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Liebe auf südlichen Straßen

Liebe auf südlichen Straßen

Titel: Liebe auf südlichen Straßen
Autoren: Horst Biernath
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Feltrinelli, die wir pachten möchten, damit Mamina sich nicht mehr im Garten abzuschinden braucht und Pap-pa Pietro seine kranke Brust schonen kann...«
    »Ich weiß, deine Mamina hat mir von diesen Plänen erzählt. Und ich habe mich ihr angeboten, euch zu helfen. Aber leider hat sie mein Anerbieten bisher abgelehnt.«
    »Deh!« rief er mit einem Gesicht, als hätte er im Eis eine ranzige Nuß gefunden, »das ist es ja eben! Ich habe es gehört. Ach, Mamina ist tüchtig wie keine andere, aber sie ist eine schlechte Geschäftsfrau. Sie will alles mit Sparen schaffen! Aber ich frage mich und ich frage auch sie oft genug, wie sie mit Sparen zu einer Million Lire kommen will. So viel verlangt nämlich Signora Donatello fürs erste. Es ist nicht teuer, wenn man das Geschäft kennt. Eine halbe Million für die Jahrespacht und einmalig eine weitere halbe Million als Abfindung für die Espressomaschine, den Eisschrank und das übrige Inventar. Die gute Hälfte der Summe haben wir bereits auf der Bank von Gargnano. Und wenn man Signora Donatello ein wenig in die Zange nimmt, dann läßt sie sicherlich noch mit sich handeln. Aber es müßte bald geschehen, ehe andere Interessenten den Braten riechen. Und es ist ein fetter Braten, glauben Sie mir!« — Er hatte sich so in Eifer geredet, daß seine Cassata oder der Rest davon im Teller zu einer milchigen Brühe zerschmolzen war, in der kleine Brocken von Nußkernen und kandierten Früchten schwammen.
    Lorenz machte im Kopf einen Überschlag. Eine halbe Million Lire waren rund dreitausendfünfhundert Mark...
    »Ich habe heute vormittag wieder mit deiner Mamina gesprochen, Lorenzo, und ich habe das Gefühl, daß sie meinem Angebot heute nicht mehr ganz so ablehnend gegenübersteht wie gestern...«
    »Ist das wahr?« rief er erfreut, »und Sie wären reich genug, um uns mit solch einer gewaltigen Summe beizustehen?«
    »Ich habe natürlich nicht so viel Geld bei mir... Das heißt, ich habe noch ziemlich hohe Ausgaben vor mir...«
    »Aber Signore, Sie brauchen doch keinen soldo bar auf den Tisch zu legen! Wenn Sie bei Signora Donatello nur für uns bürgen wollen, daß sie uns mit der Ablösesumme ein wenig Zeit läßt, ein halbes Jahr vielleicht, das wäre Hilfe genug! Bis dahin haben wir es leicht selber geschafft. Die Saison dauert hier bis in den November hinein, und die Fremden lassen eine Menge Geld in der Cafeteria. Schauen Sie einmal am Abend hinein, sie ist bummsvoll! Signora Donatello würde das Geschäft ja auch nie aufgeben, wenn sie nicht so dick und so schwach auf den Füßen wäre. Eine Frau wie ein Elefant mit den Beinchen einer Bachstelze, wahrhaftig!«
    »Gut, Lorenzo, die Sache ist abgemacht. Ich werde mit Signora Donatello sprechen. Aber sag deiner Mamina vorläufig nicht davon, hörst du? Wir stellen sie einfach vor vollendete Tatsachen.«
    »Vollendete Tatsachen, das ist sehr gut, Zio Lorenzo! Und wie ich meine Mamina kenne, findet sie sich mit vollendeten Tatsachen ab. Wann wirst du Signora Donatello besuchen?«
    »Noch heute nachmittag. — Aber jetzt muß ich aufbrechen. Ich bin nämlich ein wenig beunruhigt. Meine Frau ist — nun, wie soll ich es dir sagen? — sie war nicht im Zimmer, als ich aufwachte, und ich habe sie seitdem nicht gesehen...«
    »Wie solltest du sie auch gesehen haben, Zio Lorenzo? Sie ging doch heute früh nach Bogliaco, um sich das Schloß und die Gartenanlagen anzusehen.«
    »Woher weißt du das?!«
    »Sehr einfach, ich begegnete ihr auf dem Schulweg und hatte noch ein wenig Zeit und begleitete sie ein Stück, bis sie das Schloß sah und den Weg nicht mehr verfehlen konnte. Eine sehr schöne Dame, deine Frau, Zio Lorenzo, nur schade, daß man mit ihr nicht reden kann. Und als ich heimging, sah ich sie vor dem Haus der Ingenieure sitzen und sich mit Signora Dellarossa unterhalten. Ich winkte ihr zu, und sie winkte zurück und rief >buon giorno, Lorenzo! <«
    »Mein Gott!« rief Lorenz und sprang auf, »und das sagst du mir erst jetzt?«
    »Ich hätte es dir gleich sagen können, wenn du mich danach gefragt hättest, Zio Lorenzo. Aber ich verstehe nicht, weshalb du so aufgeregt bist. Der Garten des Schlosses ist doch nicht so groß, daß man sich darin verirren kann, eh?« Er sah Lorenz etwas verwundert an und konnte es sich nicht erklären, weshalb »Zio Lorenzo« es plötzlich so eilig hatte, daß er in dieser lähmenden Mittagsglut, in der sogar die Katzen den Schatten aufsuchten, neben ihm herlaufen mußte. »Es bleibt doch
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