sprechen. Gleich am Montag in der vierten Woche verließ ich das Büro und fuhr zu der Adresse, die auf der Karte angegeben war. Ich hielt vor einem flachen Gewerbebau ohne Eingang. In mir wuchs der Verdacht, dass die Sternchen ein Symbol waren für die Vermutung meines Vorgängers, dass es sich bei Robin Duster um einen Serienkiller handelte, also schickte ich Danny eine SMS :
    Hey, schöner Mann, bin gerade bei einem Kunden. Falls du nichts mehr von mir hörst, hier die Adresse.
    Er antwortete umgehend:
    Babe, ich wünschte, du würdest diesen Job an den Nagel hängen. Warum versuchst du es nicht als Sängerin?
    Ich stieg aus dem Wagen und ging langsam um das Grundstück herum, wo ich ein Tor entdeckte, das mithilfe eines Zementsacks offen gehalten wurde, und einen jungen Mann mit nacktem Oberkörper, der einen Transporter belud.
    »Was macht denn ein nettes Mädchen wie Sie an so einem Ort?«, begrüßte er mich.
    »Sind Sie Robin Duster?«
    »Nee, leider nicht«, antwortete er und zeigte auf das offene Tor. »Der ist drinnen.«
    »Danke.«
    »Sie können sich gern revanchieren.« Er zwinkerte mir zu.
    Ich überließ diese Aufgabe Wendy, die sie drei Jahre später in einem von Bobs Musterbädern souverän erledigte.
    Durch das Tor gelangte man in den Innenhof, in dem sich Ziegelsteine, Bretter und Männerabfall türmten – ungespülte Tassen, leere Coladosen und zerfledderte Zeitungen mit nackten Brüsten auf dem Cover –, und am anderen Ende sah ich ein halb heruntergezogenes Gitter, das in ein Ziegelsteingebäude führte. Ich hörte von innen
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