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Liebe kommt auf sanften Pfoten

Liebe kommt auf sanften Pfoten

Titel: Liebe kommt auf sanften Pfoten
Autoren: Dillon Lucy
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es schön ruhig hier. Aber was habt ihr mit Deidre gemacht?«, scherzte sie. »Habt ihr sie im Schrank mit dem Büromaterial versteckt? Ich hoffe, sie ist nicht wegen mir ins Hauptbüro verbannt worden?«
    Douglas’ onkelhafte Miene erstarrte. »Nein. Weißt du das denn nicht? Deidre hat uns verlassen.«
    »Ach, tatsächlich?«
    Louises Überraschung schien wiederum ihn zu überraschen. »Na ja, genau genommen musste sie uns verlassen. Wie sich herausstellte, hatte sie die Spesen für einen der Oberstaatsanwälte gefälscht. Das ist rausgekommen, als uns die Innenrevision eingehend unter die Lupe genommen hat.«
    Louise schämte sich. Sie hatte Douglas versichert, stets ein Auge auf alle Nachrichten aus dem Büro zu haben. Was sie auch getan hatte, zumindest irgendwie. Sie hatte die Lokalzeitung durchgeblättert, wenn sie einmal zwei Minuten Zeit für sich selbst hatte. »Ich hatte mitbekommen, dass es Rationalisierungsmaßnahmen gegeben hat, aber das muss ich wirklich verpasst haben …«
    »Ja, hinsichtlich der Budgetkürzungen sind wir leider gezwungen, ein strenges Regiment zu führen. Unnötige Ausgaben können wir uns nicht mehr leisten.« Douglas schenkte ihr ein Lächeln, das jedoch irgendwie aufgesetzt wirkte. Louise vermutete daher, dass auch seine ausgedehnten Mittagessen dem Rotstift zum Opfer gefallen waren. »Aber wie dem auch sei – Tanya hat ihre Aufgabe übernommen, also sieh dich vor. Um halb zehn haben wir vor dem Beginn der Gerichtsverhandlungen eine gemeinsame Teambesprechung. Wenn du dich dann auf den Weg zum Besprechungsraum machst, frage ich einen der IT-Jungs, ob sie dir in der Zwischenzeit deinen Computer anschließen. Dann werde ich dir auch alle Mitarbeiter vorstellen.«
    »Prima«, erwiderte Louise.
    Nachdem er fort war – und »Hey, hey, Jim! Ist deine Uhr stehen geblieben oder was?« quer durchs Büro brüllte –, holte sie ein gerahmtes Foto von Toby in seinem Löwenkostüm aus ihrem Aktenkoffer und stellte es vor sich auf dem Schreibtisch auf. Darauf sah er aus wie ein ernstes Lämmchen im Löwenfell: absolut hinreißend.
    Sie zögerte und erinnerte sich daran, wie mitleidlos sie sich stets über Kolleginnen lustig gemacht hatte, die ihre Familienfotos wie gefühlsduselige Trophäen zur Schau gestellt hatten – als »Beweis dafür, dass sie eine menschliche Seite hatten«, wie sie oft in der Büroküche gelästert hatte. Ob die anderen wohl nun das Gleiche von ihr behaupten würden?
    Sie machte sich auf, den Bilderrahmen neben dem Aktenschrank zu verstecken, doch dann hielt sie inne und stellte ihn wieder neben dem Computer auf, wo sie ihn jederzeit im Blick hatte. Toby war der Grund, warum sie jetzt hier war. Er sollte es einmal gut haben; das war der einzige Grund, warum sie ihn nun zu Hause bei seiner Oma ließ.
    Louise schloss für einen Moment die Augen und stieß ein kurzes Gebet aus. Hilf mir, wieder zu meinem alten Ich zurückzufinden, betete sie, damit ich Toby die Mutter sein kann, die er verdient, und Peter die Frau wiederbekommt, die er geheiratet hat.
    Mit Ausnahme des Scharrens und Gurrens der Tauben draußen war alles um sie herum still. Was Louise aber nicht groß überraschte. Nach Bens schrecklichem, unfairem Tod glaubte sie nicht mehr daran, dass man noch von irgendwo anders her eine Antwort bekommen würde als aus dem eigenen Unterbewusstsein. Das Problem bei der Sache war nur, dass ihre eigene innere Stimme, die früher so beruhigend entschlossen erklungen war, in letzter Zeit sehr leise geworden war.
    Ich habe den ersten Schritt gemacht, ermutigte sie sich. Hier bin ich.
    Dann holte sie tief Luft, nahm den ersten Aktenordner vom Stapel – ein schon lange schwelender Nachbarschaftskrieg, an die Namen der Beteiligten konnte sie sich sogar vom letzten Mal noch erinnern – und brachte ihren gut ausgebildeten Juristenverstand auf Hochtouren.
    Als Louise an diesem Tag ihren ersten offiziellen Anruf tätigte, nahm auch Juliet am anderen Ende der Stadt den Telefonhörer in die Hand, nachdem es gleich vier Mal geklingelt hatte und Juliet bei der BBC-Reihe »Escape to the Country« gestört worden war.
    »Tut mir leid, Liebes«, entschuldigte sich Diane, als sei Juliet gleich beim ersten Anruf an den Apparat gegangen. »Aber ich habe mich nur gefragt – wie denn Cocos Häufchen war?«
    »Wie bitte?« Juliet drehte dem Pärchen im Fernsehen, das sich entscheiden musste, ob es ein Haus in St. Leonard’s, in Brighton oder doch lieber in Southampton kaufen wollte, den
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