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Liebe Hoch 5

Liebe Hoch 5

Titel: Liebe Hoch 5
Autoren: Adriana Popescu , Katrin Koppold , Ivonne Keller , Katelyn Faith , Nikola Hotel
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Mitglieds-Karte zurück, und den Brief … den brauchen Sie ja jetzt nicht mehr«, sagte ich und zerriss ihn in kleine Fetzen, die ich unauffällig unter dem Tisch verschwinden ließ. Frau Schwellenbach bedankte sich noch einmal freudig. Als sie sich abwandte, rief ich ihr hinterher: »Grüßen Sie Anka von mir!« Dann schüttelte ich über mich selbst den Kopf.
    Unterdessen hatte jemand meine Verwirrung ausgenutzt und mir ein Buch auf die Theke gelegt, ohne auf seine Quittung zu warten. Na, dem würde ich was erzählen! Ich ließ den Scanner über den Buchdeckel wandern, bis der Piepton ertönte. Cornelius Brückner , las ich den Namen des Büchereimitglieds auf dem Bildschirm und dann den Buchtitel Anne Elliot . Sofort klingelte es bei mir. Das war doch der Mann mit dem wippenden Gang gewesen. Derjenige, der sich freiwillig Jane Austen auslieh, um die Frauen besser zu verstehen. Anscheinend hatte ihn die Geduld sehr schnell verlassen, denn er konnte das Buch unmöglich in dieser kurzen Zeit ausgelesen haben. Aber das hatte ich nicht anders erwartet.  
    Sie hatte ihn gesehen! Wie sollte man auch eine Lektüre interessant finden, bei der solche schwärmerischen Sätze ausgestoßen wurden?  
    Mit der Hand fuhr ich über den Umschlag. Ich meinte beinahe, das Leinen durch die Schutzfolie zu fühlen. So weich, als wäre es von liebkosenden Händen glattgestrichen worden; als hielte es die Wärme fest, die andere beim Lesen empfunden haben mussten.
    Der Zettel, den ich geschrieben hatte, klebte immer noch auf dem Deckblatt. Cornelius Brückner hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihn abzureißen. Nachdenklich zupfte ich das Post-it ab und wollte es schon in den Papierkorb werfen, da fiel mir der Smiley auf, der darauf prangte.
    Sie haben faszinierende Augen , las ich meine eigene Handschrift. Ich werde sicher heute Nacht davon träumen.  
    Was zum Teufel hatte das zu bedeuten? Das hatte ich doch nicht geschrieben!  
    Ich besah mir die Rückseite. Und dort stand:
    Danke für das Kompliment. Ich finde, Sie haben ebenfalls wunderschöne Augen. In einem Rauchgrau wie süßer Elefantenatem.
    Süßer Elefantenatem! War der noch ganz dicht? Empört knallte ich den Buchdeckel zu.
    Erst gegen Abend hatte ich die Zeit, genauer über diesen seltsamen Tag nachzudenken. Nicht nur über die unsinnige Mahnung, die Frau Schwellenbach bekommen hatte, oder das zweifelhafte Kompliment von Cornelius Brückner. Sondern vor allem über die Schmeichelei, die ich zu Papier gebracht hatte. Was war nur los mit mir? Hatte dieser Mann mich so gefesselt, dass ich unbewusst etwas ganz anderes geschrieben hatte, als ich eigentlich wollte?
    Ich räumte den Abendbrottisch ab und sortierte das Geschirr sorgsam in die Spülmaschine. Den Teller nach vorne und das Messer in die obere Ablage mit exakt demselben Abstand zu den anderen. Mit energischen Bewegungen wischte ich die Küchentheke sauber.
    Der Kerl konnte unmöglich mich gemeint haben. Na gut, ich hatte graue Augen. Aber das war sicher nur ein Zufall. Ganz abgesehen davon, dass sie nicht aussahen wie Elefantenatem. Genau genommen hatte Elefantenatem so wenig eine Farbe wie Menschenatem. Dieser Vergleich war also weder romantisch noch besonders sinnig. Was für ein Idiot!
    Mit dem Küchenhandtuch rubbelte ich die Ablage trocken.
    Ob er meine Augen tatsächlich schön fand?, überlegte ich und hängte das Handtuch über den Halter. Mit spitzen Fingern zog ich daran, bis die Seiten auf selber Höhe nebeneinanderhingen. Was für eine Augenfarbe hatte er eigentlich? Das Einzige, was mir in Erinnerung geblieben war, war das Grübchen neben seinem Mundwinkel. Das hatte wirklich sehr nett ausgesehen. So nett, dass man gerne einmal den Finger hineinbohren würde. Also nicht ich!, sagte ich mir schnell, aber bestimmt die Frau, die ihn liebte.
    Liebe. Da war es schon wieder. Als ob es keine anderen Dinge gäbe, über die es sich lohnte, nachzudenken. Zum Beispiel, warum ich Anne Elliot in meine Handtasche gesteckt hatte. Das passte nicht zu mir. Und außerdem war es verboten, einfach so Bücher aus der Bücherei mitzunehmen.  
    Mit gemischten Gefühlen zog ich das Buch aus meiner Tasche und setze mich damit aufs Sofa. Und weil ich ohnehin nichts anderes zu tun hatte, klappte ich es auf und begann darin zu lesen.
    Man versteht die Frauen nicht besser, wenn man dieses Buch gelesen hat. Man versteht sich selbst nicht mehr , hatte ich auf den Zettel geschrieben, den ich auf den Buchdeckel klebte. Ich
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