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Liebe klopft nicht an

Liebe klopft nicht an

Titel: Liebe klopft nicht an
Autoren: Petra Roeder
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Laufend fügte sie sich seinem Willen und immer wurde nur das gemacht, worauf er Lust hatte.
    Genau wie beim Sex. Dylan war der stürmische Liebhaber mit einer nicht zu verleugnenden Ader zum Perversen, wogegen Amy sich nach mehr Zärtlichkeit und Romantik sehnte.
    Ihre Gedanken wanderten ein Jahr zurück, als sie Dylan kennengelernt hatte. Es war an einem Samstagabend gewesen, als sie mit Freunden in einem der unzähligen Londoner Clubs gefeiert hatte. Amy war nach draußen gegangen, um etwas frische Luft zu schnappen und da hatte sie ihn erblickt.
    Wie gebannt hatte sie ihn beobachtet, während er sich den Helm abgenommen und von seiner Harley gestiegen war.
    Dylan hatte sie sofort in seinen Bann gezogen. Er sah geheimnisvoll und extrem gefährlich aus, mit seiner schwarzen Hose, den Bikerstiefeln und der braunen Lederjacke, die seine breiten Schultern betonte. Nachdem er das Motorrad abgestellt hatte, sah er ruckartig auf und ihre Blicke hatten sich getroffen. Genau in diesem Augenblick war es um Amy geschehen.
    Noch am selben Abend hatte sie mit ihm geschlafen. Seither waren sie zusammen und das, obwohl Dylan so gar nicht dem entsprach, was Amy von einem Mann erwartete.
    Er arbeitete nicht und hielt sich mit zweifelhaften Gelegenheitsjobs über Wasser. Angeblich handelte es sich dabei um Kurierdienste, doch Amy wollte gar nicht wissen, was sich in den Päckchen befand, die er hin und wieder auslieferte. Sie hatte auch niemals gefragt. Dylan faszinierte sie, doch er hatte auch eine ganz eigene Art, sie einzuschüchtern. Dazu musste er nichts sagen, ein Blick von ihm genügte.
    Wenn das Geld bei Dylan knapp war, was häufig der Fall war, dann war es für ihn ganz selbstverständlich, dass Amy für die anfallenden Rechnungen aufkam.
    Anfangs hatte sie diese Ausgaben noch mit ihrer Kreditkarte kompensieren und sich somit einen Aufschub verschaffen können, bis eines Tages die Verkäuferin im Supermarkt Amy bedauernd ansah und ihr erklärte, dass ihre Kreditkarte nicht akzeptiert wurde. Das war wohl mit Abstand der peinlichste Moment in Amys Leben gewesen. Mit feuerrotem Gesicht hatte sie kehrtgemacht und alle Lebensmittel wieder zurück ins Regal gestellt, während sie Dylan im Geiste verfluchte.
    Dabei hatte sie sich immer einen Freund gewünscht, der mit beiden Beinen im Leben stand und der imstande war, irgendwann einmal eine Familie zu ernähren.
    Je länger sie über all das nachdachte, desto ungläubiger schüttelte sie den Kopf. Wie blöd war sie eigentlich gewesen?
    Amy quälte sich aus ihrem Sessel, ging zum Sideboard und nahm das Bild in die Hand, das sie die letzten Minuten angestarrt hatte.
    Eine tiefe Falte bildete sich auf ihrer Stirn, als sie es genauer betrachtete.
    Jessica hatte vollkommen recht, sie hatte sich verändert und das nicht zum Guten. Seit sie mit Dylan zusammen war, drehte sich ihr ganzes Leben nur noch um ihn. Er nutzte sie nur aus. Er kam und ging, wann es ihm passte und er gab ihr Geld schneller aus, als sie es verdienen konnte.
    Das Schlimmste jedoch war, dass Amy sich dessen bewusst war und es einfach geschehen ließ.
    Amy arbeitete fünf Tage die Woche in einem kleinen Londoner Friseursalon und hatte sich mittlerweile einen nicht unbeachtlichen Kundenstamm aufgebaut. Sie war immer mit ihrem Lohn und dem Trinkgeld, das sie als Friseurin im Mystery verdiente, gut zurechtgekommen, aber das war schon lange nicht mehr der Fall. Schon einige Male hatte sie ihren Chef um einen Vorschuss bitten müssen, weil Dylan wieder einmal diverse Wetten platziert und verloren hatte.
    Früher hatte sie nur selten Geld von ihrem Konto abgehoben, da ihr Trinkgeld vollkommen ausreichend war, um das, was sie im Alltag benötigte, zu bezahlen. Doch seit Dylan in ihr Leben getreten war, hatte sich das geändert.
    Schon kurz, nachdem sie sich kennengelernt hatten, war Amy aufgefallen, dass ihr Trinkgeld, das sie in einem großen Glas in der Küche aufbewahrte, rapide weniger wurde.
    Anfangs schob sie diese Tatsache auf ihre eigene Schussligkeit und redete sich ein, dass sie das Geld selbst ausgegeben hatte und sich nur nicht mehr daran erinnerte. Doch irgendwann hatte er in ihrer Gegenwart einfach in das Glas gegriffen und sich dreist ein Bündel Scheine in die Tasche gesteckt.
    Als sie ihn zur Rede stellte, hatte er nur gegrinst und erklärt, dass man in einer Beziehung alles teilte, und Amy war wieder einmal nicht imstande gewesen, ihm nicht zu widersprechen. Warum eigentlich nicht? Das war doch sonst
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