Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe kennt keine Gefahren

Liebe kennt keine Gefahren

Titel: Liebe kennt keine Gefahren
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
Laternenanzünder hatte die Straßenlampen angezündet; so konnte Alex die Soldaten sehen, die sich draußen herumtrieben. Sie waren in den Häusern von Bürgern einquartiert und kamen und gingen, wann es ihnen paßte. Ein rauhes Gelächter brandete irgendwo in der Nähe auf, und er hörte das Bersten von Glas.
    Diese Männer hatten offenbar nichts zu befurchten. Sie genossen den Schutz des Königs von England, und wenn sich ihnen jemand widersetzte, wie Alex das heute getan hatte, hatten sie das Recht, diese Person aufzuhängen. Sie waren Engländer, und die Amerikaner waren ebenfalls Engländer, allerdings mit dem Unterschied, daß man letztere als Wilde und Ignoranten betrachtete, die gemaßregelt werden mußten. Als Alex sich zornig vom Fenster abwandte, fiel sein Blick auf einen von Nicks halbleeren Koffern. — Dort lag ein schwarzes Hemd, das über dem Kofferrand hing.
    Und wenn nun jemand den Terror, den sie hier ausübten, in gleicher Münze zurückgab? überlegte Alex. Was geschah, wenn ein Mann, ganz in Schwarz gekleidet, aus dem Schatten der Nacht hervortrat und diese arroganten Soldaten wissen ließ, daß sie die Kolonisten nicht ohne Furcht vor Strafe mißhandeln konnten?
    Er kramte in Nicks Koffer, bis er ein paar schwarze Trikothosen fand.
    »Darf ich fragen, was du da tust? « erkundigte sich Nick von der Tür her. »Wenn es meine Juwelen sind, die du suchst, darf ich dir versichern, daß sie sicher aufgehoben sind. «
    »Sei still, Nick. Hilf mir lieber suchen. Ich brauche ein schwarzes Tuch. «
    Nick kam ins Zimmer und legte Alex eine Hand auf den Arm. »Ich möchte erst wissen, was du vorhast. «
    »Mir ist gerade der Gedanke gekommen, wie ich diesen Engländern einen Denkzettel verpassen könnte. Vielleicht in der Gestalt eines Nachtgespenstes. «
    »Ah — ja, ich beginne dich zu verstehen«, sagte Nick mit leuchtenden Augen. Dieser Einfall war so ganz nach dem Geschmack einer russischen Seele. »Habe ich dir eigentlich schon von meinem Vetter erzählt, der mit seinem Pferd die Treppe unserer Datscha hinunterritt? Das Pferd brach sich natürlich beide Vorderbeine, aber es war ein herrlicher Augenblick. «
    Alex blickte von dem Hemd hoch, das er gerade anprobieren wollte. »Und was passierte mit deinem Vetter? «
    »Er starb. Die Guten sterben alle jung. Beim nächsten Mal war er betrunken und beschloß, mit seinem Pferd durch ein Fenster im ersten Stock zu reiten. Das kostete beiden das Leben. Er war ein guter Mann. «
    Alex behielt seine Meinung über Nicks Vetter für sich, während er sich die schwarze Strumpfhose anzog. Nick war kleiner und kompakter gebaut als er, doch Alex hatte durch das jahrelange Kämpfen um sein Gleichgewicht auf schwankenden Schiffsplanken so kräftige Beinmuskeln bekommen, daß ihm die Hose wie eine zweite Haut auf dem Leib saß. Das weitärmelige Hemd, das an der Brust etwas spannte, bauschte sich über seinen Hüften.
    »Dazu diese! « sagte Nick und hielt ein Paar kniehohe schwarze Stiefel in die Höhe. »Und da hast du auch noch eine Gesichtsmaske! « Er warf Alex ein schwarzes Tuch zu und öffnete die Tür. »Bringt mir eine schwarze Feder! « brüllte er in den Gang hinaus.
    »Du mußt es ja nicht gleich jedem auf die Nase binden«, meinte Alex, während er sich die Stiefel über die Waden zog. Nick erwiderte achselzuckend: »Außer meinem Vetter und dessen Frau ist niemand im Haus. «
    »Und das Personal, das er beschäftigt? «
    »Das zählt doch nicht«, gab Nick zurück und blickte hoch, als ein Diener mit einer großen, schwarz gefärbten Straußenfeder ins Zimmer kam.
    »Von der Frau Gräfin mit den besten Empfehlungen«, sagte er, ehe er sich wieder zurückzog.
    Binnen Minuten hatte Nick seinen Freund vermummt. Er schnitt Augenlöcher in das schwarze Tuch, band es Alex vor das Gesicht und stülpte ihm dann einen schwarzen Dreispitz über den Kopf. Die Feder wurde so über der Krempe drapiert, daß die Federkiele Alex in die Stirn hingen.
    »Ja«, meinte Nick, während er ein paar Schritte zurücktrat und seinen Freund kritisch musterte, »so könnte es gehen. Was hast du nun vor? Willst du durch die Straßen reiten und die Soldaten erschrek- ken, die eure Mädchen abküssen? «
    »So was Ähnliches. « Nun, da Nick die Verkleidung bekommen hatte, die er sich wünschte, wußte er nicht mehr genau, was er damit eigentlich bezwecken wollte.
    »Ganz hinten im Stall steht ein wunderschöner Rappe. Und wenn du von deinem Ausflug zurückkommst, trinken wir auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher