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Liebe ist staerker als Haß

Titel: Liebe ist staerker als Haß
Autoren: Jude Deveraux
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durchschneiden. Aber dein Tod würden den offenen Krieg bedeuten, und das will ich nicht.«
    Ihr Lachen verwandelte sich in Zorn. »Ihr Howards bedeutet mir weniger als nichts. Habe ich dir nicht gezeigt, was ich von deinem Kuß halte?« Mit dem Kopf deutete sie auf den blutigen Verband um seinen Oberkörper.
    Dann trat sie von ihm zurück und warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Der Kuß eines Mannes würde mich freuen, aber nicht der eines Schwächlings ohne Rückgrat, wie du einer bist. Oliver Howard schämt sich bestimmt seines jüngsten Bruders - und das sollte er auch.«
    Sie ging zu dem Pferd und saß auf. »Am Waldrand werde ich dein Pferd laufenlassen, denn ich will nicht, daß meine Brüder mich auf einem Pferd der Howards sehen. Ich werde ihnen auch nicht sagen, daß eure Männer mich heimtückisch überfallen haben und du mir einen Kuß geraubt hast. Meine Brüder haben Männer schon wegen geringerer Ursachen getötet.«
    Und mit einem letzten Blick auf ihn: » Selbst die Howards verdienen es nicht, einen Bruder zu haben, der kein richtiger Mann ist.«
    Als sie das Pferd wendete, war Tearle schon auf den Beinen. Doch bevor er ihr in die Zügel fallen konnte, war sie auf und davon.
    Zornesröte stieg ihm in das blasse Gesicht. Kein richtiger Mann?! Sein Bruder sollte sich seinetwegen schämen? Ein Schwächling ohne Rückgrat?
    Er? Er, Tearle Howard, ein Schwächling? In Frankreich hatte er schon als Jüngling Turniersiege erfochten. Er hatte alle besiegt, die gegen ihn antraten. Die Frauen hatten sich ihm an den Hals geworfen. Die Frauen hatten ihn angebettelt, daß er sie küssen möge. Und doch... dieses knabenhafte Mädchen hatte gesagt, sein Kuß wäre nicht der eines Mannes!
    Als ob sie einen Kuß vom anderen unterscheiden könnte! Als ob sie eine Frau wäre, die etwas vom Küssen verstand - oder überhaupt von etwas. Sie kannte doch nichts außer Schwertern, Kriegen ... und Pferden. Sie müßte erst eine richtige Frau werden, um beurteilen zu können, was der Kuß eines Mannes war. Sie müßte erst...
    Abrupt unterbrach er seine schweigenden Vorwürfe und fing an, leise zu lachen. Vielleicht hatte er sich ein wenig zu hilflos gestellt. Aber es war nett gewesen, wie sie sich über ihn gebeugt hatte, um ihn aufzurichten. Als sie Brust an Brust gelehnt hatten, hatte er eine harte Binde an ihrem Körper gespürt. Wahrscheinlich mußte sie ihre Brüste einschnüren, um nicht zu verraten, daß sie kein Jüngling war.
    Was für ein vergebliches Bemühen, dachte er, wo doch jede ihrer Bewegungen deutlich ihr weibliches Wesen verriet! Wie sie jemand für einen Jüngling halten konnte, war ihm unbegreiflich.
    Ein Jüngling wäre nie zurückgekommen, um sich zu vergewissern, daß sein Feind wohlauf sei. Andererseits hätte Tearle auch nie einen Jüngling geküßt und so erst die Veranlassung zu dem Messerstich gegeben. Wie dem auch sei - ein Jüngling wäre nie zurückgekommen.
    An einen Baum gelehnt, schloß er für einen Weile die Augen. Sie war doch ein anziehendes Mädchen, voller Leidenschaft und Zorn, aber mit einem weichen Kern. Sie war sich gar nicht bewußt, welche Wirkung sie auf einen Mann ausüben konnte. Sie war ganz anders als andere Frauen, die sich spröde stellten, mit einem flirteten und lockten. Sie würde immer das sagen, was sie meinte.
    Er stieß sich von dem Baum ab und dachte: Wahrscheinlich werde ich sie nie Wiedersehen.
    Dann machte er sich zu Fuß auf den Weg. Vielleicht, dachte er, treffe ich bald auf die Männer meines Bruders. Wenn jemand wissen konnte, was die Peregrine-Familie vorhatte, so war es sein Bruder. Oliver wäre zweifellos glücklich, wenn er erführe, daß sein jüngerer Bruder anfing, sich für die Familie des Feindes zu interessieren.
    Zared schaute aus dem kleinen, steingerahmten Fenster auf die Leute auf dem Übungsgelände tief unter ihr herab. Zwei Tage Einschluß im Turmzimmer bei Wasser und Brot waren die Strafe dafür, daß sie ihre Brüder zu Tode erschreckt hatte. Als sie nach Hause gehumpelt kam, hatte Severn sie eine volle Stunde lauthals beschimpft. Rogans Zorn war noch größer gewesen, denn er hatte sie in einer Weise angeschaut, daß sie sich so klein wie ein Wurm vorgekommen war.
    Wenigstens waren durch Severns Gebrüll längere Entschuldigungsreden überflüssig geworden. Zared hatte gerade noch murmeln können, sie habe Lust auf einen Ausritt bekommen, aber Severns Hengst hätte sie unterwegs abgeworfen, und so hätte sie den Rückweg zu Fuß
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